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Tapering und der Handelsstreit – ein Paradigmenwechsel?

04.12.2018 5 Min.
  • Quentin Fitzsimmons, Senior-Portfoliomanager und Mitglied des globalen Fixed Income Investment Teams
    Senior Portfoliomanager im Anleihenbereich
    T. Rowe Price

Die US-Wirtschaft präsentiert sich derzeit in recht guter Verfassung. Aber das Ende der quantitativen Lockerung, kombiniert mit Zinserhöhungen, wird wahrscheinlich zu einer Verlangsamung oder möglicherweise sogar zu einer Rezession führen – irgendwann.

Ein Blick auf die Weltwirtschaft

Es ist schwer vorherzusehen, wann die US-Konjunktur schwächer wird. In Europa hingegen ist das Wachstum stabil. Und die Europäische Zentralbank steht erst kurz vor einer Straffung, so dass die europäische Wirtschaft vorerst gesund bleiben sollte. Eine der Nebenwirkungen des Quantitative Easing ist eine Zunahme der Kluft zwischen Arm und Reich, was wiederum kurzfristig zu erhöhten politischen Aktivitäten und Populismus geführt hat.

Der Handel als Nullsummenspiel

US-Präsident Donald Trump und die Führer einiger anderer Länder betrachten den Handel als ein Nullsummenspiel, bei dem es sowohl Gewinner als auch Verlierer geben muss. Aus unserer Sicht ist diese populistische Ansicht falsch und kann zu wirtschaftlichen Ineffizienzen führen. Wir gehen zudem davon aus, dass 99 Prozent der Ökonomen nicht Trumps Meinung teilen. Der springende Punkt beim Wachstum ist, dass es eine bessere Verteilung der Ressourcen weltweit ermöglicht. Doch die Zölle verhindern, dass dies geschieht. Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass die Globalisierung in der letzten Generation zu neuen Unternehmen geführt hat, die traditionelle Hersteller aus ihren Märkten verdrängt haben. Dies hat zu grosser Besorgnis über Einwanderung und Handel geführt und dazu, dass Politiker in demokratischen Ländern einfach zu erreichende Ziele wählen, um Stimmen zu gewinnen. Wir halten das nicht für effizient, befürchtet aber, dass die Situation erstmal so bleibt. Die Frage ist vielmehr, in welchen Ländern man mit dieser neuen Realität gut zurechtkommt und in welchen nicht. Im Gegensatz dazu ist China kein demokratisches Land und kann daher eine langfristige Wirtschaftsstrategie planen, ohne sich um die Meinung der Bevölkerung zu sorgen.

Wann kommt die Rezession in den USA?

Die Konjunktur ist eindeutig in der reifen Phase des Zyklus. Es ist dennoch äusserst schwierig, genau vorherzusagen, wann der Zyklus enden wird, da die US-Wirtschaft immer noch von den Konjunkturprogrammen profitiert und sich in einem sehr gesunden Zustand befindet. Wenn der aktuelle Optimismus zu höheren Investitionen führt und die Unternehmen diese effektiv ausgeben werden, kann er sich noch eine Weile fortsetzen. Auffällig ist, dass die Rentenmärkte das Ende des Zyklus befürchten, aber die Aktienmärkte offensichtlich glauben, dass er andauere.

Sorge um die Abflachung der US-Zinskurve

Eine wichtige Frage für uns ist, ob wir uns zu Recht Sorgen um die Abflachung der Zinskurve machen. In der Vergangenheit war das ein guter Indikator für Rezessionen, aber es gibt Hinweise darauf, dass sich die Welt verändert hat – dass die von der Langlebigkeit geprägte Nachfrage der Pensionsfonds das lange Ende der Kurve nach unten gezogen und die quantitative Lockerung (QE) die Laufzeitprämien unter Druck gebracht hat. Wenn dies der Fall ist, dürfte uns die Abflachung der Zinskurve unserer Ansicht nach, keine allzu grossen Sorgen bereiten. Sollte sich die Kurve nicht so stark abflachen, wie manche Leute befürchten und die quantitative Straffung letztlich wirklich einsetzen, ist dies vielmehr ein optimistisches Signal.

Auswirkungen des Brexits auf die Weltwirtschaft

Aus unserer Sicht macht das Vereinigte Königreich nur vier bis fünf Prozent des globalen BIP aus. Die ausgesprochen offene Wirtschaft spielt eine wichtige Rolle in einer Reihe von Lieferketten, insbesondere in Europa. Ein deutscher Automobilhersteller wird befürchten müssen, dass er den Zugang zu seinem zweit- oder drittgrössten Markt verliert, während andere Gegenwinde in Bezug auf Emissionen und Elektrifizierung usw. haben werden. Beispielsweise Irland ist mit rund 40 Prozent der Wirtschaft auf einen offenen Freihandel mit dem Vereinigten Königreich angewiesen. Deshalb werden alle hoffen, dass ein vernünftiges Handelsabkommen zustande kommt, denn wenn nicht, könnte die europäische Wirtschaft im nächsten Jahr eine sehr holprige Situation erleben. Und da der Rest Europas nicht für Brexit gestimmt hat, könnte dies zu grosser Frustration führen. Eine der Nebenwirkungen von QE ist, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich vergrössert hat.

Zentralbanken brauchen genügend Mittel zur Krisen Bewältigung

Die Fed ist von allen Zentralbanken am besten positioniert, weil sie bereits mit der Straffung begonnen hat. Sie ist in dieser Hinsicht dem Spiel weit voraus. Die anderen sind in einer viel schwierigeren Position, weil sie zumeist auf riesigen Bilanzen sitzen. Quantitative Easing funktioniert am Besten, wenn es von einer sehr niedrigen Basis kommt. Die meisten Banken müssen ihre Häuser erst einmal in Ordnung bringen, wobei die Zeit hier gegen sie spielt. Es fragt sich, ob Banken wie die EZB die Bank of England und die Bank of Japan in Panik geraten werden.

Defensiv, aber aktiv agieren

Unser Leitstern ist der US-Treasurymarkt. Wenn die Fed in den kommenden zwölf Monaten vierteljährlich weiter strafft, werden die Renditen der Dreimonats-Treasury-Bills über die Marke von drei Prozent ansteigen. Da Treasuries der globale risikofreie Benchmark sind, müssen wir jede Anlageentscheidung danach beurteilen. Das bedeutet, dass wir mit Blick auf die Duration defensiv vorgehen und auch bei der Kreditvergabe Vorsicht walten lassen. Ende August ergaben sich unserer Ansicht nach einige fantastische Chancen, als die Schwellenländer in Schwierigkeiten waren. Doch es hat eine sehr schnelle Erholung in diesen Märkten gegeben, so dass man flexibel sein muss, um diese Chancen zu nutzen. Wir gehen davon aus, dass dies auch weiterhin der Fall ist.

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