Trading Desk
Thyssenkrupp: Umbau und Rüstungsboom als Chance
-
Christian Ingerl
Redaktor
Der deutsche Traditionskonzern möchte in Zukunft nur noch als strategische Holding fungieren und seine Geschäfte eigenständig aufstellen. Dies könnte neue Werte schaffen. Von der Börse kommt Applaus, was die Aktie in Richtung des zweistelligen Kursbereichs bringt.
Im Januar dieses Jahres haben wir auf die Chancen bei dem deutschen Industriekonzern Thyssenkrupp hingewiesen. Zu diesem Zeitpunkt stand die Aktie bei EUR 4.50, heute notiert der Titel in etwa auf dem doppelten Niveau. Es sind vor allem die Umbaupläne, die dem MDAX-Konzern Flügel verleihen.
Eines steht aber fest: Wer hier investiert, braucht gute Nerven. Denn der Anstieg ging bis dato alles andere als geradlinig von statten. So kam es Mitte Mai zu einem scharfen Rücksetzer. Grund: Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 (30.09) verhagelte eine schwache Stahlsparte die Bilanz. Das Segment wies sogar einen Fehlbetrag von EUR 23 Mio. aus. Darüber hinaus kam es aufgrund der neuen US-Zölle zu Einbussen in der Sparte mit Autoteilen. Insgesamt konnte der Konzern von Januar bis März nur ein bereinigtes operatives Ergebnis von EUR 19 Mio. ausweisen, das waren 90% weniger als vor Jahresfrist.
Börsengang voraus
Doch nicht alle Geschäftsbereiche schwächelten. Die vor der Abspaltung stehende Marineeinheit glänzte mit deutlichem Wachstum. Angetrieben vom globalen Rüstungsboom konnte die Tochter zuletzt nicht nur mehrere milliardenschwere U-Boot-Aufträge an Land ziehen, auch verbesserte die Gesellschaft ihr operatives Ergebnis um ein Viertel auf EUR 31 Mio. Läuft alles nach Plan, könnte es noch in diesem Jahr zu einem Börsengang der Sparte kommen. Anfang dieser Woche wurden nun konkretisierte Pläne des Konzernumbaus veröffentlicht. CEO Miguel Lopez möchte nach der Verselbstständigung der Sparten Stahl und Marineschiffbau auch seine übrigen drei Geschäftsfelder in eigenverantwortliche Einheiten aufspalten. Folglich soll Thyssenkrupp mittelfristig nur noch eine strategische Holding sein, welche an den Bereichen Mehrheitsbeteiligungen hält. Laut DZ Bank-Analyst Dirk Schlamp haben die geplanten Massnahmen das Potenzial, mittelfristig Werte freisetzen.
«Zukunftsmodell»
Konzernchef Lopez gibt sich für sein Vorhaben nicht lange Zeit. Bereits in den kommenden Jahren sollen die Segmente Material Services und Automotive Technology ebenfalls kapitalmarktfähig aufgestellt sein. Allerdings muss sich der Manager dabei auch noch den Arbeitnehmervertretern stellen, die bereits kritisieren, dass sie nicht angemessen in die strategische Diskussion eingebunden werden. Die IG Metall droht bereits: «Den Konzern zu filetieren und nach und nach an die Börse zu bringen – ohne Zukunftsbilder mit Perspektiven für Mitarbeiter und Standorte in allen Bereichen – lehnen wir ab.» Sie fordern unter anderem, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. Um mehr Klarheit zu schaffen, möchte der Vorstand das «Zukunftsmodell» genannte Konzept noch in diesem Jahr dem Aufsichtsrat vorstellen.
Kurslücke geschlossen
Die neuen Pläne sorgten nun dafür, dass die Thyssenkrupp-Aktie die Mitte Mai gerissene Kurslücke bereits wieder schliessen konnte. Das könnte dafür sorgen, dass der Mid Cap wieder in seinen alten Aufwärtstrend einschwenkt. Auch dürften die Nachrichten rund um die Transformation des Unternehmens in den kommenden Wochen und Monaten anhalten. Auf der Oberseite ist das nächste Ziel klar die nachhaltige Eroberung des zweistelligen Kursbereichs. Für den Fall, dass die Aktie an der 10er-Marke abprallt, steht im Bereich von EUR 8 eine solide Unterstützung parat.
Anlagelösungen
Risikobewusste Anleger können mit dem Mini Future Long MTKA3T von Leonteq eine weitere Klettertour des deutschen Mittelständlers noch beschleunigen. Das Produkt verfügt über einen Hebel von 3.17, der Knock-out befindet sich bei EUR 7.2498 und damit 23.8% vom derzeitigen Niveau entfernt. Sollte es zu einer Korrektur in der aktuell v-förmigen Erholung kommen, wäre das Short-Pendant BQWSKU der UBS ein passendes Produkt, um Kursverluste in Gewinne zu verwandeln.
Aber auch im Seitwärtsgang lässt sich ordentlich Geld verdienen. Ein Lied davon singen können jene Anleger, die den im Januar vorgestellten Barrier Reverse Convertible RTKAAV der Bank Vontobel gekauft haben. Nach der Kursrallye verspricht dieses Produkt nun keine Rendigechance mehr und kann getrost in einen anderen BRC getauscht werden. Einen hohen Seitwärtsertrag von 14.9% p.a. stellt der Barrier Reverse Convertible KZPVDU der UBS in Aussicht. Die Barriere befindet sich bei EUR 5.96 und damit 37.4% vom aktuellen Kursniveau entfernt. Die Laufzeit endet in weniger als einem Jahr am 2. April 2026.
