Russische Aktien – langfristig ja, kurzfristig risikobehaftet

• Dieter Haas
  

Die Annexion der Krim im Jahr 2014 führte zu einer Ächtung Russland im Anlagemarkt. Sanktionen des Westens und ein sinkender Ölpreis setzten der Wirtschaftsentwicklung lange zu. Mittlerweile hat sich die Börse zwischen 2016 und Anfang 2018 wieder etwas erholt. Seither gab sie allerdings wieder nach und tendierte in den letzten Tagen schwach.  

Der von JPV zusammengestellte Basket RUSSIU umfasst zwölf in ihrem Bereich führende Unternehmen, deren Aktien von der wirtschaftlichen Erholung überdurchschnittlich profitieren sollten. Im Durchschnitt haben die auserwählten Unternehmen ihren Nettogewinn seit 2013 – dem Jahr bevor die Krise in Russland als Folge des Ölpreis-Schocks und er Sanktionen begann – mehr als verdoppelt. Für die kommenden zwölf Monate erwarten die Analysten für die Titel eine durchschnittliche Kursgewinnsteigerung von 22.9%. Die selektierten Aktien wurden anfänglich gleichgewichtet. Der Basket ist für 2019E mit einem KGV von unter 10 bewertet. Das ist im internationalen Vergleich günstig. In der Sektorallokation dominieren die Branchen Energie und Materialien mit rund zwei Dritteln. Daneben findet sich je ein Unternehmen mit Fokus auf Finanzdienstleistungen, Lebensmittel, Elektrizität und Internet.

Die Abhängigkeit von der Kursentwicklung der Energiepreis ist für die Einschätzung der künftigen Kurschancen ein zentraler Faktor. Russlands Börse weist eine sehr hohe Korrelation zum Ölpreis auf. Daneben spielt der Wechselkurs des Rubels eine wichtige Rolle. Nach dem Kurssturz im Anschluss an die Annexion der Krim tendierte er bis vor kurzem seitwärts zu den meisten wichtigen Währungen. Aufgrund der verschärften Handelssanktionen hat er jüngst jedoch deutlich nachgegeben. Kurzfristig überwiegen hier ganz klar die Risiken.  

Quelle: Bloomberg

Anlagekonklusion:

Seit der Finanzkrise geben die Wachstumsaktien den Ton an. Sie dominierten bis vor kurzem das Börsengeschehen mit einer weit überdurchschnittlichen Performance. Werthaltige Aktien waren dagegen wenig gefragt. Das beginnt sich zu ändern. Einige der hochgelobten Technologieaktien scheinen, zumindest kurzfristig, das Ende der Fahnenstange erreicht zu haben, während solide Blue Chips wieder zu Ehren kommen. Das Tracker-Zertifikat RUSSIU mit seiner ausgewogenen Zusammensetzung wäre eine mögliche Anlagealternative. Die aktuelle Lage spricht vorerst allerdings bestenfalls für einen schrittweisen Einstieg.  Die Markttechnik ist klar negativ. 

Fazit: Setzen Sie das Tracker-Zertifikat auf ihre Watchliste. Warten Sie jedoch mit einem Einstieg zu oder gehen erst in kleinen Schritten in den Markt.  

Quelle: Bloomberg