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payoff Focus

Ritt auf der Rasierklinge

04.05.2023 9 Min.
  • Serge Nussbaumer
    Chefredaktor

Die Lage an den Börsen ist angespannt und eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Wir analysieren die Situation und zeigen auf, mit welchen Produkten Anleger trotz aller Unsicherheiten auf Renditejagd gehen können.

Inflation, Zinsen, Bankenkrise und eine gefürchtete Rezession waren im Börsenjahr 2023 die bisher ausschlaggebenden Themen. Daran dürfte sich so schnell nichts ändern, denn das Themen-Quartett wird auch in den kommenden Monaten die Entwicklungen an der Börse massgeblich beeinflussen. Um sich eine Meinung darüber bilden zu können, wohin die Reise geht, ist also eine genaue Analyse der Lage entscheidend.

Getrennte Wege

Ein untrennbares Paar sind Zinsen und Inflation. Aufgrund der galoppierenden Teuerung ist das Zinsniveau innerhalb kurzer Zeit so deutlich nach oben gesprungen wie selten zuvor. So wurde in den USA der Leitsatz innerhalb von nur 12 Monaten um 475 Basispunkte erhöht. Damit lancierte die Fed den schärfsten Zinsanhebungszyklus der vergangenen 30 Jahre. Zuletzt haben die Preissteigerungen aber an Dynamik verloren und so stellt sich zu Recht die Frage, ob die Leitsätze noch weiter steigen müssen? Die Signale aus der US-Notenbank deuten darauf hin, dass die Nähe des Leitzinshochs bereits erreicht ist. So könnte es auf der kommenden Sitzung des Offenmarktausschusses am 3. Mai zu einem vorläufig letzten Zinsschritt im Umfang von 25 Basispunkten kommen. Laut dem CME Fedwatch-Tool rechnet eine Mehrheit von 74.7% mit einem derartigen Schritt und in der zweiten Jahreshälfte dann mit einer Wende.

Etwas anders stellt sich die Lage in Europa dar. Während in den USA die Kerninflationsrate zuletzt gefallen ist, verharrt sie in der Eurozone auf hohem Niveau. «Von Inflationsberuhigung kann im gemeinsamen Währungsraum bislang nicht die Rede sein», konstatiert Dr. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Seiner Meinung nach hat die EZB noch viel Arbeit vor sich. «Da sich die Nervosität inzwischen deutlich gelegt hat und die Finanzmärkte wieder bei guter Laune sind, dürfte die EZB im Mai eine erneute Zinsanhebung um 25 Basispunkte beschliessen», schlussfolgert der Experte. Auch an den zwei darauffolgenden Sitzungen rechnet er mit weiteren Schritten. Das gilt ebenso für die SNB, die im Juni und im September die Zinsschraube erneut um jeweils 25 Basispunkte anziehen könnte.

Rezessionsgefahr bleibt

Den nötigen Spielraum für eine restriktivere Geldpolitik gibt den Währungshütern die weiterhin robuste Konjunktur. Allerdings droht sich das wirtschaftliche Umfeld in den kommenden Monaten einzutrüben. So sind die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW befragten Finanzmarktanalysten hinsichtlich des weiteren Konjunkturverlaufs skeptisch. Die Erwartungen für die grösste Volkswirtschaft Europas, Deutschland, sind im März von 13.9 auf 4.1 Punkte gefallen. Während die Industrie von den wieder besser funktionierenden Lieferketten und der Öffnung der chinesischen Wirtschaft profitiert, leidet der private Konsum weiterhin unter hohen Inflationsraten. Die Einzelhandelsumsätze sind nun bereits seit einem Jahr auch in realer Betrachtung gegenüber dem Vorjahr rückläufig. «Die Rezessionsgefahren mögen kurzfristig nicht akut sein, doch ebben die Produktionsnachholeffekte aufgrund der besser funktionierenden Lieferketten ab, und so könnte im weiteren Jahresverlauf noch Ungemach drohen», sagt Ökonom Gitzel.

Pessimismus nimmt zu

Auch die USA ist noch nicht aus dem Schneider. So tauchte der Konjunkturindex der Fed Philadelphia, einer der wichtigsten Frühindikatoren für die Lage der US-Wirtschaft, im März auf minus 31.3 Punkte nach minus 23.2 im Februar ab. Volkswirte hatten mit einer Verbesserung auf minus 19.2 Zähler gerechnet. Auch die Einnahmen der US-Einzelhändler sanken im März überraschend um 1.0% zum Vormonat. «Diese Zahlen deuten darauf hin, dass sich die Wirtschaft tatsächlich so weit verlangsamen könnte, dass wir uns eher um eine Rezession als um eine Inflation sorgen müssen», kommentiert Robert Pavlik, Portfoliomanager bei Dakota Wealth, die Lage. Die US-Konsumstimmung ist im April ebenfalls überraschend stark gesunken. Das Barometer für die Verbraucherlaune fiel um 2.7 auf 101.3 Punkte, Ökonomen hatten mit 104.0 Zählern gerechnet. «Die Verbraucher sind pessimistischer geworden, was die Aussichten sowohl für die Wirtschaft als auch für den Arbeitsmarkt betrifft», sagte Conference Board-Experte Ataman Ozyildirim. 

