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US-Berichtssaison: Auch die Normalität bietet Chancen

25.02.2019 5 Min.
  • Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien

Für einmal eine positive Überraschung: Trotz vieler Belastungsfaktoren berichten die US-Konzerne für das vierte Quartal ordentliche Zahlen. Mit Blick nach vorne dürften die Gewinnerwartungen aber zu hoch gegriffen sein. In welchem Spannungsfeld befinden sich die US-Unternehmen in diesem Jahr? Und was bedeutet das für Aktienanleger?

Schlechtester Dezember seit den 1930er Jahren, bester Januar seit 1987: Auch im Februar 2019 ging es an den US-Aktienmärkten positiv weiter. Während die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) Ende des vergangenen Jahres mit ihrer insgesamt neunten Leitzinsanhebung noch für starke Kurseinbrüche gesorgt hatte, war sie es auch, die die Aktienmärkte im Januar trieb. Die Währungshüter um Jerome Powell signalisierten, bei Bedarf ihren Straffungskurs auszusetzen und der Wirtschaft sogar mit stimulierenden Massnahmen zur Seite zu stehen. Eine 180-Grad-Wende in der Geldpolitik!

Globale Konjunktur trübt sich ein

Insgesamt soll der künftige Fed-Kurs stärker von den Konjunkturdaten abhängen. Denn diese zeigten sich zuletzt auf globaler Ebene eher trüb. Viele Frühindikatoren wie die asiatischen und europäischen Einkaufsmanagerindizes tendierten schwach. Insbesondere der Handelsstreit zwischen den USA und China belastete, weil er zu einem verlangsamten Welthandel führte. Auch die Frühindikatoren in den USA hatten sich in den vergangenen Monaten von hohem Niveau etwas eingetrübt, zuletzt aber wieder stabilisiert. Verglichen mit der Eurozone ist die US-Konjunktur in einer besseren Verfassung. Der Grund: Die Vereinigten Staaten sind eine stärker binnenorientierte Wirtschaft, weswegen der abgeschwächte Welthandel ihr weniger anhaben kann. Zudem ist die Konsumlaune der Menschen in den USA ungebrochen. Gleichzeitig gibt es immer noch positive Impulse aus der Trump’schen Steuerreform. Trotzdem stellt sich insgesamt die Frage, wann der Aufschwung in den USA zu Ende geht, denn der Konjunkturzyklus ist in einer reifen Phase angelangt.

In diesem Umfeld bewegen sich derzeit die US-Konzerne. Wie es innerhalb der Unternehmen aussieht, zeigen ihre Berichte für das vierte Quartal 2018. Das schwache Wachstumsumfeld bekamen auch einige international tätige US-Firmen zu spüren. Entsprechend zeigten sich die Daten von Unternehmen wie dem Baumaschinenhersteller Caterpillar oder dem Chemieriesen DowDuPont schwach. Die Ausblicke fielen wenig ermutigend aus und in der Folge entwickelten sich auch die Kurse der Aktien negativ. Sorgen bereiteten die Aktivitäten der US-Konzerne in China, wo sich die Wirtschaftsdaten abschwächten und der Handelskonflikt wütete. Der private Konsum in China ist aber weiterhin ein wichtiger Treiber, was sich beispielsweise positiv auf Luxusgüterhersteller, Bekleidungskonzerne und Medizintechnikanbieter aus den USA auswirkt.

Tech-Giganten im Fokus

Im Fokus der US-Berichtssaison standen die Technologieriesen, da die Indexschwergewichte im vierten Quartal 2018 deutlich unter Druck kamen. Nach schwierigen Monaten konnten Zahlen von Apple die Anleger wieder überzeugen. Nach einer Gewinnwarnung Anfang Januar hatte der iPhone-Hersteller die gesenkten Analystenerwartungen leicht übertreffen können. Ihm gelang es, den künftigen Pfad über das schwächelnde iPhone hinaus vorzuzeichnen. Die Berichte der drei anderen Technologiegiganten fielen gemischt aus: Während die Aktie von Facebook mit einem Kurssprung auf die über den Erwartungen liegenden Umsätze und Gewinne reagierte, führten beim Online-Händler Amazon Verluste im internationalen Geschäft sowie Sorgen um steigende Kosten zu einem vorsichtigen Ausblick und einer negativen Kursreaktion. Das auf Basis der Marktkapitalisierung aktuell wieder grösste Unternehmen der Welt, der Softwarehersteller Microsoft, legte auf den ersten Blick durchwachsene Zahlen vor. Sie lagen leicht unter der Umsatz- und etwas über der Gewinnerwartung. Aber Microsofts wichtigster Wachstumstreiber, das Cloud-Geschäft, läuft nach wie vor sehr gut. Ausserdem ist der IT-Konzern ein grosser Digitalisierungsgewinner.

Es hätte schlimmer kommen können

Insgesamt zeigt die Berichtssaison für das vierte Quartal 2018 aber ein recht ordentliches Bild, auch wenn die Gewinne absolut betrachtet gesunken sind: Etwa zwei Drittel der Unternehmen im S&P500-Index konnten die von Analysten an sie gestellten Umsatz- sowie Gewinnerwartungen übertreffen. Schaut man sich die Historie an, sind das zwar eher mässige Werte. Aber die Marktteilnehmer waren aufgrund des Abverkaufs im vierten Quartal 2018 skeptisch, sodass in vielen Fällen schon das Erreichen der Analystenschätzungen eine positive Kursreaktion zur Folge hatte.

Viele Analysten hatten ihre Schätzungen vor der Berichtssaison nach unten revidiert. Das zeigen die Gewinnrevisionen an, die insbesondere im Dezember stark zurückgekommen sind. Das mag erst einmal dramatisch klingen, allerdings muss man auch bedenken, dass die Kennzahl aufgrund des Trump’schen Konjunkturstimulus in den vergangenen Monaten deutlich nach oben verzerrt war. Mit Beginn der Berichtssaison wurden die Schätzungen dann aber wieder sukzessive nach oben angepasst. Aktuell befindet sich der Indikator wieder auf einem für das aktuelle Konjunkturstadium „üblichen“ Niveau.

Selektion ist gefragt

Machen wir uns nichts vor: Der Trend immer weiter in den Himmel steigender Unternehmensgewinne ist zu Ende. Das zeigen bereits die Berichte für das vierte Quartal. Auch im ersten Quartal 2019 dürften die Gewinne sinken. Für 2019 rechnen die Analysten mit einem Gewinnwachstum von sechs Prozent. Das könnte noch etwas zu hoch gegriffen sein. Dennoch rechnen wir damit, dass die Gewinne 2019 moderat wachsen sollten. Auf der einen Seite laufen Sonderfaktoren wie der Steuerstimulus 2019 aus, die Weltkonjunktur trübt sich weiter ein und die Kosten der Unternehmen steigen, weil sie beispielsweise höhere Löhne zahlen müssen. Auf der anderen Seite stehen die USA konjunkturell immer noch robust dar. Viele Unternehmen sind durch ihren Heimatfokus vom Welthandel abgekoppelt. Zudem dürfte der flachere Zinspfad der US-Notenbank unterstützen. In diesem Umfeld kann die Spreizung zwischen starken und schwachen Adressen sehr gross ausfallen. Hier gilt es, durch eine sorgfältige Auswahl die besten Aktien zu finden und das Portfolio so aufzustellen, dass es unter den gegebenen Umständen den bestmöglichen Ertrag abwirft. So bieten sich auch in der zurück gewonnenen Normalität Chancen.

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