Teil 3: Anlageklassen jenseits von Aktien und Obligationen
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Martin Diethelm
Das Anlageuniversum für Privatanleger hat sich mit dem Aufkommen von Strukturierten Produkten erheblich verbreitert. Darf es etwas Palmöl sein? Oder lieber Palladium?
Was das Herz begehrt
Gängige Metalle wie Gold und Silber, exotischere Alternativen wie Platin oder Palladium, Rohstoffe wie Öl, Zucker oder Reis – auf nahezu alle Rohstoffe (siehe Tabelle), welche an grösseren Börsen gehandelt werden, existieren Strukturierte Produkte. Noch ist die Auswahl an Derivaten auf einzelne Basiswerte teilweise relativ klein. Während es auf Gold über 600 Produkte gibt, existieren momentan nur neun auf Kakao. Dies dürfte sich aber in der nächsten Zeit ändern. Professionellen Investoren, welche mit grösseren Summen und entsprechendem Know-how operieren, stehen diese Anlagen schon längere Zeit offen. Das Problem hierbei ist, dass sie üblicherweise über Futures gehandelt werden. Weil Futures eine feste Laufzeit haben, muss vor deren Ablauf die Position geschlossen und auf den nächsten Future gerollt werden, da man andernfalls Gefahr läuft, dass einem freundlich mitgeteilt wird, dass die georderten 1’000 Barrel Öl am Rotterdamer Hafen bereitstehen und bitte die entsprechenden Tanklastwagen vorbeigeschickt werden sollen.
Erhebliche Vereinfachungen
Auch Schwierigkeiten wegen Margenanforderungen oder Saisonalitäten in den Preisen verschwinden durch den Kauf von Strukturierten Produkten anstelle der Futures. Einige Produkte sichern sogar Währungsschwankungen ab. Weil auch im Rohstoffbereich Einzelinvestments nur für geübte Anleger Sinn machen, bieten Emittenten Derivate auf Baskets an, welche z.B. in Metalle oder Energieträger investiert sind. Auch hier sind verschiedene Klassen von Strukturierten Produkten erhältlich. Nebst den einfachen Trackern, welche die Performance des Basiswertes ungefähr 1:1 abbilden, sind Hebelprodukte wie Warrants oder Mini-Futures stark vertreten, aber selbst kapitalgeschützte Produkte für konservative Anleger werden emittiert.
Nord- und südwärts profitieren
Wem dies nicht genug ist, der findet Derivate auf Zinsen oder Credit Spreads. Mit Letzteren lässt sich auf die Bonität von Kreditgebern spekulieren – und zwar in beide Richtungen. Dies ist ein weiteres Merkmal von Strukturierten Produkten: Durch sie ist es auch für Privatinvestoren möglich, auf sinkende Kurse eines Basiswertes zu setzen. Die Frage ist nun nicht mehr, in welchen Anlagen die höchsten positiven Renditen stecken, sondern ganz grundsätzlich, in welche Richtung sich ein Wert bewegt. Anstatt von Anlagen mit potenziell sinkenden Kursen die Finger zu lassen, kann neu gezielt auf deren Abwertung spekuliert werden.
Emittenten als Ideenbringer
Emittenten profitieren von ihren Produkten vor allem dann, wenn sie eine breite Käuferschaft finden. Dementsprechend kreieren sie vorwiegend Derivate, von denen sie einen grösstmöglichen Mehrwert für den Käufer erwarten. Dies kommt den Anlegern zugute: Ein Blick auf die Neuemissionen zeigt dem Anleger, wo die Banken Kurspotenzial sehen. Der Anlageberater hat dennoch nicht ausgedient, denn nicht jedes Produkt ist für jeden Anleger sinnvoll, vor allem in Bezug auf das Verlustrisiko und die Zusammensetzung eines Portfolios. Einige Emittenten gehen einen Schritt weiter und bieten über Strukturierte Produkte Investments in einfache Hedge-Fund-Strategien an. Zum Beispiel kann auf die Outperformance des DAX gegenüber dem Spanischen Index gesetzt werden oder auch darauf spekuliert werden, dass die Rendite von Mais höher ist als diejenige von Weizen. Der Vorteil dieser Strategien ist, dass sie sogenannt marktneutral sind. Dies bedeutet, dass der Investor immun gegenüber Schwankungen des entsprechenden Gesamtmarktes ist. Wenn sich die globalen Commodity-Märkte im Sinkflug befinden, der Preis von Weizen aber stärker fällt als derjenige von Mais, wird der Wert des entsprechenden Strukturierten Produktes steigen.
Die Frage der Ethik
Für manche Anleger mag hier eine unangenehme Grenze zwischen Investition und Spekulation überschritten sein. Die Vorgehensweise, aus Sympathie zu einer Firma deren Eigenkapitalgeber zu werden, weicht immer mehr dem Ansatz, die voraussichtlich renditestärkste Kombination an Derivaten zu halten, und zwar unabhängig davon, welche Basisinvestitionen sich dahinter verbergen. Dabei kann es vorkommen, dass z.B. in Weizen investiert wird, welcher als Nahrungsmittel verwendet wird. Darf man damit spekulieren? Für Anleger, die ethische Vorbehalte gegenüber gewissen Anlagen haben, emittieren Banken Strukturierte Produkte auf entsprechende Baskets. Diese können Aktien von Firmen beinhalten, die vorgegebene Standards einhalten oder z.B. von Unternehmen, die Technologien für die Gewinnung erneuerbarer Energien entwickeln.