Während sich das Wechselspiel aus Inflation, Zinsen und Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf also fortsetzen dürfte, kann auch bei der Bankenkrise noch keine endgültige Entwarnung gegeben werden. Der Credit Suisse-Deal mit der UBS ist zwar in trockenen Tüchern und in den USA zerstreuen die Quartalsberichte der Finanzinstitute die Ängste vor einer globalen Bankenkrise. Zum Beispiel machte JP Morgan dank eines abermals gestiegenen Zinsüberschusses und Rekorderträgen USD 12.6 Milliarden Gewinn, ein Plus von 52%. Allerdings dämpften die jüngsten Geschäftszahlen der US-Regionalbank First Republic mit einem immensen Einlagenabfluss von mehr als USD 100 Milliarden die Euphorie. «Diejenigen, die an die Bankenkrise bereits einen Haken gemacht haben, könnten das zu früh getan haben», merkt Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners an.

Unternehmensergebnisse im Fokus

Die generellen Quartalsergebnisse könnten der Schlüssel für den Aktienmarkt in den kommenden Wochen sein. Die Aussichten sind bislang wenig rosig: Für den S&P 500 erwarten Analysten eine Gewinnschmälerung um 6.2%. Dies wäre nicht nur der grösste Rückgang seit dem 2. Quartal 2020, sondern auch das zweite Vierteljahr in Folge mit einem Minus, was letztlich den Beginn einer Gewinnrezes-sion markieren würde. Ganz abschreiben sollte man die Berichtssaison aber dennoch nicht. «Sie könnte ähnlich überraschen wie zu Beginn des Jahres. Das heisst, alle haben sich auf das Schlimmste vorbereitet, und als es dann zwar schlimm, aber nicht so schlimm wie erwartet kam, stiegen die Kurse weiter», analysiert Konstantin Oldenburger vom Brokerhaus CMC Markets. Hoffnung macht auch, dass die Berichtssaison laut dem Datenprofi FactSet im Vergleich zu den letzten beiden Quartalen bereits besser begonnen hat. Nachdem knapp ein Fünftel der Ergebnisse vorlagen, haben 76% die Gewinnerwartungen übertroffen. Insgesamt meldeten die Unternehmen Gewinne, die 5.8 % über den Schätzungen lagen. Auf der Gewinnseite könnte auch allmählich das Tal durchschritten sein. Selbst wenn die Nettogewinnmarge für das Quartal ein siebtes Mal in Folge zurückgehen wird, rechnen Analysten
mit einer klaren Besserung im Rest des Jahres. Von aktuell 11.2% soll sich die durchschnittliche Rentabilität der S&P-Mitglieder wieder in Richtung 12% bewegen.

Hierzulande präsentieren sich die Grosskonzerne bislang ebenfalls mit gemischten Ergebnissen. Positiv stechen ABB, Novartis und Nestlé hervor. Die beiden Erstgenannten verzeichneten einen derart dynamischen Start, dass sie die Jahresprognosen anhoben. Auch Nestlé konnte die Erwartungen der Analysten schlagen, hielt aber die Jahresziele bisher «nur» aufrecht. Weniger gut lief es bei Roche. Sinkende Verkäufe von Covid-Tests haben den Konzern zum Jahresauftakt gebremst. Im gesamten Jahr erwartet der Pharma-Riese weiterhin rückläufige Erlöse sowie einen sinkenden Gewinn.

Die Mischung macht’s

In diesem unsicheren Umfeld ist es wahrlich nicht einfach, die richtige Anlageentscheidung zu treffen, zumal sich die Börsen in den vergangenen Monaten im Rallyemodus befanden. Historischen Untersuchungen zufolge schliessen sich steigende Kurse bei einem gleichzeitigen wirtschaftlichen Abschwung aber nicht aus. Laut den Experten von ERCI traten derartige Kursaufschwünge zu Beginn von vier der sechs Rezessionen zwischen Mitte der 1970er-Jahre und der Finanzkrise 2008/09 auf. Dennoch kann es auf dem aktuellen Niveau der Aktienmärkte nicht schaden, das Portfolio nicht komplett «high-risk» auszurichten. Denn allein schon angesichts der zuletzt guten Performance steigt auch das Risiko von Rückschlägen.

