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payoff Traders Idea Trading Desk

USD/CHF: Ab sofort zählt jedes Wort!

20.09.2023 5 Min.
  • Christian Ingerl
    Redaktor

Fed und SNB treffen ihre Zinsentscheidungen. Bis morgen Mittag sollte sich zeigen, ob der Ausbruch beim FX-Duo USD/CHF nachhaltig ist.

Traditionell nimmt sich die US-Notenbank zwei Tage Zeit, um ihre geldpolitische Ausrichtung zu beraten. Seit gestern sitzt der von Fed-Präsident Jerome Powell geleitete Offenmarktausschuss in Washington D.C. zusammen. Heute Abend, 20:00 Uhr unserer Zeit, gibt das Gremium den Zinsentscheid bekannt und legt gleichzeitig die aktuellen ökonomischen Projektionen vor. Ab 20:30 Uhr meldet sich Powell an einer Medienkonferenz zu Wort. Nur 13 Stunden später publiziert die Schweizerische Nationalbank ihre dritte Geldpolitische Lagebeurteilung des Jahres. Die SNB lädt für den Donnerstag ebenfalls zu einem Mediengespräch. Dabei wird ihr Präsident, Thomas Jordan, Stellung beziehen.

Mit dem anstehenden «Zins-Doppelschlag» rückt das Devisengespann USD/CHF in den Fokus. Das gilt umso mehr, da der US-Dollar in Relation zum Schweizer Franken gerade eine spannende charttechnische Konstellation zeigt. Das FX-Duo hat einen mittelfristigen Abwärtskorridor nach oben durchbrochen. Jetzt stehen die Chancen gut, dass der Dollar ein seitliches Dreieck nach oben auflösen kann – dazu später mehr. Fundamental hängt der Richtungswechsel mit einer allgemeinen Stärke des Greenbacks zusammen. Der US-Dollar Index – diese Benchmark bildet den Verlauf der US-Valuta relativ zu sechs anderen Hauptwährungen ab – legte zuletzt neun Wochen nacheinander zu. Die Rezessionsgefahr in verschiedenen Wirtschaftsräumen macht den Dollar als «Safe Haven»-Asset interessant. Gleichzeitig profitiert er von relativ robusten Konjunkturdaten aus den USA. Hinzu kommt, dass der Dollarraum einen deutlichen Renditevorsprung gegenüber den Währungen anderer Industrienationen zeigt. Relativ zur 10-jährigen Eidgenossenschaft (aktuelle Rendite 1.26%) beträgt der Aufschlag des Treasuries (4.35%) mehr als 300 Basispunkte.

USA: Eindeutiger Konsens

An den kommenden beiden Tagen könnte diese Schwere in Bewegung kommen. Es gilt als ausgemachte Sache, dass das Fed sich nach den starken Erhöhungen seit März 2022 eine Pause gönnt. Laut dem CME FedWatch Tool wird der Offenmarktausschuss die Target Rate mit einer Wahrscheinlichkeit von 99% auf der Spanne von 5.25% bis 5.50% belassen. Neben dem sich langsam abkühlenden Arbeitsmarkt spricht hierfür auch und gerade der nachlassende Inflationsdruck. Zwar dehnte sich der U.S. Consumer Price Index (CPI) im August auf Jahressicht mit 3.7% stärker aus als noch im Vormonat. Doch hierfür waren vor allem die steigenden Benzinpreise verantwortlich. In der Kernrate – dabei bleiben die besonders schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiepreise aussen vor – ging die Inflation im August um 0.4 Prozentpunkte auf 4.3% zurück. Das Fed nimmt bei seinen Analysen vor allem den «Core CPI» unter die Lupe.

