Russland vs. USA: 0:1
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Martin Raab
Die jüngsten US-Sanktionen gegenüber Russland führten an der Börse in Moskau zu Kursabstürzen. Die Frage lautet nun: War das der Anfang vom Ende russischer Aktien oder lockt das aktuell reduzierte Niveau zum Einstieg?
Der Streit zwischen den USA und Russland hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Am vergangenen Wochenende hat US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen 38 russische Firmen und Einzelpersonen, darunter sieben Oligarchen, Sanktionen verliehen. Laut Washington gründen die Massnahmen auf das «wachsende Muster bösartiger Aktivitäten Russlands in der Welt.»
«Es ist wichtig zu erkennen, dass die sogenannten Jelzin-Oligarchen am stärksten betroffenen sind und nicht die Putin-Oligarchen oder sogenannte staatliche Oligarchen», stellt Citi-Analyst Barry Ehrlich klar. Auf der Liste steht beispielsweise Oligarch Oleg Deripaska, dem der Rohstoffkonzern Rusal gehört. Unter der Herrschaft von Boris Jelzin gehörte er quasi zur «Familie». Die Nachricht führte zu einem Ausverkauf bei Rusal, die Aktie verlor an einem Handelstag rund die Hälfte an Wert. Auch zahlreiche hochrangige Vertreter der Energiewirtschaft wie Gazprom-Chef Alexej Miller wurden mit Sanktionen belegt. Bei dem Öl- und Gaskonzern kam es daher Anfang der Woche ebenfalls zu kräftigen Abschlägen. Anders als Rusal konnte die Gazprom-Aktie ihre Verluste aber schnell wieder wettmachen.
Die Unsicherheit bleibt
Damit bildet Gazprom allerdings eine Ausnahme. Der russische Leitindex RTX, der am Montag um mehr als 200 Punkte abstürzte, konnte seine Verluste bisher nicht aufholen. Lediglich eine Bodenbildung ist im Bereich von 1’500 Punkten festzustellen. Ob das nun ein «Schnäppchenniveau» ist, wie einige Marktteilnehmer behaupten, lässt sich aktuell nicht bestätigen. «Die Ereignisse werden sich entwickeln und die Situation wird sich täglich ändern», bringt es Citi-Epxerte Ehrlich auf den Punkt. Klar ist, dass sich die beiden Weltmächte auf zahlreichen internationalen Krisenfeldern überworfen haben und eine schnelle Besserung nicht in Sicht ist.
Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung zwischen Ost und West hinterlässt aber nicht nur am russischen Aktienmarkt spuren. Auch der Rubel ging in die Knie und notiert zum US-Dollar so tief wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Dies sorgte sogar dafür, dass das russische Finanzministerium eine für Mittwoch vorgesehene Auktion von in Rubel gehandelten Anleihen wegen den ungünstigen Marktbedingungen absagen musste.
Anlagelösungen
Es ist nicht einfach, hierzulande mit Strukturierten Produkten auf Russland zu setzen – sei es auf den Gesamtmarkt oder auch auf einzelne Unternehmen. Die Auswahl an geeigneten Zertifikaten ist nämlich sehr gering. Optimistische Anleger werden dennoch bei der UBS fündig. Die Schweizer Grossbank führt einen Tracker CRTXI auf den RTX in ihrer Palette. Das Open-End-Papier spiegelt die Performance des Index 1:1 wider. Wer sich dagegen auf der Short-Seite positionieren möchte, muss auf den deutschen Zertifikatemarkt ausweichen. Hier verfügt die Deutsche Börse über Put-Warrants auf den RDX, also dem Russian Depositary Index. Der Unterschied zum RTX ist, dass die Index-Komponenten aus den an der London Stock Exchange gehandelten GDRs (Global Depository Receips) bestehen. In Frage kommt beispielsweise der Optionsschein (ISIN: DE000XM79QF1), dessen Strike derzeit noch unter dem aktuellen Kurs des Index liegt. Die Laufzeit endet am 19. September 2018. Trader können aber auch die andere Richtung spielen. Der Call (ISIN: DE000XM79Q62) mit ebenso langer Laufzeit sorgt bei einem möglichen Comeback des russischen Aktienmarktes für eine überproportionale Gewinnchance.
Wer beim Währungspaar USD/RUB mitspielen möchte, wird auf der Hebelproduktseite wieder in der Schweiz fündig. Unter anderem bietet die Bank Vontobel Long- und Short Mini Future auf das FX-Duo an. In Frage kommen zum Beispiel das Short-Produkt MUSC2V sowie das Long-Pendant MUSCJV.
Für Anleger, die derzeit breit in den Emerging Markets investiert sind, hier noch eine Entwarnung: Die Relevanz des russischen Aktienmarkts hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen. Beispielsweise verfügt das Land in dem viel beachteten MSCI Emerging Marktes, der gerne als Basiswert von ETFs gewählt wird, lediglich über eine Gewichtung von unter 4%.