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Thyssenkrupp: «Stahlharte» Gewinnchance

29.01.2025 4 Min.
  • Christian Ingerl
    Redaktor

Der Industriekonzern stellt sich neu auf und könnte auf der anstehenden Generalversammlung News zu seiner Portfoliobereinigung veröffentlichen. Für Anleger bieten sich Chancen.

Schwierige Zeiten begleiten den deutschen Industriekonzern Thyssenkrupp nun bereits seit längerem. In der Folge weist die Aktie auch eine deutliche Unterperformance auf. Seit dem Geschäftsjahr 2016/17 hat das Unternehmen rund 80% seiner Kapitalisierung eingebüsst, während der Gesamtmarkt, gemessen am MDAX, in diesem Zeitraum knapp 2% zulegte. Grund dafür waren nicht nur deutliche Gewinnrückgänge, auch zeigte sich eine Verschlechterung der Free Cashflow (FCF)-Generierung, welche bei Analysten gar nicht gut ankommt.

Operative Flaute

Laut Finanzvorstand Jens Schulte muss der Konzern eine Marge vor Zinsen und Steuern von 4% erreichen, um einen positiven FCF zu erzielen. Eigentlich hätte es im laufenden Geschäftsjahr 2024/25, das am 30. September endet, soweit sein sollen. Doch wurde das ursprünglich erwartete Ebit-Margenziel von 4% bis 6% auf «mittelfristig» verschoben. Für 2024/25 wird nun für den Konzern ein weiterer negativer FCF prognostiziert, wobei eine Ebit-Marge im Bereich von 1.7% bis 2.8% erwartet wird.

Damit steht fest: Von operativer Seite wird die Thyssenkrupp-Aktie so schnell keine Unterstützung bekommen. Und doch zählt der Titel mit einem Kursplus von rund einem Fünftel seit Jahresbeginn zu den Top-Titeln im MDAX. Was aber treibt die Notierung derzeit so an?

Neubewertung?

Durch die laufenden Umstrukutrierungsmassnahmen, die eine teilweise Veräusserung der Stahl- und Schifffahrtsgeschäfte beinhalten, steht derzeit eine gewisse Neubewertung im Raum. Die EP Corporate Group (EPCG) von Daniel Křetínský erwarb bereits einen Anteil von 20% an der Stahlsparte mit Plänen, ihren Anteil auf 50% zu erhöhen, um ein Joint Venture zu gründen. Dies würde dem Konzern nicht nur dringend benötigtes Barmittel verschaffen, sondern auch die Entkonsolidierung der Stahlsparte ermöglichen, was gleichzeitig die Last der Dekarbonisierungsinvestitionen teilen würde. Für das Marinegeschäft wird derweil ein Spin-Off vorbereitet.

Nun kurz vor der am Freitag, 31. Januar, anstehenden Generalversammlung, kommt Bewegung in die Sache. Der tschechische Milliardär Kretinsky hat in einem Interview sein Interesse an Thyssenkrupp Steel bekräftigt: «Sollten wir sowohl mit der Thyssenkrupp AG als auch mit den Gewerkschaften eine gemeinsame Basis für die weitere Ausrichtung erreichen, wären wir bereit, unsere Beteiligung zu verstärken», sagte ein Sprecher von EPCG. Dass das ein grosses Thema auf dem Aktionärstreffen sein wird, zeigt sich auch in der bereits vorab veröffentlichten Rede von Vorstandschef Miguel Lopez, der den Umbau des seit Jahren kriselnden Industriekonzerns vorantreibt. «Das laufende Geschäftsjahr wird mit Blick auf unser Portfolio ein ‚Jahr der Entscheidungen’», so der Manager. Wichtig wird sein, ob sich Lopez und Kretinsky mit den Gewerkschaften einigen können, die aufgrund eines beabsichtigten Stellenabbaus auf die Barrikaden gegangenen sind.

Kursstützen

Eine erfolgreiche Verhandlung der Umstrukturierung sowie eine Erhöhung des Anteils von Křetínský auf 50% wären durchaus ein positiver Katalysator für die Aktie und dürfte diese bei ihrem im November vergangenen Jahres Comeback-Versuchs unterstützen. Darüber hinaus könnte ein stärkerer Support des Stahlsektors durch eine neue deutsche Regierung zu Gewinnkorrekturen nach oben führen, was zugleich die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr zur Generierung eines positiven Free-Cashflows deutlich erhöhen würde.

Mit dem jüngsten Vorstoss Mitte Januar hat sich auch das charttechnische Bild von Thyssenkrupp deutlich aufgehellt. Zuletzt überwand der MDAX-Titel die 100- und 200-Tage-Linie. Sollte der positive Trend noch ein wenig anhalten, könnte es bei diesen beiden gleitenden Durchschnitten zu einem «Golden Cross» kommen. Auf der Unterseite dient der Bereich um EUR 4.0 als eine solide Supportzone.

Anlagelösungen

Wer auf positive Überraschungen rund um die anstehende Generalversammlung spekulieren möchte, kann mit dem Mini Future Long LTZAJB von Julius Bär gehebelt auf den deutschen MidCap setzen. Das Produkt verfügt über einen Hebel von 4.6, der Knock-out befindet sich bei EUR 3.8149 und damit 17.8% vom derzeitigen Niveau entfernt. Wer allerdings davon ausgeht, dass die Aktie erst noch Zeit braucht, die Kursrallye der vergangenen Wochen zu verdauen, kann den Barrier Reverse Convertible RTKAAV der Bank Vontobel in Betracht ziehen. Dieser stellt eine Seitwärtsrendite von 8.5% p.a. in Aussicht. Die Barriere befindet sich bei EUR 2.63 und damit 43.4% von aktuellen Kursniveau entfernt. Die Laufzeit endet an 18. Juli 2025. 

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