Zurück
payoff Opinion Leaders

Risiken mit verlässlichem Rahmen besser managen

17.11.2020 4 Min.
  • Andrew Bogle and Kevin O'Neil, Research Analysts

Der Begriff «Risikomanagement» ist in der Investmentbranche weithin anerkannt, wird aber nicht notwendigerweise universell genutzt. Wo liegen die Grenzen des Risikomanagements – und wann ist es effizient?

Bei Brandywine Global bedeutet Risikomanagement letztendlich, den dauerhaften Verlust von Kundenkapital zu minimieren. Darüber hinaus ist das Risikomanagement besonders wichtig, wenn es sich um ein sektorübergreifendes Management handelt, das zahlreiche performancesteigernde Faktoren enthält. Es gibt viele Ansätze für das Risikomanagement, die sich in Methode, Komplexität und Ergebnis unterscheiden. Allen gemeinsam ist das Ziel, den Portfoliomanager auf die potenziellen Quellen künftiger Volatilität aufmerksam zu machen. Ob es sich um eine Value-at-Risk-Analyse, eine Monte-Carlo-Simulation oder einen Bericht über die Leitzinsdauer handelt: Jedes dieser Elemente spielt eine wichtige Rolle im Anlageprozess.

Wie soll sich ein Portfoliomanager in Anbetracht all dieser Informationen verhalten? Der erste Schritt besteht unserer Meinung nach darin, einige der Schwächen der meisten Risikomanagement-Instrumente zu akzeptieren. Die meisten traditionellen Methoden verwenden historische Erfahrungswerte zur Prognose künftiger Ergebnisse. Dieser Ansatz ist zwar theoretisch fundiert, aber ein einfacher Rückblick auf das Jahr 2020 würde nahelegen, das Unerwartete zu erwarten, da «nie dagewesene Zeiten» möglicherweise nur eine Pandemie entfernt sind. Beziehungen zerbrechen aufgrund säkularer Verschiebungen – und Wertpapiere, die früher als ausgleichendes Element dienten, können nun in die gleiche Richtung gehandelt werden.

In ähnlicher Weise halten wir es für wichtig zu wissen, welche Faktoren in manchen dieser Instrumente unberücksichtigt bleiben. Wie modelliert ein Risikomanagementsystem etwa eine Bilanz der US-Notenbank in Höhe von 7 Billionen US-Dollar? Wie steht es mit den staatlichen Rekorddefiziten und der scheinbar grenzenlosen geldpolitischen Unterstützung? Letztendlich sind die veröffentlichten Daten nur so gut wie die verwendeten. Sind die Instrumente, mit denen Investitionsentscheidungen getroffen werden, unvollständig, muss dies der Investmentmanager berücksichtigen und sich darauf einstellen.

Auf künftige Unwägbarkeiten berechenbar reagieren

Unser Standpunkt bestand schon immer darin, das reine Ergebnis der Risikomanagementanalyse als viel weniger wichtig zu erachten als ihre Interpretation. Wir sind der Meinung, dass einer der kritischsten Schritte beim Risikomanagement darin besteht, einen Prozess um den Umgang mit Unwägbarkeiten herum aufzubauen. Dies bedeutet, den prognostizierten Ergebnissen Wahrscheinlichkeiten zuzuordnen, unvollständige Informationen anzuerkennen und einen umfassenden Rahmen dafür zu schaffen, wie sich künftige Ereignisse auf die Vermögenspreise auswirken können. Dies bildet die Grundlage für die Bewertung von Positionen, die Beurteilung des Überzeugungsgrades und die Bereitstellung einer echten Diversifizierung des Portfolios. Dieser Prozess wurde kürzlich im Zusammenhang mit den jüngsten Wahlen in den USA auf die Probe gestellt. Angesichts der Tatsache, dass sich Kapitalanlagen mit Blick auf die Vielzahl der politischen Ergebnisse unterschiedlich entwickeln würden, wurden die Portfolios auf der Grundlage der Wahrscheinlichkeitseinschätzung des Unternehmens entsprechend positioniert.

Letztendlich ist es unser Ziel, uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln so gut wie möglich zu informieren, um zu fundierten Wahrscheinlichkeiten künftiger Ergebnisse zu gelangen. Dieser Prozess wird täglich in Frage gestellt und verfeinert, um geänderte Perspektiven aller Mitglieder des Anlageteams zu berücksichtigen. Das Ergebnis ist ein Portfolio, das uns zuversichtlich stimmt, berechenbar zu reagieren, wenn sich zukünftige Unwägbarkeiten abzeichnen.

Zwischen Volatilität und Ergebnissen unterscheiden

Letztendlich ist das Risikomanagement nur so gut wie das Ergebnis. Das Management der ex-post oder realisierten Volatilität ist bei Brandywine Global wichtiger als das Management des prognostizierten oder ex-ante-Risikos. Tatsächlich waren wir in vielen Fällen der Ansicht, dass Ex-ante-Risikoerhöhungen in der Regel eher mit einer möglichen Chance korrelieren als ein inhärentes Problem zu signalisieren. Wie aus den beiden nachstehenden Diagrammen hervorgeht, folgten auf die jüngsten Spitzen der impliziten Volatilität, gemessen am MOVE-Index, in der Folge eine erhebliche Spreadeinengung bei High Yield-Unternehmensanleihen. Letztlich kommt es nicht auf die Komplexität der Instrumente selbst oder die Perfektion des Risikomanagement-Rahmens an. Es sind die tatsächlichen Drawdowns und Sharpe-Ratios, die für einen Investmentmanager die Effizienz des Risikomanagements definieren.

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken