Zurück
payoff Trading Desk

Richemont: Wie gross sind die «Luxusprobleme»?

14.05.2020 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Am Freitag veröffentlicht Richemont die Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 (per 31. März). Neben den nackten Zahlen dürften Analysten und Investoren insbesondere den Dividendenvorschlag sowie die Prognose des Luxuskonzerns unter die Lupe nehmen.

Langsam aber sicher geht die Berichtssaison zu Ende. Im SMI läuft morgen mit den Resultaten von Richemont der Reigen an Unternehmensberichten aus. Der Luxusgüterkonzern veröffentlicht die Resultate für das vierte Quartal sowie das gesamte Fiskaljahr 2020 (per 31. März 2020). Am 17. Januar hat der Konzern ein überraschend solides Zahlenwerk für die ersten neun Monate präsentiert. Daraufhin sah es kurzzeitig danach aus, als könne der Large Cap nach oben aus einem zähen Abwärtstrend ausbrechen.

Von wegen: Im Zuge der Corona-Krise stürzte die Richemont-Aktie auf das tiefste Niveau seit Ende 2011 ab. Zwar hat das Papier seit Mitte März Boden gut machen können. Doch während viele andere Aktien in dieser Zeit v-förmig nach oben drängten, gleicht die Erholung hier eher einem «L». In dieser wackeligen Konstellation kommt der Argwohn vieler Investoren hinsichtlich des gesamten Luxussektors zum Ausdruck. Der Corona-Lockdown trifft die Anbieter von Schmuck, kostspieligen Uhren sowie schicker Mode und feinen Spirituosen nicht nur in Form der gross angelegten Ladenschliessungen. Hinzu kommt, dass der globale Tourismus als wichtige Ertragsquelle mehr oder minder zum Erliegen gekommen ist.

Einbruch auf der Zielgeraden

Dementsprechend dürfte die Krise das Wachstum von Richemont regelrecht haben. In den ersten drei Quartalen konnte das Unternehmen den Umsatz um 8% (5% zu konstanten Wechselkursen) steigern. Geht es nach den durchschnittlichen Analystenschätzungen, dann sind die Erlöse im Gesamtjahr nur noch um 2% vorangekommen. Auf der Zielgeraden der Periode dürfte sich vor allem der grosse Anteil des früh vom Coronvirus ausgebremsten chinesischen Marktes negativ bemerkbar gemacht haben. Jon Cox, Analyst bei KeplerCheuvreux, rechnet für das vierte Quartal im Konzern mit einem Umsatzrückgang von mehr als einem Viertel.

Folgerichtig hat der Branchenkenner für 2020 eine schwächere Profitabilität sowie einen deutlich geschrumpften Cashflow auf dem Zettel. Konkret geht Cox davon aus, dass der Mittelzufluss im abgelaufenen Geschäftsjahr um 30% abgenommen hat. Gleichwohl rechnet er damit, dass Richemont an der Dividendenzahlung festhält. Der Analyst verweist auf das Credo des Konzerns, die Ausschüttung unter jedweden Umständen zu erhöhen. Mit dieser Einschätzung ist KeplerCheuvreux nicht alleine: Laut Reuters zeigt der Konsens für 2020 eine Dividende von CHF 1.76 je Aktie – daraus errechnet sich eine ordentliche Rendite von 3.3%.

Wenn sich das Management am morgigen Freitag ab 9:30 Uhr an einem Audio-Webcast zu Wort meldet, wird neben dem Gewinnverwendungsvorschlag der Ausblick im Fokus stehen. Schliesslich dürfte Covid-19 den Sektor vor allem im laufenden zweiten Quartal stark belasten. Obwohl das Geschäft in China langsam wieder anläuft, befürchtet Goldman Sachs im weltweiten Luxusmarkt einen Umsatzrückgang von 70%. Im gesamten 2020 könnten die Erlöse der US-Bank zufolge um 30% schrumpfen. Interessant wird, ob Richemont diese Skepsis teilt. Gleichzeitig versprechen mögliche Aussagen zum Online-Segment Spannung. Mit Yoox-Net-A-Porter zählt die führende Internet-Plattform für Luxusartikel zur Gruppe. Insofern könnte Richemont von einer beschleunigten Migration des Marktes in Richtung E-Commerce profitieren.

Anlagekonklusion:

Vor dem dem Zahlentermin ist der SMI-Titel an der 55-Tage-Linie abgeprallt. Positive News könnten die Initialzündung für eine weiteren Anlauf in Richtung des gleitenden Durchschnitts liefern. Eine auf diesem Szenario basierende Trading-Position lässt sich mit dem Long Mini-Future CBH131 realisieren. Momentan zeigt das von der Société Générale (ehemals Commerzbank) auf Swiss DOTS sowie an der BX Swiss gehandelte Produkt einen Hebel von rund 6. Sollte Richemont dagegen enttäuschen respektive der gestern zurückgekehrte Verkaufsdruck anhalten, wäre das Short-Pendant CBP8P0 die bessere Wahl.

 

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken