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Tesla: Da scheiden sich die Geister

26.04.2023 5 Min.
  • Christian Ingerl
    Redaktor

Während beim E-Auto-Bauer der Wind derzeit von vorne bläst, zeigt sich die Analystenzunft zweigeteilt. Anleger können aber in allen Kursrichtungen Gewinne einfahren. 

Geht es um den E-Auto-Pionier Tesla, klaffen die Meinungen der Aktienexperten weit auseinander. Während die Bären gerne auf die ihrer Ansicht nach aberwitzige Bewertung verweisen, glaubt das Bullen-Lager an immense Wachstumsraten und immer höhere Notierungen. Die unterschiedlichen Ansichten spiegeln sich in den Kurszielen wider. Bei den von CNN Business ausgewerteten 35 Studien beläuft sich das maximale Potenzial auf USD 300, was also knapp einer Verdopplung aus heutiger Sicht entsprechen würde. Der niedrigste Wert liegt dagegen bei USD 71, was wiederum einem Minus von mehr als der Hälfte gleichkommt.

Monster Kursziel

Als wäre die Verwirrung für den gemeinen Anleger noch nicht genug, hat sich nun auch noch die bekennende Tesla-Anhängerin Cathie Wood zur mittelfristigen Zukunft von Tesla geäussert. Und wie sollte es auch anderes sein, fällt ihr Urteil ausserordentlich optimistisch aus. In ihrem bullishen Szenario hält sie im Jahr 2027 einen Kurs von USD 2‘500 für möglich, im bearishen Szenario sollen es immerhin noch USD 1‘400 sein. Als tatsächlichen „Expected Value“, dem eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 50% eingeräumt wird, nennt die Starinvestorin USD 2‘000. Mit anderen Worten: Die Aktie wird sich in den kommenden vier Jahren in etwa verzwölffachen.

Die Euphorie gründet vor allem auf Teslas zukünftigem Robotaxi-Geschäftsbereich. Die Sparte ist ein wichtiger Treiber und soll zu 67% zum erwarteten Unternehmenswert und 64% zum erwarteten operativen Ergebnis (Ebitda) im Jahr 2027 beitragen. Das klassische E-Fahrzeug-Geschäft wird dann eine wesentlich niedrigere Marge als der Umsatz mit Robotaxi generieren.

Bremsspuren

Während das alles Zukunftsmusik ist, stellt sich die Gegenwart weniger rosig dar. Dies gilt insbesondere für die Profitabilität. Derzeit muss sich CEO Elon Musk mit einer über den Konzern hinweg sinkenden Rendite auseinandersetzen. Schuld daran ist aber der Chef selbst, denn er möchte um jeden Preis seine Marktanteile verteidigen. „Es ist besser, eine grosse Zahl von Autos mit einer geringeren Rendite auszuliefern und diese Rendite in der Zukunft zu kassieren, wenn wir das autonome Fahren perfektionieren», sagte der Vorstandsvorsitzende bei der jüngsten Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal. Die aggressive Strategie, allein in den USA senkte Tesla die Preise seit Jahresbeginn sechs Mal, hinterlässt deutliche Bremsspuren in der Bilanz. So erwirtschaftete der Autobauer von Januar bis März eine Gewinnmarge von nur noch 19.3%, nach 32.9% im Vorjahr. Analysten hatten mit 22.4% deutlich mehr erwartet. 

Noch scheint der angezettelte Preiskrieg von Musk, den bereits mehrere andere Hersteller wie Renault und GM eine Absage erteilten, nicht so recht zu fruchten. Tesla steigerte seine Auslieferungen zum Jahresstart lediglich um 4%. An dem offiziellen Auslieferungsziel von 1.8 Mio. Fahrzeugen in diesem Jahr hält der charismatische Gründer zwar weiter fest, eine frühere Aussage, wonach es vielleicht sogar 2 Mio. werden könnten, wiederholte er dagegen nicht. 

Konkurrenzkampf

Ein Problem von Tesla dürfte der zunehmende Wettbewerb sein. Nicht nur ebenbürtige E-Start-ups wie BYD oder Nio ziehen die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich, sondern auch die klassischen Hersteller wie VW oder Renault haben ehrgeizige E-Fahrpläne. Beispielsweise hat die chinesische BYD bei der Automesse in Shanghai ein Einstiegsfahrzeug für nur USD 11‘600 Dollar vorgestellt, VW wiederum hat sich zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr rund jedes zehnte Fahrzeug weltweit vollelektrisch an die Kunden zu übergeben. Einen kleinen Trumpf hat Tesla in diesem Jahr aber noch im Ärmel: den Cybertruck. Im dritten Quartal soll das batterieelektrisch angetriebene Nutzfahrzeug vorgestellt werden. Bei dem Fahrzeug handelt es sich allerdings eher um ein Nischenprodukt, sodass die Nachfrage beschränkt sein dürfte.

Eingetrübtes Chartbild

Die Nachfrage nach der Tesla-Aktie hält sich derzeit ebenfalls in Grenzen. Zwar liegt der Titel seit Jahresbeginn um 31% vorne, auf Sicht von einem Jahr türmt sich der Kursverlust aber immer noch auf mehr als die Hälfte auf. Im Vergleich zum Allzeithoch von Ende 2021 beträgt das Minus sogar mehr als 60%. Aktuell befindet sich der Titel in einer gefährlichen Lage. Die kurz nach Silvester gestartete Aufwärtsbewegung endete im Bereich von USD 210, wo sich ein Doppeltop zeigte. Das aufgrund seines Anblicks auch als M-Formation genannte Muster signalisiert eine bearishe Trendwende. Hinzu kommt nun, dass vor wenigen Tagen mit dem Durchbruch durch die 100-Tage-Linie ein weiteres Verkaufssignal generiert wurde.

Anlagelösungen

Für die Bären: Aktuell spielt die Musik, operativ wie auch charttechnisch, auf der Short-Seite. Mit dem Mini Future MTSA8V der Bank Vontobel lässt sich mit Hebel 6.9 auf eine weitere Abwärtsfahrt der Tesla-Aktie setzen. Der Abstand zum Knock-out bei USD 176.74 beträgt 9.4%.

Für die Bullen: Optimisten, welche auf den Spuren von Cathie Wood wandeln möchten, können das Hebel-Papier 5NTSLU der UBS ins Auge fassen. Das Open End-Papier verfügt über einen Multiplikator von 8.1, das Stop-Loss-Level bei USD 149.4780 befindet sich 7.4% entfernt. 

Für die Unentschiedenen: Mit einem Renditeoptimierungsprodukt können Anleger, die der Tesla-Aktie zumindest eine stabile Kursentwicklung zutrauen, auf Renditefng gehen. Attraktive Konditionen weisst der Barrier Reverse Convertible LOARCH der Raiffeisen auf. Das Produkt mit einer Laufzeit bis Februar 2024 stellt einen Ertrag von 17.6% (21.7% p.a.) in Aussicht, ohne dass Tesla Avancen aufweisen muss. Die Barriere bei USD 98.45 liegt beruhigende 39.0% vom aktuellen Basiswertkurs entfernt.

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