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payoff Interviews

Roundtable: «Das Portfolio der Zukunft»

30.10.2015 4 Min.
  • Daniel Manser

Die Digitalisierung sorgt in vielen Industriebranchen für starke Umbrüche. Gleichzeitig erlebt die Welt durch Gesellschaftswandel und Umweltveränderungen den Beginn tiefgreifender Veränderungen. Drei Anlage-Experten diskutierten Chancen und Risiken.

Was war bisher in der Menschheit der Megatrend mit dem grössten Einfluss?

Reto Jaeggli: Die Fortschritte im Gesundheitsbereich stellen für uns einen der grössten Megatrends dar. Ein Neugeborenes hat heute im Durchschnitt eine um 15 Jahre höhere Lebenserwartung als vor 50 Jahren. Diesen riesigen Fortschritt verdanken wir der Forschung sowie den vielen Innovationen und neuen Behandlungsmethoden. Wir erachten den Sektor für Investoren deshalb als sehr attraktiv. 

Wie gehen Sie an die Sache heran, wenn sie ein Thema aufgreifen?

Fabiano Vallesi: Wir haben dafür eine zukunftsorientiere Anlagephilosophie mit dem Namen «Next Generation» geschaffen, welches sich mit Megatrends befasst. Ich beschäftige mich mit zwei grossen Anlagethemen: «Digital Disruption» und «Shifting Lifestyles». Diese zwei beinhalten verschiedene Megatrends, denn einzeln betrachtet sind Megatrends in der Regel zu breit um Anlagetechnisch vielversprechend genutzt zu werden. Wir konzentrieren uns deshalb auf die verstärkte Wirkung von mehreren Megatrends auf Wertschöpfungsketten. Dort, wo der Strukturwandel effektiv stattfindet. Nach der Identifikation der Industrien geht es faktisch darum, die Player zu identifizieren, welche davon profitieren, sei es positiv oder negativ. 

Gibt es im Private Banking öfter Anfragen von Seiten der Anleger zu langfristigen Megatrends?

Reto Jaeggli: Ja, wobei wir feststellen, dass Kunden vor allem in guten Zeiten eine eine etwas längere Perspektive einnehmen, resp. ihre Investments danach tätigen. Leider gibt es auch Investoren, die, sobald die Märkte etwas korrigieren, ihre langfristigen Anlageziele kurzerhand über den Haufen werfen und Holdings abstossen. Gerade die eingangs besprochenen Megatrends verlangen aber ein gewisses Durchhaltevermögen sprich, Anleger müssen kurzfristige Erschütterungen der Märkte verkraften können. Damit meine ich nicht, dass man sämtliche einmal getätigte Anlagen à tout prix im Depot behalten soll. Es ist nämlich für den Anlageerfolg sehr wichtig, sich auch von Verlierern, also Anlagen, die die Erwartungen nicht erfüllen oder zum Beispiel 10% oder 20% an Wert verloren haben, zu trennen. Unsere Erfahrung zeigt nämlich, dass das rechtzeitige Loslassen resp. Verkaufen für den Anlageerfolg eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.  

Sind Pensionskassen im Unterschied zu Privatanlegern eher bereit, langfristige Risiken einzugehen?

Erol Bilecen: Ich beneide Pensionskassenmanager derzeit nicht. Das Umfeld ist momentan äusserst schwierig. Selbst, wenn sie ihr Geld liegen lassen, haben sie einen Realverlust. Regulatorische Grenzen und das Ausrichten an einer Benchmark, die den heutigen Status quo arrivierter Industrien abbilden, verhindern eher das Eingehen langfristiger Risiken. Sehr viele Schweizer Pensionskassen agieren daher eher passiv, nur wenige haben wirklich den Mut, aktiv ins Risiko zu gehen. Holländische und britische Pensionskassen sind diesbezüglich wesentlich risikofreudiger.  

Wie gehen Sie nach der Entdeckung einer Zukunftstechnologie vor bzw. wie evaluieren Sie Gewinner und Verlierer?

Fabiano Vallesi: Grösstes Augenmerk gilt immer der Langfrist-Strategie einer Unternehmung. Daneben muss die Innovationsfähigkeit geprüft werden und die Exponiertheit gegenüber einem Trend. Ferner spielt auch die Umweltverträglichkeit eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zusammenfassend kann man sagen, dass ein potentieller Gewinner die folgenden Faktoren aufweisen muss: Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit, Profitabilität, Bilanzstärke und ein gutes Management. 

Gibt es Nachfrage nach Private Equity?

Reto Jaeggli: Ja, die gibt es und sie hat immens zugenommen. Das liegt u.a. daran, dass andere alternative Anlageformen wie Hedge Funds im aktuellen Umfeld leiden und vielfach zu wenig transparent sind. Das langfristige Investieren in Private Equity hat auch den Vorteil, dass die Volatilität des Portfolios reduziert wird, da kein tägliches Mark-to-Market besteht. Die erforderlichen Minimal-Anlagebeträge sind allerdings relativ hoch und natürlich spielt auch bei Private Equity die Diversifizierung eine wichtige Rolle. 

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