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payoff Learning Curve

Strukturierte Produkte richtig einsetzen

03.05.2011 4 Min.
  • Martin Diethelm

Strukturierte Produkte verbessern oftmals das Rendite-Risiko-Verhältnis eines Portfolios. Anleger sollten aber mit den eingesetzten Produkten vertraut sein. Nur so kann echter Mehrwert – ohne böse Überraschungen – im Depot geschaffen werden.

Anleger übernehmen Asset-Allokation selbst

Die Anteile Strukturierter Produkte in Schweizer Portfolios werden wieder etwas grösser, vielfach zulasten von konventionellen Anlagefonds oder Direktanlagen. Jüngste Zahlen beweisen es: Die Depots der Struki-Investoren werden von Partizipationsprodukten und Kapitalschutzprodukten dominiert. Der Trend begründet sich unter anderem, weil passive Produkte im Allgemeinen deutlich kostengünstiger zu haben sind als klassische Anlagefonds. Andererseits trauen sich mehr Anleger, ihr Portfolio-Management selbst in die Hand zu nehmen. Die Leistungen der professionellen Geldverwalter haben zuletzt viele Investoren enttäuscht. Die ausgewogene Titelauswahl erledigt dann aber nicht mehr der Fondsmanager, sondern der Anleger sucht sich die Produkte selbst aus. Das Problem dabei: Häufig wird die Diversifikation völlig ausser Acht gelassen. Kauft der Anleger nach Gutdünken einzelne Strukturierte Produkte, steht meistens die erwartete Rendite des einzelnen Derivats im Fokus, während sein Beitrag zum Gesamtrisiko eines Portfolios vernachlässigt wird.

Markowitz und Multi-BRCs

Die Theorie besagt, dass der Einbezug jedes neuen Anlageinstrumentes – solange seine Rendite nicht perfekt mit einer anderen korreliert ist – das Rendite-Risiko-Verhältnis des Portfolios verbessern sollte. Im Fachjargon ist dieses Verhältnis unter dem Begriff «Effizienzlinie» bekannt. Bei konventionellen Anlagen kann die optimale Zusammensetzung eines Portfolios rechnerisch exakt bestimmt werden. Schon hier aber tauchen Probleme bei der konkreten Implementierung auf, so dass die naive Diversifikation (d.h. alle möglichen Anlagen werden gleichgewichtet) nicht unbedingt schlechtere Resultate erzeugt. Werden Strukturierte Produkte verwendet, wird die Sachlage komplizierter. Einerseits erzeugen die Strukis (mit Ausnahme von Tracker-Zertifikaten) teilweise stark asymmetrische Auszahlungsprofile. Das bedeutet, dass je nach Situation das Derivat verschieden auf eine gegebene Rendite des Basiswertes reagiert, was in der theoretischen Portfoliooptimierung nur schwer zu handhaben ist. Andererseits ist bei Multi-Asset-Produkten unklar, was der Investor letzten Endes in seinem Portfolio hat: Ein optisch gut diversifiziertes Portfolio, bestehend ausschliesslich aus Multi Barrier Reverse Convertibles, welche je einen Basiswert aus der Finanzbranche enthalten, verhält sich desaströs bei einer Finanzkrise. Im schlechtesten Fall findet der Anleger in seinem Depot nur noch Bank- und vielleicht ein paar Versicherungsaktien – dies, obwohl die Finanztitel in der ursprünglichen Zusammensetzung der Anlagen nur einen kleinen Teil ausmachten.

Laufzeitverhalten und Verfallszenarien

Die Quintessenz für Anleger ist einfach. Wann immer Strukturierte Produkte ins Portfolio aufgenommen werden, gilt es, sich über Laufzeitverhalten und die Verfallszenarien detailliert zu informieren. Nur so kann das Produktverhalten während der Laufzeit und im Portfolio-Kontext korrekt eingeschätzt werden. Ebenso ist es wichtig, zu wissen, was mit dem Produkt per Verfall geschieht (siehe Tabelle). Die grafische Darstellung der Auszahlungsprofile jedes Produkttyps ist beispielsweise auf payoff.ch in der Fullquote-Ansicht jederzeit zugänglich.

Asset-Allokation mit gesundem Menschenverstand

Wer sich einen Überblick über die Funktionsweise potenziell interessanter Wertpapiere gemacht hat, kann sich der konkreten Portfoliokonstruktion widmen. Diversifikation durch gesunden Menschenverstand ist oft zielführender als komplizierte theoretische Berechnungen. In der Basiswertsuche auf dem Portal von payoff.ch findet sich beinahe das gesamte Anlageuniversum für einheimische Strukturierte Produkte. Für Investoren, welche nur wenige Positionen halten möchten, um sich den Überblick zu bewahren, sind insbesondere Produkte auf Baskets gut geeignet, da diese innerhalb einer Anlagekategorie das Risiko auf mehrere Basiswerte verteilen. Zusätzlich sollte auf jeden Fall eine grobe Szenarioanalyse durchgeführt werden: Was kann mit meinem Portfolio passieren, wenn die Zinsen steigen? Bei einer neuerlichen Finanzkrise? Bei politischen Unruhen in rohstoffreichen Ländern? Wenn ein Grossteil des Portfolios bei einem solchen Ereignis negativ betroffen wäre, sollte eine Neuadjustierung der Positionen in Betracht gezogen werden.

Warrants im Portfolio: Zeit ist Geld

Nebst einer Verteilung des Vermögens bezüglich Anlageklasse, Geografie und Währung sollte auch die zeitliche Komponente berücksichtigt werden: Strukturierte Produkte sind mit unterschiedlichen Laufzeiten ausgestattet. Dabei ist es empfehlenswert, Derivate zu kaufen, welche nicht alle gleichzeitig auslaufen. Werden z.B. At-the-money Calls gestaffelt gekauft – und nicht en bloc –, profitiert der Anleger, wenn der Aktienkurs fallen sollte, von einem entsprechend tieferen Ausübungspreis für die nächste Tranche. Werden hingegen die Calls in einem Block gekauft, müssen sie im genannten Szenario als fast wertlos abgeschrieben werden. Generell gilt: Die Hinzunahme von Strukturierten Produkten in das Portfolio wirkt sehr häufig stabilisierend, setzt aber ausreichende Produktkenntnis voraus. Für die Steuerung ist wichtig zu wissen, wie sich die hinzugenommenen Strukis über die Laufzeit verhalten und was per Verfall geschehen kann. In Sachen Produktauswahl kann auf Eigenresearch gesetzt werden oder unabhängige Anlageberater wie payoff verwendet werden. Damit steht dem erfolgreichen Portfolio-Management nichts mehr im Weg.

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