USD/CHF: Heisse Wetten gegen den Franken
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Wolfgang Hagl
Redaktor
Die Devisenmärkte fiebern den Zinsentscheiden von Fed und SNB entgegen. Beim FX-Duo USD/CHF könnte heute und morgen eine Weichenstellung erfolgen.
Ende September geht bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eine Ära zu Ende. Thomas Jordan tritt nach mehr als 12 Jahren an der Spitze der Institution ab. Das SNB-Urgestein arbeitet seit 1997 für den SNB. Als deren Präsident hatte er viele Herausforderungen zu meistern. Das Ende des Euro-Mindestkurses zählte dazu genauso, wie die Wirren der Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die aufkommende Inflation oder das CS-Drama im vergangenen Jahr. Nachdem diese Probleme bewältigt seien, erachtet Jordan den Zeitpunkt für einen Abschied als gekommen. Und doch hat der Präsident noch einen wichtigen Job zu erledigen: Die geldpolitische Reaktion auf eine deutlich nachlassende Teuerung.
Schwindender Inflationsdruck
Morgen besteht hierzu die erste von noch drei Gelegenheiten. Die SNB legt ihre geldpolitische Lagebeurteilung vor. Reuters hat sich vor diesem Termin unter Ökonomen umgehört: 25 von 32 befragten Experten gehen davon aus, dass die Nationalbank ihren Schlüsselsatz bei 1.75% belässt. Die restlichen 7 Teilnehmer rechnen mit einer Senkung um 25 Basispunkte. An den Terminmärkten wird eine Wahrscheinlichkeit von immerhin 28% für eine Lockerung der Geldpolitik in der Schweiz eingepreist. Die Expertengruppe des Bundes hat gestern in gewisser Weise «Futter» für die Verfechter einer Zinssenkung geliefert. Einerseits geht sie für 2024 weiterhin von einem unterdurchschnittlichen Wachstum der Schweizer Wirtschaft aus. Gleichzeitig schraubte sie die Inflationsprognose für das laufende Jahr von bisher 1.9% auf 1.5% nach unten.
Zwar könnte die heimische Konjunktur ein geldpolitisches «Aufputschmittel» gut vertragen. Doch spricht allein die Vorgehensweise der Europäischen Zentralbank gegen den entsprechenden SNB-Beschluss. Die EZB hat Anfang März ein weiteres Mal die Füsse stillgehalten. Sie beliess ihren Leitsatz bei 4.50%. Obwohl das Inflationsgespenst auch in der Eurozone an Schrecken verloren hat, rechnen Experten frühestens für den Juni mit der Zinswende. Schon jetzt ist der Renditeunterschied zwischen EUR und CHF beträchtlich. Mit 2.45% wirft die 10-jährige deutsche Bundesanleihe knapp 1.63 Prozentpunkte mehr ab, als der Eidgenosse identischer Laufzeit. Mit einer Zinssenkung würde die SNB den Spread wohl weiter ausdehnen.
Spannendes Abendprogramm
Der Vorsprung des US-Treasury zur heimischen Staatsobligation beträgt sogar annähernd 350 Basispunkte. Seit dem Jahreswechsel hat diese Differenz um mehr als 30 Basispunkte zugenommen. Dazu passt der Verlauf von USD/CHF. Praktisch zu Sylvester hat das Devisengespann nach oben gedreht. Aktuell notiert der US-Dollar relativ zum Franken 5.6% über dem Niveau von Ende 2023. Zur Stärke des Greenbacks haben auch die verschobenen US-Zinserwartungen beigetragen. Lange hatten die Märkte darauf spekuliert, dass die Notenbank im März die Zügel lockert. Jetzt rechnet für die heute zu Ende gehende Monatssitzung beim Fed praktisch niemand mehr mit einer Zinssenkung. Umso gespannter warten die Märkte darauf, wie das Statement und die aktuellen Projektionen der US-Währungshüter ausfallen. Diese Publikationen stehen um 19:30 Uhr unserer Zeit an. Etwa später äussert sich Fed-Präsident Jerome Powell an einer Medienkonferenz zu Wort. Insofern dürfte heute am späten Abend etwas mehr Klarheit darüber herrschen, ob die US-Notenbank, wie von den Geldmärkten derzeit indiziert, im Juni die Zinsen senkt.
Anlagelösung
Investoren respektive Trader setzten im Vorfeld der Notenbanksitzungen darauf, dass der Franken unter Druck bleibt. Laut Reuters haben die Short-Positionen in der Schweizer Valuta das höchste Niveau seit dem vergangenen November erreicht. Im Optionshandel waren zuletzt Puts auf den Franken gefragt. Mit strukturierten Produkten lässt sich die Wette auf eine anhaltende Franken-Schwäche respektive ein Vorpreschen der SNB problemlos realisieren. Beispielsweise partizipiert der Mini-Future Long (Valor: 125970070) mit einem Hebel von aktuell 13 an steigenden Kursen beim FX-Duo USD/CHF. Mit CHF 0.8303 liegt der Stop Loss mehr als einen Rappen unter dem Niveau des Dollars von Ende 2023. Der deutliche Abstand zum aktuellen Devisenkurs ändert nichts daran, dass überproportionale Verluste drohen, sobald der Franken relativ zum Dollar Boden gut macht.