Angesichts der eindeutigen Erwartungshaltung in Bezug auf den heutigen Zinsentscheid dürfte der Fokus vor allem auf den Aussagen Powells zur weiteren Gangart liegen. Hier wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Gibt der Fed-Präsident den Falken und stellt die Inflationsgefahr in den Vordergrund, könnte dies den Konsens mit Blick auf die nächsten Sitzungen verschieben. Momentan gehen die Märkte davon aus, dass die Target Rate bis Mitte 2024 unverändert bleibt. Für den Juli des kommenden Jahres steht eine erste Zinssenkung im Raum. Sollte Jerome Powell morgen dagegen im Sinne der Tauben auch nur vage Andeutungen bezüglich einer Lockerung der Geldpolitik machen, würde dies den Dollar schwächen.

Schweiz: Spannung pur

Zwei Tage vor der morgigen SNB-Entscheidungung hat sich Reuters unter Ökonomen und FX-Analysten umgehört. Noch vor kurzem bestand zwischen der Erwartung einer weiteren Zinserhöhung und dem Festhalten am Leitsatz von 1.5% ein Patt. Die aktuelle Umfrage fällt dagegen eindeutig aus: 30 von 37 befragten Experten rechnen damit, dass die SNB die Zinsen zum sechsten Mal nacheinander erhöht. Die restlichen sieben Teilnehmer erwarten keine Veränderung . Für die These einer Zinspause spricht auf den ersten Blick die Inflation. Zuletzt lag der Landesindex der Konsumentenpreise drei Monate nacheinander bei weniger als 2%. Allerdings strebt die SNB ein Niveau von 0% bis 2% an. Insofern könnte die Inflationsrate von 1.6% im August dem Direktorium durchaus Bauchgrummeln beschert haben. Auf der anderen Seite ist die heimische Konjunktur momentan nicht gerade auf Rosen gebettet. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie bewegt sich deutlich auf Rezessionsniveau. Und auch das KOF Konjunkturbarometer verharrte im August auf unterdurchschnittlichem Niveau.

Neben dem Zinsentscheid selbst spielt die Devisenpolitik der SNB eine wichtige Rolle. Bekanntlich interveniert die Nationalbank bei Bedarf beim Franken. Seit dem Juni 2022 zählen Devisenverkäufe zu ihrem Instrumentarium. Auf diese Weise stärken die Währungshüter die heimische Valuta und versuchen, die importierte Inflation zu dämpfen. Relativ zum Euro hat der Franken in den vergangenen Monaten tatsächlich die Oberhand behalten. Seit der Lagebeurteilung vom März wertete er gegenüber der Einheitswährung um mehr als 3% auf. Der jüngste Verlauf von USD/CHF dürfte Thomas Jordan und seinen Kollegen dagegen weniger gefallen.

Anlagelösungen

Eine ganz andere Sicht auf den Wechselkurs haben die Trader. Spätestens, nachdem der Greenback den bereits erwähnten Abwärtskorridor verlassen hat, dürften sie ein Kribbeln in den Fingern verspürt haben. Wenig später kletterte der Dollar auch noch über die 100-Tage-Linie. Jetzt steht das FX-Duo USD/CHF bereits vor der nächsten Hürde: Im Bereich von CHF 0.90 verläuft ein horizontaler Widerstand. Keinen halben Rappen höher wartet die 200-Tage-Linie. Mit einem Sprung über diesen gleitenden Durchschnitt würde der Dollar ein waagrechtes Dreieck nach oben auflösen und ein klares Kaufsignal liefern. Zu diesem Szenario passt der Mini Future Long LCHFDU. Das UBS-Produkt nimmt mit einem Hebel von 9.6 an steigenden Dollarkursen teil. Mit CHF 0.8148 liegt der Stop Loss aktuell gut 9% unter dem Wechselkurs. Beim Short-Pendant ECHFXU fällt der Hebel ähnlich gross aus. Dieses Papier eignet sich für die Franken-Bullen. Eine Fed-Pause, garniert mit einem taubenhaften Jerome Powell könnte ihnen zusammen mit einer SNB-Zinserhöhung und einem eher falkenhaften Thomas Jordan in die Karten spielen – morgen Mittag wissen wir mehr.

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