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USD/CHF: Neuer Chef, altes Dilemma

02.10.2024 4 Min.
  • Wolfgang Hagl
    Redaktor

Martin Schlegel hat Thomas Jordan als SNB-Präsident abgelöst. Zum Antritt des Ökonomen lässt der Franken die Muskeln spielen.

Ziemlich genau eine Stunde hat der letzte Presseauftritt von Thomas Jordan als Präsident der Schweizerischen Nationalbank gedauert. Am Schluss der Medienkonferenz zur Erläuterung der Geldpolitischen Lagebeurteilung ergriff Martin Schlegel das Wort. Er sprach von einer «Zäsur» und lobte die Arbeit seines langjährigen Chefs. «Du hast die Geldpolitik und die SNB geprägt», sagte Schlegel in Richtung Jordan. Seit gestern steht der 48-jährige in der Verantwortung. Martin Schlegel ist am 1. Oktober als Präsident der SNB angetreten.

Latenter Deflationsdruck

Wie erwartet hat sich Thomas Jordan mit einer weiteren Zinssenkung verabschiedet. Der SNB-Leitsatz wurde in der vergangenen Woche um 25 Basispunkte auf 1.0% zurückgeschraubt. Gleichzeitig setzte die Nationalbank ihre bedingte Inflationsprognose deutlich nach unten. 2025 könnte die Teuerung in der Schweiz auf 0.6% zurückgehen. «In den nächsten Quartalen können weitere Zinssenkungen erforderlich werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten», erklärte Jordan. Jetzt liegt es am Nachfolger, die Deflationssorgen zu vertreiben und die Schweizer Wirtschaft auf Trab zu halten. An beiden Stellen entpuppt sich einmal mehr der Franken als Bremsklotz. Die Aufwertung der heimischen Valuta dämpft die Inflation und macht den Exportunternehmen das Leben schwer.

Obwohl die SNB gerade der geldpolitische Vorreiter ist und die Zinsen vor EZB und Fed gesenkt hat, bleibt der Franken mehr denn je gefragt. Relativ zum US-Dollar hat er im dritten Quartal 2024 um mehr als 6% aufgewertet. Das FX-Duo USD/CHF hatte bereits im Mai nach unten gedreht. Einmal mehr scheint der Appeal des Frankens als «Safe Haven»-Anlage stärker zu wirken, als derjenige der US-Valuta. In Zeiten einer immer stärker angespannten Geopolitik und anstehender Wahlen in den USA greifen die Investoren beherzt zu. Die Renditen liefern dagegen keinen Beweggrund, Dollar-Bestände in CHF zu tauschen. Die 10-jährige Eidgenossenschaft wirft gerade einmal 0.38% ab und hinkt damit dem US-Treasury um rund 330 Basispunkte hinterher.

Heisse Zinswetten

Geldpolitisch ist das Fed am Zug. Am 7. November fällt die US-Notenbank ihren nächsten Zinsentscheid. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 60.7% wird sie dann ihre Zielrate um 25 Basispunkte auf die Spanne von 4.50% bis 4.75% senken. Die Quote für eine Reduzierung um 50 Basispunkte liegt laut dem CME FedWatch Tool bei immerhin 39.3%. Wenn der Offenmarktausschuss kurz vor Weihnachten erneut zusammenkommt, könnte der Zins bei 4.00% bis 4.25% landen. Im Klartext: Die Märkte setzen darauf, dass das Fed nach dem 50 Basispunkte-Schritt vom September die Zügel 2024 noch einmal in diesem Ausmass lockert. Dieses Szenario hält sich, obwohl Notenbankchef Jerome Powell gegenteilige Signale liefert. Zwar stellte er an einer Konferenz in Nashville im Bundesstaat Tennessee zwei weitere Zinssenkungen in diesem Jahr in Aussicht. Doch sieht Powell insgesamt eine Reduzierung um 50 Basispunkte. «Wir werden unsere Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung treffen», betonte der Fed-Präsident.

Anlagelösung

Nach diesem Statement konnte der Dollar Boden gut machen. Relativ zum Schweizer Franken befindet sich der Greenback aber weiter in einer prekären Konstellation. Er notiert nur noch knapp oberhalb der horizontalen Unterstützung im Bereich von CHF 0.84. Sollte dieser Support in die Brüche gehen, droht der US-Valuta ein Wiedersehen mit der runden Marke von CHF 0.80. Auf diesem Niveau notierte das Devisenpaar USD/CHF zuletzt Anfang 2015, kurz nach dem «Franken-Schock». Entscheidend wird sein, ob Powell bei seiner Linie bleibt, oder das Fed – wie von den Märkten erwartet – noch einmal den Zinshammer rausholt.

Hier wiederum könnte der Arbeitsmarktbericht für den September richtungsweisend sein. Am Freitag legt die Regierung den «Nonfarm payroll»-Report vor. Ökonomen gehen im Schnitt davon aus, dass in den USA über den Berichtsmonat ausserhalb der Landwirtschaft 142’000 neue Stellen geschaffen wurden. Fällt der Jobaufbau geringer aus, dürfte beim Gespann USD/CHF die skizzierte Unterstützung auf den Prüfstand kommen. Ein Trade auf dieses Szenario lässt sich mit dem Mini-Future Short (Valor 122084574) realisieren. Dieses Produkt der BNP Paribas münzt einen fallenden Dollarkurs mit einem Hebel von aktuell 8.3 in Gewinne um. Achtung: Läuft der Jobmotor in den Staaten hochtourig, könnte es zu einem Rebound des Basiswertes mit hohen Abschlägen beim Short-Papier kommen.

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