Schweizerische Nationalbank im Fokus
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Karine Patron
Vermögensverwalterin
Banque Bonhôte & Cie SA
Am vergangenen Donnerstag beschloss die Schweizerische Nationalbank (SNB), ihren Leitzins bei 1,75% zu belassen und enttäuschte damit die Erwartungen des Marktes, der mit einer Erhöhung um 25 Basispunkte gerechnet hatte.
Das Schreckgespenst der Inflation ist noch nicht von der Bildschwäche verschwunden, doch gaben die schwache Konjunktur und der starke Franken den Ausschlag für diese Entscheidung. Der scharfe Ton des SNB-Präsidenten lässt jedoch darauf schliessen, dass künftige Erhöhungen nicht auszuschliessen sind.
Das gedämpfte Niveau der Schweizer Inflation (1,6% im August) ist hauptsächlich auf den Teuerungsrückgang bei importierten Waren und Dienstleistungen zurückzuführen. In den kommenden Monaten dürfte der Inflationsdruck jedoch zunehmen, insbesondere aufgrund der höheren Mieten und Strompreise.
Bei dieser Konstellation geht die SNB von einer Inflation von über 2% in diesem und im nächsten Jahr aus. Ab 2025 dürfte sich die Teuerung auf 1,9% zurückbilden; im vergangenen Juni lag die betreffende Prognose noch bei 2,1%.
Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die Kombination aus der Verlangsamung des Wachstums in Europa, die den zugrunde liegenden Preisdruck abschwächen sollte, und der Stärke des Schweizer Frankens die Inflation in der Schweiz in den kommenden Monaten weiter dämpfen wird. Die Schweiz, wie auch Schweden, verkauft weiterhin Fremdwährungen, was sich dämpfend auf die Importpreise auswirkt.
Die wichtigsten Frühindikatoren, wie das KOF-Konjunkturbarometer und die Einkaufsmanagerindizes, haben sich seit einigen Monaten verschlechtert, was darauf hindeutet, dass die Zinserhöhungen allmählich ihre Wirkung auf die Schweizer Wirtschaft entfalten. Wir rechnen jedoch mit einer weiteren Zinserhöhung bis Ende des Jahres auf 2%.