Rohöl: Ruhe vor dem Sturm
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Martin Raab
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) trifft sich schon bald mit ihrem wichtigsten Verbündeten. Dabei könnte es zu einem Strategieschwenk kommen – welcher den Ölpreis nicht kalt lassen wird.
Mit grosser Spannung wird das Eröffnungsspiel der 21. Auflage der Fussball-Weltmeisterschaft heute um 17:00 Uhr erwartet. Es tritt an: Russland gegen Saudi-Arabien. Im grössten WM-Stadion, der Olympiastätte Luschniki in Moskau, geht das Gastgeberland Russland mit Blick auf die Wettquoten als klarer Favorit in der Partie.
Die Welt blickt auf Wien
Nur wenige Tage später treffen die beiden Nationen erneut aufeinander. Dann allerdings nicht in der russischen Hauptstadt, sondern in der österreichischen. Vom 22. Juni an werden die OPEC und Russland in Wien zusammenkommen und darüber konferieren, wie es mit der Ölfördermenge weitergehen wird. Insidern zufolge sprechen sich beide für ein allmähliches Ende der seit eineinhalb Jahren dauernden Produktionseinschränkungen aus. Am Markt macht das Gerücht die Runde, dass die täglich hergestellte Ölmenge um eine Million Barrel erhöht wird.
Dass Russland bereit ist für einen diesbezüglichen Schritt, hat der Kreml bereits klar gestellt. Der Energieminister Alexander Nowak gab gegenüber der Agentur Ria an, dass Moskau eine Fördermenge auf dem Niveau vor Infkrafttreten der Förderbremse erwäge. Sein saudiarabischer Kollege Chaled al-Faleh bläst in das gleiche Horn: Auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg liess er wissen, dass die Ölförderländer «bald die Möglichkeit hätten, das Angebot zu öffnen». Seit Ende 2016 wird das Ölangebot um rund 1.8 Millionen Barrel am Tag gekürzt.
Auf Richtungssuche
Der Ölpreis hat auf diese Spekulationen bereits mit Abschlägen reagiert. Zuletzt verteuerte sich der Rohstoff allerdings deutlich. Auf Sicht von einem Jahr steht bei einem Fass Rohöl der Sorte Brent ein Plus von 59% zu Buche. Der Ölpreis markierte dabei den höchsten Stand seit Ende 2014 und knackte sogar die Marke von USD 80 pro Barrel (159 Liter). Vor allem der Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran sowie die unsichere Lage im ölreichen Venezuela befeuerten den Kurs.
Die aktuelle Konsolidierung findet zwischen USD 75 und 77.50 statt. Aus charttechnischer Sicht wäre es für die Kursentwicklung negativ, wenn der Preis für Brent unter USD 72.50 rutschen würde. Hier befindet sich ein weiterer horizontaler Support. Zudem verläuft in diesem Bereich die Aufwärtstrendgerade. Ein Bruch der Trendlinie könnte die Bären auf den Plan rufen. Auf der Oberseite gilt es dagegen auf die USD 80er-Marke zu achten. Sollte es zu einem Sprung darüber kommen, wäre dies ein Indikator für einen weiteren Lauf nach oben.
Anlagelösungen
Die Entscheidung über die künftige Marschrichtung des Öls dürfte in Wien fallen. Sollte die OPEC und Russland den Ölhahn wieder aufdrehen, könnte dies bärische Entwicklungen nach sich ziehen. In diesem Fall würde der Put Warrant WCODBV seine Stärken ausspielen. Andernfalls würde das Angebotsdefizit wieder in der Vordergrund rücken, was ein neues Mehrjahreshoch nach sich ziehen könnte. Der Call Warrant WCOA9V ist für dieses Szenario ein passendes Produkt. Der Strike befindet sich bei USD 85. Bei beiden Warrants endet die Laufzeit am 26. Oktober 2018.