

Smartes ETF-Musterportfolio
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Dieter Haas
Vermögensallokation strikt über Einzeltitel ist ein Auslaufmodell. Institutionelle Investoren und anspruchsvolle Privatanleger sollten sich allein schon aus Risiko- und Kostenüberlegungen passive Instrumente zunutze machen. Wir zeigen, wie das «dp ETF Core Portfolio» in der Praxis aussehen könnte.
Neue Alternativen
Wesentlicher Grund hierfür ist der fundamentale Siegeszug der Exchange Traded Funds (ETFs). Mit ETFs lassen sich inzwischen eine Vielzahl an Anlagestrategien, Märkten und Sektoren effizient, kostengünstig und einfach implementierbar im Portfolio aufnehmen. Glaubt man diversen Marktbeobachtern, ist man in den USA gerade dabei, mehr und mehr die klassische Einzeltitelselektion bei Retail-Investoren mit ETFs zu ersetzen. Dortige Initiativen wie «Schwab Intelligent Portfolios», eine Art web-automatisierter Anlageprozess für Privatanleger des grössten US-Brokerage-Hauses Charles Schwab, geben diesem Trend neuen Schub. Auch in Europa beginnen ähnliche Strömungen. Wiederum bieten ETFs auch hierzulande längst nicht nur klassische passive Indexabbildungen. Immer grösser wird die Palette an strategischen Optionen, Themen und risikobasierten Anlagestrategien. Diese sogenannten Smart Beta bzw. Alternative Beta-ETFs erweitern den Spielraum erheblich (siehe Grafik «Auf einen Blick»). Mit ihnen können Investoren ihre individuellen Anlageziele optimal umsetzen. Deren Basiswerte spiegeln nicht einfach den Markt wider, sondern sie bieten dem Anleger regelgebundene aktive Management-Entscheidungen, welche in bestimmten Marktszenarien überdurchschnittlich abschneiden. Nebst der transparenten Strategie sind die zumeist niedrigen Kosten ein weiteres Verkaufsargument. Mit einem Mix aus klassischen ETFs und Smart Beta-ETFs kann mit Leichtigkeit ein qualitativ ausgezeichnetes Portfolio zusammengestellt werden, das sich auch in der Praxis mit Bravour behauptet. Das im Folgenden präsentierte Konzept lässt sich einfach nachbauen. Es würde sich auch für ein dynamisches Tracker-Zertifikat eignen.
Ausgangspunkt: Zielstruktur des Kunden
überdurchschnittliches Resultat zustande kommt. Alle selektierten Instrumente zeichnen sich durch niedrige Jahresgebühren aus. Abgesehen von CD8 und HFCHAS, deren Gesamtfondsvermögen der gewählten Tranche eher an der unteren Grenze liegt, weisen alle übrigen dreistellige Werte bei den Assets-under-Management auf. Das «dp ETF Core Portfolio» wurde seit Januar 2014 backtested und bis heute ohne die eingeräumte monatliche Rebalancing-Möglichkeit statisch fortgeführt. Mit Blick auf die nächste Stufe, das öffentliche Führen des Core-Portfolios, ist ggf. die monatliche Anpassung eine sinnvolle Option. In jedem Fall werden wir über Anpassungen zeitnah informieren.
Begründung der Selektion
Der Geldmarkt konnte nicht mit einem ETF abgedeckt werden. Daher wurden die in der Zielstruktur fixierten 8% als Cash-Position gehalten. Im Bereich Obligationen Schweiz fiel die Wahl auf CSBGC0, dessen Duration über derjenigen des Swiss Bond Index liegt. Der ETF ermöglicht ein breit diversifiziertes Engagement in langfristige schweizerische Staatsanleihen mit Laufzeiten zwischen sieben und 15 Jahren. Damit lässt sich im nach wie vor bestehenden deflationären Umfeld der grösste Ertrag erwirtschaften. Inzwischen ist die Zitrone nahezu ausgepresst. CSBGC0 muss mittelfristig daher als Verkaufskandidat eingestuft werden, auch wenn unmittelbar noch keine Trendwende bei den Zinsen ansteht. Für den Sektor Fremdwährungsobligationen wurde der inflations- und CHF-währungsgesicherte XG7G von db x-trackers in die Auswahl aufgenommen. Sein Universum beinhaltet ausschliesslich Obligationen mit Ratings zwischen AAA und BBB. Der Index bildet die Wertentwicklung von bestimmten inflationsgebundenen handelbaren Schuldtiteln ab, die von Regierungen oder quasi-staatlichen Emittenten begeben oder garantiert werden. Um die Auswirkungen von Wechselkursschwankungen zwischen Euro und US-Dollar zu verringern, werden Devisenkontrakte eingesetzt. Ob die Teuerung mittelfristig wieder ein Thema wird, dürfte sich in Bälde zeigen.