Für risikoaverse Anleger oder zur Depotbeimischung eignen sich bestens Kapitalschutz-Zertifikate. Aussichtsreich erscheint das «Capital Protection Certificate with Participation» UJKLTQ von Leonteq auf den SMI. Das Produkt bietet einen vollständigen Kapitalschutz und nimmt zugleich bis zum Cap bei 13’760 Punkten 1:1 an möglichen Avancen des Index teil. Damit verpassen Anleger keinen Aufwärtstrend, sind aber gleichzeitig vor schmerzhaften Verlusten geschützt. Vorsicht: Der Sicherheitsmechanismus greift erst am Laufzeitende, während der Laufzeit kann das Produkt auch unter den garantierten Mindestrückzahlungsbetrag abtauchen.

Quelle: baha

Eine aussichtsreiche Strategie erscheint uns auch die Dividendenstrategie. Ausschüttungsstarke Titel können nämlich durch ihren defensiven Charakter Schutz in volatilen Zeiten bieten. «Unternehmen priorisieren derzeit – anders als bei vergangenen Krisen – die Ausschüttung von Dividenden an Investoren», sagt Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst Asset Management. Dividenden sind nämlich ein Signal an den Kapitalmarkt, dass ein Unternehmen weiterhin über ein erfolgreiches Geschäftsmodell mit angemessener Profitabilität und einer robusten Bilanz verfügt, selbst wenn es mit einer konjunkturellen Verschlechterung der allgemeinen Lage rechnet. Nach der Finanzkrise 2008 dauerte es in Europa bis 2013, bis neue Dividendenhöchststände im STOXX 600 erreicht wurden. Im Vergleich dazu werden nach dem europäischen Dividendenrekord 2019 bereits in diesem Jahr neue Bestmarken erwartet. Umgesetzt werden kann diese Strategie mit dem Tracker-Zertifikat QIXEUU auf den QIX Dividenden Europa. Das Produkt bietet gegen eine Verwaltungsgebühr von 1.50% p.a. eine diversifizierte Anlage in 25 europäische Unternehmen, die durch bestimmte Qualitäts- und Bewertungskriterien ausgewählt werden. Der Tracker ist soeben auf ein neues Jahreshoch gestiegen.

Quelle: baha

Risikobewusste Naturen können eine Anlage in Technologieaktien in Erwägung ziehen. Die Tech-Konzerne sind schliesslich die grössten Profiteure von einem Ende des aktuellen Zinszyklus, der wie aufgezeigt in den USA als erstes erreicht sein dürfte. Mit dem Mini Future Long PUFABP lässt sich mit einem Hebel von 4.5 auf eine weitere Aufwärtsfahrt des Nasdaq 100 wetten. Der Stop Loss Level bei dem Produkt mit unbegrenzter Laufzeit befindet sich bei 10’240.00 Punkten und liegt somit knapp ein Fünftel vom aktuellen Niveau entfernt. Es muss aber nicht der ganze Index sein, einige Mitglieder überzeugen derzeit mit starken operativen Entwicklungen. Dazu gehört das Unternehmen Microsoft, das in der aktuellen Berichtssaison für ein Highlight sorgte. Der Software-Riese konnte dank des Erfolgs der Cloud-Sparte Azure seinen Umsatz im 1. Quartal rund doppelt so stark steigern wie erwartet. Zudem schwingt noch KI-Fantasie mit. Einem Medienbericht zufolge arbeitet Microsoft sogar an einem eigenen Spezialchip für Anwendungen wie ChatGPT seiner Beteiligung OpenAI. Mit dem Call Warrant MSYJJB lässt sich eine Wette auf mittelfristig höhere Kurse eingehen. Der Schein läuft noch bis März 2024 und verfügt über einen Hebel von 3.85. Mit einem Strike USD 330 befindet sich der Warrant derzeit noch «aus dem Geld».

Quelle: baha

Aber auch hierzulande sind ausgesuchte Long-Wetten möglich. Ein aussichtsreicher Kandidat dafür ist ABB. Nicht nur, dass der Konzern starke Zahlen für das 1. Quartal vorlegte, auch sieht der Vorstand kein Ende des Wachtsums. Die Aktie ist soeben auf ein neues Jahreshoch gestiegen und nimmt nun das im Januar 2022 markierte Allzeithoch bei EUR 34.54 ins Visier. Der Mini Future MABA7V ermöglicht überproportionale Gewinne auf dem Weg zum Gipfel.

Quelle: baha

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