Sika: Konsolidierung als Einstiegschance
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Martin Raab
Nach der Beilegung des jahrelangen Übernahmestreits hat für Sika eine neue Zeitrechnung begonnen. Management und Analysten erwarten beim Spezialchemiekonzern beschleunigtes Wachstum.
Keine Frage: Am 11. Juni wurde in der Waldmannhalle von Baar Wirtschaftsgeschichte geschrieben. An einer ausserordentlichen Generalversammlung zogen die Aktionäre von Sika den Schlussstrich unter ein dunkles Kapital der mehr als 100-jährigen Firmengeschichte. Mit der Einführung von Einheitsnamenaktien sowie der Aufhebung des Opting-out und der Vinkulierung geht ein jahrelanger Streit um die Vorherrschaft bei dem Bauzulieferer zu Ende. Während die Gründerfamilie Burkard nun keine Rolle mehr spielt, wird der bis vor kurzem um die Übernahme von Sika buhlende Baustoffkonzern St. Gobain neuer Grossaktionär.
Bereits im Mai, als sich die Streitparteien geeinigt hatten, hob die Sika-Aktie regelrecht ab. Zwei Tage nach der Generalversammlung markierte der SMI-Titel mit CHF 149.00 ein Allzeithoch. Wenig überraschend kam es anschliessend erst einmal zu Gewinnmitnahmen. Doch stehen die Chancen gut, dass der Spezialchemietitel dem übergeordneten Aufwärtstrend treu bleibt. Schliesslich kann sich das Management nun mit voller Energie dem operativen Geschäft widmen. »Die Einführung einer modernen Governance-Struktur wird Sika eine solide Basis für die Beschleunigung ihres Wachstums bieten», sagte Verwaltungsratspräsident Paul Hälg bereits im Mai. Zudem kündigte er in einem Interview mit SRF Börse vor kurzem Übernahmen an: «Wir sprechen jetzt bereits über verschiedene Akquisitionstargets.»
Nach Ansicht der Deutschen Bank können sich auch die Investoren nach der Beilegung des Streits voll auf die operativen Stärken von Sika fokussieren. Neben der durch eine robuste Cash-Generierung untermauerten Beschleunigung der M&A-Strategie zählen die Analysten dazu den Spielraum für eine Margenverbesserung sowie das sektorweit führende organische Wachstum. Ein Blick in den jüngsten Zwischenbericht untermauert die letztgenannte These: Im ersten Quartal steigerte Sika den Umsatz in Lokalwährungen um 11% auf knapp CHF 1.6 Mrd. Dabei legten die Verkäufe in sämtlichen Regionen zu. Für das Gesamtjahr prognostiziert Konzernchef Paul Schuler eine Umsatzsteigerung von mehr als 10% auf erstmals CHF 7 Mrd. Operatives Ergebnis (Ebit) und Gewinn sollen leicht überproportional wachsen. Inwieweit der Spezialist für Klebe- und Dichtlösungen in der Spur ist, erfahren Anleger am 26. Juli, wenn Sika die Semesterbilanz präsentiert.
Anlagekonklusion:
Die Deutsche Bank stuft Sika in der erwähnten Studie mit «Buy» ein und taxiert das Kursziel auf CHF 168. Um diese Marke in Angriff nehmen zu können, muss die Aktie zunächst ihre laufende Konsolidierung abschliessen. Im Moment steht dabei die horizontale Unterstützung im Bereich von CHF 136/140 auf dem Prüfstand. Sollte Sika von diesem Areal aus wieder nach oben drehen, könnte der Knock-Out Call Warrant OSIKIU seine Stärken ausspielen. Das UBS-Papier partizipiert mit einem Hebel von aktuell 6.7 überproportional an steigenden Kursen. Achtung: Fällt Sika auf oder unter den Knock-Out von CHF 117.95, kommt es zum Totalverlust. Eine deutliche defensivere Struktur handelt Julius Bär seit kurzem an der SIX. Der Callable Barrier Reverse Convertible SATEJB stellt eine Seitwärtsrendite von 5.6% p.a. in Aussicht. Voraussetzung : Sika fällt nicht auf oder unter die Barriere von CHF 100.25.