USD/CHF: Der Ball liegt bei den Notenbanken
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Wolfgang Hagl
Die Aufwärtsfahrt des US-Dollars gegenüber dem Schweizer Franken stockt an einem horizontalen Widerstand. Mit ihren in der kommenden Wochen anstehenden Beschlüssen könnten Fed und SNB dem FX-Duo USD/CHF neue Impulse verpassen.
Wer in dieser Woche auf der Suche nach guter Unterhaltung war, musste weder den Fernseher einschalten noch Kino oder Theater aufsuchen. Ein Klick auf den Videokanal des britische Parlaments reichte, um mit echtem Drama versorgt zu werden. In der Hauptrolle kämpfte Premierministerin Theresa May vergeblich und mit zunehmend brüchiger Stimme um ihren mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag. Mehrere Tage mit hitzigen Debatten – unter der Leitung des smarten «Mr. Speaker» John Bercow – brachten am gestrigen Donnerstagabend folgendes Resultat: Grossbritannien möchte die Europäische Union verlassen. Allerdings ist der 29. März als Scheidungstermin nicht länger haltbar. Nach der Verschiebung um bis zu 3 Monate sind der konkrete Zeitpunkt und Rahmen des Austritts mehr denn je offen.
Die Kapitalmärkte reagierten erstaunlich gelassen auf das Drama im «House of Commons». Während die Aktienkurse auf breiter Front zulegten, – der SMI erreicht gestern ein Verlaufshoch –, tat sich bei bei den Safe Haven-Assets wenig. Das gilt auch für den Schweizer Franken. Zwar wertete die heimische Valuta an den vergangenen Tagen gegenüber dem US-Dollar moderat auf. Hinter dieser Entwicklung verbirgt sich jedoch mehr eine kleine Dollar-Schwäche als das gestiegene Interesse am sicheren Hafen. Wie auch immer: In der neuen Woche dürfte das FX-Gespann USD/CHF verstärkt in den Fokus rücken. Schliesslich stehen dann Sitzungen der für die beiden Währungen zuständigen Zentralbanken an.
Am Dienstag startet in Washington ein Meeting des Federal Reserve Systems. Tags darauf gibt die US-Notenbank um 19:00 Uhr MEZ das Ergebnis bekannt. Anschliessend wird Fed-Präsident Jerome Powell an einer Medienkonferenz Stellung beziehen. Vor wenigen Tagen hat sich der oberste US-Währungshüter bereits in einem TV-Interview zu Wort gemeldet. Im Sender CBS bezeichnete er den Ausblick für die US-Wirtschaft als positiv. Gleichzeitig würden sich die Zinsen auf einem angemessenem Niveau befinden – was weitere Erhöhungen anbelangt, hätte das Fed keine Eile. «Wir werden geduldig sein», betonte Powell. Als Gefahren für die grösste Volkswirtschaft der Welt bezeichnete er ein schwächeres Wachstum in China und Europa, um im selben Atemzug auf den Brexit zu verweisen. Am Mittwoch wird sich zeigen, ob das Fed die jüngsten Ereignisse in London, durchwachsene Konjunkturindikatoren aus Europa und Fernost oder den im Februar markant stockenden US-Jobmotor zum Anlass nimmt, bei der Zinswende den Fuss noch mehr vom Gas zu nehmen.
Nicht weniger interessant wird die Geldpolitische Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank. Die SNB präsentiert ihre Einschätzungen und möglichen Entscheidungen am Donnerstag um 9:30 Uhr. In gewisser Weise sind ihr die Hände gebunden, seit die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinswende nach hinten verschoben hat. Noch bis mindestens Ende Jahr möchte sie ihren Leitsatz bei 0% belassen. Zuvor hatte die EZB dies nur bis über den Sommer hinaus in Aussicht gestellt. Gleichzeitig kündigte sie vor gut einer Woche neue Geldspritzen für den Bankensektor an. Vor diesem Hintergrund wäre alles andere als ein Festhalten der SNB am Negativzins sowie an der Bereitschaft, falls erforderlich den Franken mit Interventionen zu schwächen, eine faustdicke Überraschung. Auch nur die kleinste Andeutung in Richtung einer möglichen Straffung der Geldpolitik könnte der heimischen Valuta einen Schub verpassen.
Anlagekonklusion:
Beim Gespann USD/CHF würde diese wohl zu Notierungen von weniger als CHF 1.00 führen. Die Paritätsmarke ist seit Jahren eine Art Dreh- und Angelpunkt für den Wechselkurs. Innerhalb der übergeordneten Seitwärtsrange startete der Greenback im Februar 2018 einen Aufwärtstrend. Dieser stockte zuletzt am horizontalen Widerstand bei CHF 1.01. Wer sich mit Blick auf die beiden Notenbanksitzungen kurzfristig im Dollar auf der Long-Seite positionieren möchte, findet im Faktor-Zertifikat UC0LCB ein passendes Trading-Instrument. Zum grossen Fundus der Commerzbank an dieser Struktur zählt auch das Short-Pendant UC0SCB. Beide Varianten sind mit einem konstanten Hebel von 10 ausgestattet.