Snap – Höhenflug oder Bruchlandung?

• Dieter Haas
  

Das US-amerikanische multinationale Technologie- und Social-Media-Unternehmen Snap musste im Anschluss an die Börseneinführung im Mai 2017 bis vor kurzem stetig Federn lassen. Die Erwartungen waren anfänglich schlicht zu hoch angesetzt. An der ersten Bilanz seit dem Börsengang sorgten die Abschwächung des Nutzer-Wachstums sowie die hinter den Erwartungen zurückgebliebene Umsatzwachstum für eine schwer verdauliche Hypothek.

Sowohl die Zahlen für das zweite als auch für das dritte Quartal brachten keine Trendwende bei Snap. Umsatz und Nutzerzuwachs lagen weiterhin deutlich unter den Erwartungen der Wall Street. Zusätzlich belasteten Sonderabschreibungen auf liegengebliebene Geräte der Kamera-Sonnenbrille. Die Zahl täglich aktiver Nutzer legte im dritten Quartal nur um drei Prozent auf 178 Millionen zu. Der Verlust erreichte 443,2 Millionen Dollar nach 124,2 Millionen vor einem Jahr. Der Umsatz stieg zwar um 62 Prozent auf knapp 208 Millionen Dollar – Analysten hatten aber mit fast 30 Millionen Dollar mehr gerechnet. Das bedeutet, das Geschäft mit Werbung kommt nicht so schnell in Schwung wie erhofft. Zuvor hatte sich CEO Even Spiegel noch überzeugt gezeigt, dass die Anzeigenplattform von Snap der Konkurrenz überlegen sei und man das den Werbekunden nur beibringen müsse.

Quelle: Snap

Mit drastischen Einschnitten wie einer einfacheren Nutzung der Funktionsweise der Snapchat-App will der Konzern wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren. Der Einstieg des chinesischen Internet-Giganten Tencent zu 10% kurz nach der Veröffentlichung der 3.Quartalszahlen hat das negative Sentiment gedreht. Im vierten Quartal hat die Zahl der täglich aktiven Nutzer um neun auf 187 Millionen zugenommen und der Umsatz schnellte um 72% auf USD 285.7 Mio. nach oben. Das hat die Anlegergemeinde überrascht und den Aktienkurs erstmals wieder über den Ausgabepreis von USD 17 schiessen lassen. 

Anlagekonklusion:

Noch ist der Aktienkurs von Snap sprichwörtlich nicht über dem Berg, auch wenn der neue Ankeraktionär Tencent für etwas Stabilität gesorgt hat. Die Zahlen für das 4.Quartal haben allerdings den Optimismus genährt und zu einem grossen «gap up» des Kurses geführt. Ob damit bereits eine nachhaltige Trendwende eingeleitet werden kann, bleibt vorerst ungewiss. Das Investitionsrisiko ist immer noch hoch. Für optimistisch gestimmte, risikobereite Anleger könnte sich ein Einstieg auszahlen, auch wenn das aktuelle Marktumfeld, gelinde ausgedrückt, etwas labil erscheint.

Quelle: Bloomberg