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payoff Trading Desk

Süsses oder Saures?

09.11.2016 2 Min.
  • Martin Raab

Je länger das Jahr dauert, desto verrückter geht es am Bond-Markt zu. Zu Halloween hat das Österreichische Finanzministerium den derzeitigen Rekord der langlaufenden Obligationen gemessen am Volumen endgültig abgeschossen.

Im Obligationenmarkt haben wir uns inzwischen an viel Absurdität und Mut zu mehr Risiken gewöhnt um überhaupt adäquate Renditen einzukassieren. Seit ein paar Monaten gipfelt im Bondmarkt ein neuer Trend: Ultra langlaufende Obligationen. Egal ob staatliche Schuldner oder Firmenanleihe, man übertrumpft sich genüsslich im Fälligkeitsjahr. Parallel schaudert es immer weniger Anleger zuzugreifen. Noch zaghaft machten Irland und Belgien im Frühjahr den Anfang mit 100-jährigen Bonds. Damals sammelte man scheue EUR 100 Mio. ein. Inzwischen greifen institutionelle Anleger bei schrecklich lange laufenden Bonds genüsslich zu. Vor einer Woche schaffte die Republik Österreich einen neuen Rekord: Die Tresorie in Wien sammelte EUR 2 Mrd. in einem «Sissi-Bond» fällig im Jahr 2086 ein. Korrekt, 2086 ist Endfälligkeit und die Emission war deutlich überzeichnet. Wer Sachertorte-ähnlich süsse Renditen erwartet hat wurde aber bitter enttäuscht. Mit knapp 1% p.a. hat man die zeichnenden Anleger abgespeist. In Italien wurden vor wenigen Wochen EUR 5 Mrd. mit 50-jähriger Laufzeit erfolgreich platziert. Dort gab’s süsse Renditen – 2.85% p.a. spendierten die Römer hungrigen Investoren mit Appetit auf vermeintlich lange haltbare mediterrane Schmankerl. Inzwischen pendeln unzählige «Origination Teams» diverser Banken quer durch Europa und betteln um neue Ultra-long dated Bond-Mandate. Je länger, je besser. Der klar denkende Anleger kratzt sich am Kopf und stellt sich beim Blick auf die Kurse des Bund-Future die entscheidende Frage: Süsses oder Saures? Ist ja nicht so, dass man nicht auf steigende Bond-Renditen mit Hebelprodukten setzen kann – oder gleich einzelne Staatsanleihen shortet.

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