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payoff Opinion Leaders

Selektivität ist wichtig bei nachhaltigen Rentenpapieren

06.08.2021 4 Min.
  • Ashton Parker, Head of Credit Reseach

Auf ihrem Gipfeltreffen im Juni einigten sich die G7-Staaten auf die Einführung von «verpflichtenden klimabezogenen finanziellen Offenlegungen, die den Marktteilnehmern konsistente und entscheidungsrelevante Informationen liefern», wie es im offiziellen Kommuniqué heisst.

Die Initiative, die auf dem Rahmenwerk der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) basiert, ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Ökologisierung der Weltwirtschaft.

Wir glauben, dass sich unsere Wirtschaft inmitten eines tiefgreifenden Wandels befindet, der weitreichende Auswirkungen auf Risiken und Renditen haben wird. Entsprechend dieser anstehenden Veränderungen haben wir unseren Investmentansatz gestaltet. Unser CLICTM (Circular, Lean, Inclusive and Clean)-Wirtschaftsrahmen definiert die acht wichtigsten Herausforderungen des Übergangs zu einer neuen nachhaltigen Wirtschaft – von denen «Null Emissionen» nur eine ist – und bettet sie in unsere Anlagestrategie ein.

Steigende Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen

Die Verknüpfung von Anleihen mit Nachhaltigkeit, beispielsweise durch die Verpflichtung, die Erlöse für umwelterhaltende Massnahmen zu verwenden, oder durch die Bindung von Kuponzahlungen an die Leistung entsprechender Kennzahlen, ist unglaublich beliebt geworden (siehe Abbildung 1). Die Emissionen im Jahr 2021 waren besonders stark und sind auf dem besten Weg, das Volumen von 2020 zu übertreffen.

Dies ist zwar eine willkommene Entwicklung, aber unserer Ansicht nach keine Garantie für eine qualitativ hochwertige, nachhaltige Investition. Es ist nach wie vor notwendig, selektiv vorzugehen – nicht nur bei der Verwendung der Erlöse oder den damit verbundenen Bedingungen, sondern auch anhand einer Due-Diligence-Prüfung des Unternehmens als Ganzes. Nur so kann sichergestellt werden, dass es über solide Fundamentaldaten und einen klaren Weg zur Gewährleistung eines nachhaltigen Geschäftsmodells in der Zukunft verfügt.

Identifizierung wirklich nachhaltiger Unternehmen

Es ist wichtig zu verstehen, dass ein Unternehmen, das Anleihen emittiert, nicht unbedingt ein Unternehmen ist, bei dem die Nachhaltigkeit in die zugrundeliegende Geschäftstätigkeit und die langfristigen Ambitionen integriert ist. Bei unseren Recherchen haben wir Unternehmen entdeckt, die das erste Kriterium erfüllen, beim zweiten allerdings scheitern.

Ein Beispiel für diese Unterscheidung lieferte uns ein weltweit tätiger Fleischproduzent aus Lateinamerika. Das betreffende Unternehmen expandierte sowohl durch säkulares Wachstum als auch durch Übernahmen und konnte sich zu einem erfolgreichen globalen Vertriebsunternehmen entwickeln. Die Finanzen des Unternehmens erschienen solide und es verfügte über ein Investment-Grade-Rating. Darüber hinaus wurden die Anleihen des Unternehmens im Vergleich zu denen seiner Konkurrenten zu einem fairen Wert gehandelt.

Die Nachhaltigkeitsanleihen des Unternehmens waren an KPIs gekoppelt, um die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 30 % zu reduzieren. Konnte das Zwischenziel nicht erreicht werden, so drohte eine Kuponerhöhung im fünften Jahr. In einer emissionsintensiven Branche wie dieser – die wir als «schwer abbaubar» bezeichnen – erscheinen diese spezifisch an eine Anleihe gebundenen Ziele positiv. 

Trotz dieser Attribute haben wir uns dazu entschieden, nicht an der neuen Emission von nachhaltigkeitsbezogenen Anleihen des Unternehmens teilzunehmen. Schliesslich überwiegen in unseren Augen häufig allgemeine Nachhaltigkeits- und ESG-bezogene Themen sowie Bedenken hinsichtlich der Unternehmensführung auf der Ebene der Muttergesellschaft und setzen die die besonderen Merkmale der Anleihe somit ausser Kraft.

Diese umfassenderen Probleme ergeben sich aus der Tatsache, dass der fleischverarbeitende Sektor unseres Erachtens vom Klimawandel stark betroffen ist. Die Rindfleischproduktion und die Aufzucht anderer Nutztiere hinterlässt einen grossen Fussabdruck in Bezug auf Land, Kohlenstoff und Wasser. Darüber hinaus gibt es immer mehr Hinweise auf signifikante Verhaltensänderungen bei den Verbrauchern in den Exportmärkten, in denen eine pflanzliche Ernährungsweise allmählich Fuss fasst. Der voranschreitende Klimawandel wird wahrscheinlich den Druck auf die Branche erhöhen, so dass schlecht diversifizierte Unternehmen potenziell auch schlecht positioniert sind.

Die richtige Wahl treffen

Aus diesem Grund müssen Anleger und Investoren bei der Beurteilung von nachhaltigkeitsbezogenen Emissionen und Emittenten sowohl auf das Kleingedruckte als auch auf das Gesamtbild achten. So war beispielsweise eine von uns beobachtete französische Tiefkühlkostfirma gezwungen, die Emission einer geplanten Nachhaltigkeitsanleihe zurückzuziehen. Der hohe Verschuldungsgrad des Unternehmens, die aggressiven Konditionen und die Absicht, einen Teil der Erlöse zur Ausschüttung von Dividenden an die Private-Equity-Eigentümer zu verwenden, waren für die Investoren abschreckend.

Auch ist nicht immer von vornherein klar, welche Anleiheemittenten das Rennen machen werden. Arçelik, der türkische Haushaltsgerätehersteller, zu dessen Marken Grundig und Beko gehören, mag vielleicht kein erstklassiger Kandidat sein, aber seine 350-Millionen-Euro teure erste grüne Anleihe erfüllte unsere Nachhaltigkeitskriterien und bot eine attraktive Rendite von 3%. Ebenso bot die Hybridanleihe des finnischen Immobilienunternehmens Citycon eine ansprechende Rendite von 3,95 % und erzeugt im Vergleich zu anderen Unternehmen des Sektors vergleichsweise geringe Emissionen, so dass sie es in die Auswahl schaffte.

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