Smarter Kern
Harte Konkurrenz für aktive Manager
Es gibt wohl nur wenige Anlageverwalter oder Pensionskassenberater, welche auf die übliche Art und Weise eine bessere Leistung erwirtschaftet hätten. Mit wenigen Überlegungen und einem relativ geringen Aufwand lässt sich somit ein sehr respektables Resultat erzielen. Der gewählte Mix liesse sich nach Belieben abändern, was auf den Gesamtertrag positive wie negative Auswirkungen haben kann. Sofern gewisse Grundregeln angewandt werden, dürfte fast immer ein solides Resultat herausspringen. Hinzu kommt der geringe Aufwand für die Überwachung. Im vorliegenden Fall wären bislang keine Anpassungen notwendig gewesen.
«Die Performance des Musterportfolios liegt seit Anfang 2014 klar über dem Pictet-40-plus Index.»
Die tolerierbaren Bandbreiten wurden nie verletzt. Obligationen und Immobilien vermochten, relativ betrachtet, etwas zuzulegen, während Geldmarkt und alternative Anlagen an Boden verloren und die Aktienquote mehr oder weniger stabil geblieben ist. Die gewählte Zusammensetzung ist natürlich nicht sakrosankt. Im praktischen Einsatz sollte sie kontinuierlich hinterfragt und im Bedarfsfall an neue Entwicklungen angepasst werden. Allzu häufige taktische Anpassungen bringen jedoch in der Regel selten einen spürbaren Zusatznutzen, getreu dem Motto «Hin und her macht Taschen leer». Ein langfristig angelegtes, sorgfältig durchdachtes Konzept verspricht den grösseren Erfolg.
Risikomanagement gewinnt an Bedeutung
Mit dem vorgestellten Musterdepot «dp ETF Core Portfolio», basierend auf an der SIX Swiss Exchange kotierte ETFs, lassen sich in breiten, standardisierten Märkten die meisten aktiven Manager schlagen. Ihnen wird es inskünftig immer schwerer fallen, Mehrwerte aus den höheren Kosten für zusätzliches Research, Analyse u.a. zu erzielen. Hinzu kommt im institutionellen Bereich eine stetig steigende Überwachung vonseiten der Aufsichtsbehörden. Sie führt dazu, dass der Spielraum für den Vermögensberater von Pensionskassen der alten Schule immer mehr eingeengt wird. Für Privatanleger, die ihr Vermögen extern bewirtschaften lassen, gilt in abgeschwächter Form dasselbe. Deren Investment Advisors unterliegen einer stetig steigenden internen und externen Kontrolle. Einzig die «unabhängigen» Privatinvestoren können weiterhin nach Lust und Laune über ihr Vermögen disponieren. Diesen dürfte es risikobereinigt allerdings nur in wenigen Fällen gelingen, ein breit über alle Anlageklassen hinweg diversifiziertes Musterportfolio mit ETFs zu schlagen – Portfolio-Konstruktion ist für Retailanleger immer noch viel zu exotisch und fremd. ETF dagegen ist mehr und mehr ein Begriff, den man schon gehört hat.
Anlagestrategie Kunde XY | |||
Anlagekategorie | Zielstruktur | untere | obere |
Kunde | Bandbreite | Bandbreite | |
Liquide Mittel | 8.0 | 5.0 | 15.0 |
Obligationen Schweiz | 15.0 | 10.0 | 25.0 |
Obligationen Fremdwährungen | 10.0 | 5.0 | 15.0 |
Total Nominalwerte | 33.0 | 20.0 | 60.0 |
Aktien Schweiz | 25.0 | 15.0 | 30.0 |
Aktien Ausland | 12.0 | 8.0 | 15.0 |
Alternative Anlagen | 2.0 | 0.0 | 5.0 |
Immobilien | 28.0 | 25.0 | 50.0 |
Total Sachwerte | 67.0 | 48.0 | 80.0 |
Quelle: Bloomberg
Quelle: Bloomberg
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