Zurück
payoff Trading Desk

Universal Music Group: Aus dem Takt geraten

25.05.2022 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Nach einem starken Börsendebüt im vergangenen Herbst ist das weltgrösste Musiklabel etwas in der Versenkung verschwunden. Da das Wachstum und die Aussichten von Universal Music Group positiv sind, könnte sich die Kursschwäche als Einstiegschance entpuppen.

Vor der Digitalisierung mussten Musikfans die Chartshow im Radio abwarten oder den entsprechenden Aushang im CD- und Plattenladen suchen, um die aktuelle Hitparade zu erfahren. Heute reichen hierfür ein paar Klicks – zum Beispiel präsentiert der Streaminganbieter Spotify permanent die am meisten abgerufenen Songs, Alben und Künstler. Universal Music Group (UMG) ist in den unterschiedlichsten Wertungen stark vertreten. 2021 standen vier der fünf auf Spotify erfolgreichsten Musiker beim weltgrössten Label unter Vertrag. Neben der US-amerikanischen Singer-Songwriterin Taylor Swift zählten die südkoreanische Boygroup BTS, der Rapper Drake aus Kanada sowie der US-Popstar Justin Bieber zu dem Quartett.

Trotz dieser und weitere Erfolge ist die UMG-Aktie in den vergangenen Monaten regelrecht aus den Börsencharts geflogen. Zunächst legte das Papier einen starken Start hin, nachdem die Vivendi Gruppe ihr Musikgeschäft im vergangenen September abgespalten hatte. Mitte November notierte UMG mehr als die Hälfte über dem von der Amsterdamer Börse Euronext zum Debüt fixierten Referenzpreis von EUR 18.50. Mittlerweile überwiegen die Moll-Töne – die Aktie übertrifft ihren Startwert nur noch um rund ein Zehntel. In gewisser Weise scheint UMG in Sippenhaft zu stecken. Will heissen, der Börsenneuling wird gemeinsam mit den grossen Streaminganbietern Spotify (Musik) und Netflix (Film, Serien) abverkauft.

Starke Zahlen, keine Prognose

Generell wirkt dieser negative Sog logisch. Schliesslich spielt vor allem der Erfolg von Spotify für den Content-Lieferanten keine unwesentliche Rolle. Doch trotz aller Zweifel am Wachstumspfad des schwedischen Portals läuft das Geschäft von UMG. Belegen lässt sich diese These nicht nur mit der Omnipräsenz in den globalen Charts. Auch die jüngsten Zahlen aus der Konzernzentrale im niederländischen Hilversum sprechen für sich: Im ersten Quartal steigerte UMG den Umsatz zu konstanten Wechselkursen um 16.5% auf EUR 2.2 Mrd. Der grösste Teil des Geschäfts entällt auf das Streamingsegment. Hier verbuchte der Branchenriese von Januar bis März 2022 ein Wachstum von 14.6%. Profitiert hat das Unternehmen auch von der neuen Begeisterung für physische Tonträger: Das noch vor wenigen Jahren totgesagte Segment für CDs und Vinyl-Schallplatten steigerte die Erlöse im ersten Quartal um 8.7%

Der Profit hat beim Wachstum nicht ganz Schritt halten können. UMG meldete für die ersten drei Monate des Jahres ein angepasstes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von EUR 455 Mio., 14% mehr als im Vorjahreszeitraum. Gleichwohl lag diese Kennziffer genauso, wie der Konzernumsatz über den durchschnittlichen Analystenerwartungen. Laut CFO Boyd Muir hat das Unternehmen mit den Quartalszahlen einmal mehr sein Bekenntnis zum langfristigen Wachstum quer durch die wichtigsten Geschäftszweige unter Beweis gestellt. Eine konkrete Prognose für 2022 wollte er aber nicht vorlegen. «Wir sind nach wie vor begeistert von dem diversifizierten Umsatzwachstum, das unsere Strategie hervorbringt», sagte Muir. Der erfahrene Manager baut zusammen mit CEO Lucian Grainge nicht nur auf den Streamingboom. Gleichzeitig richtet das Führungsduo den Konzern in Richtung weitere digitaler Wachstumsfelder aus. Seien es Fitness-Apps, NFT-Plattformen oder Videodienste: Die gigantische Musikbibliothek von UMG ist für die unterschiedlichsten Abnehmer interessant.

Anlagekonklusion:

Entsprechend positiv beurteilen Analysten die Aktie. Auf Refinitiv sind aktuell 17 Kaufempfehlungen dokumentiert. Während vier Researchhäuser UMG mit «Halten» einstufen, kommt das Rating «Verkaufen» nicht vor. Zu den Fans des Labels zählt JP Morgan. Nach den jüngsten Quartalszahlen haben die Analysten der US-Bank ihre Schätzungen für 2022 nach oben geschraubt. Sie rechnen nun mit einem organischen Umsatzwachstum von 11%. Für JP Morgan bleibt UMG ein «must own asset». Conor O’Shea hat die Ergebnisschätzung zunächst unverändert gelassen. Gleichwohl hält der Analyst von Kepler Cheuvreux am «Kaufen»-Rating für den Medienwert fest und taxiert das Kursziel auf EUR 28.50. O’Shea führt in seinem Investmentcase die mögliche weitere Expansion von Musik-Streamingdiensten auf. Das gelte insbesondere für China und anderen Schwellenländer. Bis 2025 traut er UMG ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich sowie eine Ausweitung der Ebitda-Marge um 500 Basispunkte zu.

Anleger, die den Optimismus der Experten nicht teilen, finden im Barrier Reverse Convertible RUMAAV eine Investmentalternative. Unter folgender Voraussetzung wirft das Vontobel-Produkt im April 2023 die Maximalrendite von 15.2% p.a. ab: UMG fällt nicht auf oder unter die Barriere von EUR 14.15.

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken