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payoff Trading Desk

Silber – Backwardation als Indikator steigender Preise

18.02.2021 4 Min.
  • Dieter Haas

Die derzeitige physische Knappheit bei Silber war in der Vergangenheit in der Regel der Startschuss für stark steigende Preise.

Silber ist wohl das am schwierigsten zu handelnde Edelmetall. Seine heftigen Kursschwankungen verzeihen keine Fehler. Während Gold Anfang August des vergangenen Jahres ein neues Allzeithoch erreichte, gelang dies Silber noch nicht. Es konnte zwar die offene Kurslücke vom April 2013 schliessen, mehr aber nicht. Immerhin hält sich Silber seit August 2020 besser als Gold und bewegt sich in einer Seitwärtskonsolidierung oberhalb des 200-Tage-Mittels. 

Die monetäre Nachfrage nach Silber ist im Wesentlichen ein Run auf den Dollar, der selbst in erster Linie eine Geldreserve ist. Die Art und Weise, wie man einen Run auf den Dollar stoppt, ist, die Zinsen für den Dollar zu erhöhen. Aber was ist, wenn das nicht möglich ist, weil die Verschuldung der Wirtschaft so enorm ist, dass eine Anhebung der Zinssätze die Wirtschaft und den Aktienmarkt zum Einsturz bringen würde?

Eine Anhebung der Zinssätze war während des letzten Ansturms auf Silber im Jahr 1980 möglich, als es das letzte Mal die 50 Dollar-Marke erreichte, weil die Verschuldung damals viel niedriger war und die Aktien deutlich unter ihren Höchstständen lagen. Genau das tat der damalige Vorsitzende der US-Notenbank Paul Volcker, indem er die Tagesgeldzinsen für den Dollar auf fast 20 % anhob, um die Nachfrage nach dem Dollar als Währungsreserve zu erhöhen, was schliesslich die monetäre Nachfrage nach Silber erdrückte und den Preis in Dollar ausgedrückt wieder nach unten brachte.

Aber wenn man die Zinssätze nicht anheben kann, ist die einzige Möglichkeit, einen Dollar-Run und eine Flucht in Edelmetalle als Währungsreserve zu stoppen, den Papierpreis von Silber durch Leerverkäufe von Silber-Futures zu drücken. Die Banken haben ein grosses Interesse daran, dies zu tun, denn wenn der Dollar zu schnell fällt, sinkt der Wert der Anleihen in ihren Bilanzen, was zu einer systemischen Bankenkrise führt. Wenn der Silberpreis in Dollar ausgedrückt jedoch auf den Papiermärkten nicht mehr steigt, tendiert die Nachfrage nach Silber als Währungsreserve abzuflauen und den Dollar auf diese Weise zu stabilisieren.

Den Silberpreis durch Leerverkäufe von Termingeschäften nach unten zu drücken, hat jedoch noch eine andere Konsequenz: Es führt zu einer physischen Verknappung und erzwingt eine Backwardation auf dem Silbermarkt. Diesen Punkt haben wir bereits erreicht. 

Es verwundert daher nicht, dass die Reddit-Jünger Ende Januar einen ersten Versuch starteten, das Edelmetall nach oben zu pushen. Dem Bankenimperium, das den Future-Markt kontrolliert, gelang es jedoch, die Hausse zu kappen. Durch die massiven Käufe der Silber-ETFs hat sich allerdings die Backwardation verschärft. Dies ist bei Silber ein äusserst selten auftretendes Phänomen. Das letzte Mal passierte das im März 2020, als Silber auf ein Tief von 11 $ kollabierte. Das Mal davor war im September 2015, und davor im Februar 2011.

Quelle: Seeking Alpha

Die aktuelle Backwardation ähnelt aus technischer Sicht eher der Backwardation vom Februar 2011 als den beiden anderen, da Silber im Februar 2011 weit von seinem Tief entfernt war analog zur heutigen Situation.

Anlagekonklusion:

«History never repeats exactly, but it rhymes», wie die Engländer sagen. Die Chancen, dass Silber innerhalb weniger Monate neue Allzeithochs über 50 $ erreichen wird, sind intakt. Das Ziel der Reddit-Jünger von USD 1000 per Unze ist allerdings reines Wunschdenken.

Da Silber, wie eingangs erwähnt, sehr volatil ist, sollten Anleger die Hände von Hebelprodukten lassen oder wenn, dann nur solche mit sehr niedrigen Ausübungspreisen einsetzen. Risikoärmer ist der Kauf physisch gedeckter ETFs. Am besten solche mit zusätzlich eingebauter USD/CHF-Währungsabsicherung  wie bspw. JBSICA. Der umsatzstärkste ETF SLV sollte unbedingt gemieden werden. Er hat nach der Reddit-Attacke sein Reglement verändert und muss seither allfällige Käufe nicht sofort mit physischer Ware decken! Als Folge davon gab es seither markante Abflüsse, die grösstenteils in den PSLV von Sprott geflossen sind.

 

Quelle: Swissquote

 

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