

Sika: Härtetest für die Gegenbewegung
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Wolfgang Hagl
Redaktor
Der Spezialchemiekonzern präsentiert am Freitag die Bilanz für 2024. An der Börse hat Sika Vorschusslorbeeren erhalten – Anleger setzen auf mehr Wachstum.
Diese Nachricht dürfte dem CEO von Sika, Thomas Hasler, nicht besonders gefallen haben: In Deutschland ist die Zahl der Baugenehmigungen 2024 das dritte Mal infolge gefallen. Insgesamt gaben die Behörden grünes Licht für knapp 216’000 Wohnungen. Das waren 17% weniger als 2023 und so wenige, wie zuletzt 2010. Da Sika ein Lieferant der Bauindustrie ist, lässt die Immobilienkrise in diesem wichtigen Markt das Unternehmen nicht kalt. Den Automobilsektor statten die Zuger ebenfalls mit unterschiedlichen Lösungen aus – die Palette reicht von Klebstoffen über Versiegelungen bis zu Füllmaterial für die Montage von Batteriemodulen. Insofern schlagen auch die Probleme in dieser für Europas grösste Volkswirtschaft besonders wichtigen Branche auf den SMI-Konzern durch. Deutschland dürfte also ein wichtiges Thema sein, wenn Sika am Freitag die Bilanz für 2024 präsentiert. Das gilt umso mehr, da in der Bundesrepublik zwei Tage später vorgezogene Bundestagswahlen anstehen.
Weniger Schwung
Zahlen zum Umsatz hat der Spezialchemiekonzern im Januar bereits vorgelegt. «Entgegen dem Markttrend konnte sich Sika in einem negativen Markt in Deutschland gut behaupten», teilte das Unternehmen mit. Für die Verkaufsregion EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) meldete Sika in regionalen Währungen ein Umsatzwachstum von 7.3%. Während sich die Erlöse auf dem amerikanischen Kontinent um 11.2% ausgedehnt haben, verbuchte das Unternehmen im Raum Asien-Pazifik ein kleines Wachstum von 2.4%. Hier bremst vor allem der schwache chinesische Baumarkt. Konzernweit erreichten die Umsätze rekordhohe CHF 11.76 Mrd. Mit 7.4 Prozent blieb die Steigerungsrate in lokalen Währungen aber um 7.1 Prozentpunkte hinter dem Niveau des Vorjahres zurück.
Mit Blick auf das operative Ergebnis (Stufe Ebitda) blieb Hasler bei seiner Prognose und kündigte für 2024 ein überproportionales Wachstum an. Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass Sika den Profit um gut ein Zehntel auf CHF 2.256 Mrd. steigern konnte. Nach den ersten neun Monaten stand ein Ebitda von CHF 1.701 Mrd., 13.2% mehr als im Vorjahreszeitraum, zu Buche. Neben Wachstum und Profit des vierten Quartals dürfte am Freitag bei den Präsentationen vor Medien und Analysten der Ausblick im Fokus stehen.
Am Puls der Megatrends
Leitplanken gibt die «Strategie 2028» vor. Sie wurde im Herbst 2023 von Sika vorgestellt. Unter anderem nimmt sich das Unternehmen pro Jahr in Lokalwährungen ein Wachstum von 6% bis 9% vor. Zwischen 20% und 23% der Umsätze sollen im Ebitda ankommen. Zur Orientierung: Für 2024 indiziert der Konsens eine Marge von 19.5%. Beim freien operativen Cashflow setzt der CEO ein Ziel von mehr als einem Zehntel der Nettoerlöse. Sika richtet die laufende Strategie an mehreren Megatrends, wie beispielsweise die Urbanisierung, den Klimawandel oder die Verknappung der Ressourcen aus. Sika möchte Produkte liefern, welche der Langlebigkeit und Kreislaufwirtschaft auf dem Bau und in der Industrie dienen. Übernahmen spielen bei der Expansion eine wichtige Rolle. Gerade ist Sika dabei, das Bauchemieunternehmen MBCC Group aus Mannheim zu integrieren.
Anlagelösung
Auch und gerade wegen dieses milliardenschweren Zukaufs dürfte die Entwicklung in Deutschland für Sika von zentraler Bedeutung bleiben. Sollte es nach den Wahlen einen Regierungswechsel mit stabilen Mehrheiten im Bundestag geben, könnte die Hoffnung auf eine wirtschaftsfreundliche Politik den SMI-Titel zusätzlich beflügeln. Die Charttechnik sieht schon jetzt spannend aus: Gerade ist Sika über 100-Tage-Linie geklettert. Dadurch sind die Chancen auf eine Begegnung mit der oberen Begrenzung einer übergeordneten Seitwärtsbewegung gestiegen. Sie verläuft im Bereich von CHF 280. Mit dem Long Mini-Future ISIADZ können Trader darauf setzen, dass Sika vor dem Wochenende für positive News sorgt. Das ZKB-Produkt partizipiert mit einem Hebel von aktuell 5.4 an steigenden Notierungen. Der Stop-Loss liegt bei CHF 203.402 und damit gut 15% unter dem aktuellen Kurs des zyklischen Basiswertes.
