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payoff Trading Desk

Siemens Energy: Rückenwind nach einem holprigen Debüt

09.12.2020 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Mit seinen Turbinen nimmt der Börsenneuling in der globalen Stromversorgung eine Schlüsselrolle ein. Daher stehen die Chancen gut, dass Siemens Energy den jüngsten Renditeknick rasch ausbügeln und der Mid Cap weiter Boden gut machen kann.

Der Einfluss von Exchange Traded Funds auf die Börsen wird seither heftig diskutiert. Kritiker monieren, dass die milliardenschwere ETF-Industrie für eine Unwucht an den Aktienmärkten sorgt und Ausverkäufe verstärkt. Stichhaltige Belege für solche Thesen gibt es bis dato allerdings kaum. Gleichwohl hat Siemens die «Macht» der passiven Anlagevehikel zu spüren bekommen, nachdem der Industriekonzern Ende September seine Energiesparte abgespaltet hat.

Das bisher grösste Spin-off eines DAX-Unternehmens wurde seinem Namen zunächst nicht gerecht. Vielmehr drehte Siemens Energy nach einem freundlichen Auftakt rasch nach unten. Ende Oktober notierte die Aktie mehr als 6% unter dem ersten Kurs von EUR 22.01. Für einen Überhang auf der Briefseite des Orderbuchs dürften zunächst die DAX-Indexfonds gesorgt haben. Ihnen wurden im Rahmen der Abspaltung viele Papiere zugeteilt. Da Siemens Energy – anders als die Mutter – nicht in der ersten Börsenliga spielt, mussten die ETFs diese Bestände mehr oder minder zwangsweise wieder losschlagen.

Wechsel auf die Käuferseite

Das Handelsvolumen spricht hier eine deutliche Sprache: Allein an den ersten zehn Tagen gingen mehr als 80 Millionen Anteilsscheine von Siemens Energy um. Mittlerweile wechseln an einer Handelssitzung im Schnitt nur noch rund 1.5 Mio. Aktien den Besitzer. Ein klares Zeichen für den nachlassenden Verkaufsdruck ist auch der Kursverlauf. Gegenüber dem skizzierten Tiefst konnte der Börsenneuling um mehr als ein Drittel zulegen. Sobald Siemens Energy am 21. Dezember in den MDAX einzieht, dürften der ETF-Sektor auf der Käuferseite anzutreffen sein. Allerdings sollte der Effekt dieses Mal deutlich milder ausfallen. In Summe verwalten die MDAX-ETFs gerade einmal rund EUR 3 Mrd. Allein die beiden grössten passiven DAX-Fonds stemmen das Dreifache dieser Summe.

Ungeachtet dessen sollte der nahende Indexaufstieg die Aufmerksamkeit für Siemens Energy weiter erhöhen. Aus operativer Sicht bewegt sich der Konzern ohnehin am Puls der Zeit. «Siemens Energy ist bestens aufgestellt, um bei der globalen Energiewende nachhaltig und wirtschaftlich voranzuschreiten», warb Siemens-Chef Joe Kaeser zum Spin-off für die Tochter. In der Tat ist die Technologie des Unternehmens bei rund einem Sechstel der weltweit produzierten Strommenge involviert. Konventionelle Kraftwerke stattet Siemens Energy mit Gas- oder Dampfturbinen aus. Gleichzeitig hält der Konzern 67% der Aktien von Siemens Gamesa, dem weltweit zweitgrössten Hersteller von Windrädern.

Zuletzt gelang es dem Industrieunternehmen nicht wirklich, aus dem globalen Ausbau der regenerativen Energieträger Profit zu schlagen. Vor Sondereffekten rutschte die angepasste operative Mage (Stufe Ebita) im Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende September) von 5.3% in der Vorperiode unter die Nulllinie. CEO Christian Bruch plant einen schnellen Turnaround: Bereits für die laufende Periode stellt er bei einem nominalen Umsatzwachstum zwischen 2% und 12% eine angepasste Ebita-Marge vor Sondereffekten von 3% bis 5% in Aussicht. Bis zum Geschäftsjahr 2022/23 möchte der Konzernlenker die Profitabilität auf eine Spanne von 6.5% bis 8.5% hieven.

Anlagekonklusion:

William Mackie, Analyst bei Kepler Cheuvreux traut Siemens Energy deutliche Fortschritte zu. Als zentrale Treiber der erwarteten Ergebnisverbesserungen nennt er den hohen Auftragsbestand sowie die geplanten Kosteneinsparungen. Bei einem Kursziel von EUR 28 stuft Kepler Cheuvreux die Aktie mit «Buy» ein. Auch und gerade die ehrgeizigen Klimaschutzziele des zukünftigen US-Präsidenten Joe Biden sprechen für die positive Investmentthese. Kurzfristig könnte der nahende MDAX-Aufstieg dem Mid Cap dabei helfen, die laufenden Konsolidierung nach oben aufzulösen. Eine spekulative Alternative zum Direkteinstieg bietet der Long Mini-Future SGJB8D. An einer Jahresendrallye bei Siemens Energy würde das von der Société Générale an der BX Swiss sowie auf Swiss DOTS gehandelte Papier mit einen Hebel von aktuell 4.2 partizipieren.

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