USD/CHF: Spannung pur im Schatten der Rocky Mountains
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Wolfgang Hagl
Jerome Powell tritt heute an der Notenbankkonferenz in Jackson Hole auf. Die Aussagen des Fed-Präsidenten könnten neben den Aktienmärkten vor allem den US-Dollar elektrisieren.
Natur- und Sportfreunde kommen in Jackson Hole voll auf ihre Kosten. Das knapp 80 Kilometer lange Tal durch die Rocky Mountains bietet eine faszinierende Berg- und Tierwelt und lädt zu ausgiebigen Wanderungen und Bootstouren genau so ein, wie zu rasanten Abfahrten über unzählige Montainbike-Trails. Ende August taucht Jackson Hole Jahr für Jahr in den Börsen-Schlagzeilen auf. Dann folgen Notenbanker, Politiker, Wirtschaftswissenschaftler und Finanzexperten dem Ruf der Federal Reserve Bank of Kansas City. Sie trägt seit 1978 in Jackson Hole ihr «Economic Policy Symposium» aus.
1989 übernahm erstmals ein amtierender Fed-Präsident ein tragende Rolle im Ablauf der Konferenz. Damals referierte Alan Greenspan zu den geldpolitischen Fragestellungen der 1990er-Jahre. Wenn heute Abend der amtierende Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, an das Rednerpult tritt, werden die Finanzmarkte rund um den Globus gespannt zuhören. Passenderweise lautet das Thema des diesjährigen Symposiums «Challenges for Monetary Policy». In der Tat herrscht an Herausforderungen für die Geldpolitik derzeit kein Mangel – wer sollte das besser wissen, als der unter Dauerbeobachtung stehende Fed-Präsident?
In den vergangenen Monaten zwang ihn der Handelskonflikt zwischen den USA und China zu einem radikalen Kurswechsel: Ende 2018 hatte das Fed die Zinsen noch erhöht und für das neue Jahr zwei weitere Schritte nach oben in Aussicht gestellt. Es sollte anders kommen: Um die vom notorischen Zank zwischen Washington und Peking ausgehenden Gefahren für die weltgrösste Volkswirtschaft abzumildern, senkte die Notenbank ihren Schlüsselsatz Ende Juli zum ersten Mal seit der Finanzkrise. Die aktuellen Protokelle zur jüngsten Fed-Sitzung zeigen, dass dieser Schritt – der Zinssatz wurde um 25 Basispunkte auf jetzt 2.00% bis 2.25% zurückgeschraubt – nich unumstritten war. Demnach hätten sich einige Mitglieder des Offenmarktausschusses für eine stärkere Reduzierung ausgesprochen, während andere dafür plädierten, die Füsse still zu halten.
Wie auch immer: Bei seinem heutigen Referat könnte Jerome Powell Hinweise darauf liefern, wie es mit der Geldpolitik weitergeht. Momentan gehen die Märkte fest davon aus, dass es Ende September zu einer weiteren Senkung im selben Ausmass wie zuletzt kommt. «Wir können nicht ausschließen, dass Jackson Hole in diesem Jahr einen weiteren fundamentalen Politik-Wechsel markiert wie es in vergangenen Jahren der Fall war», meinen die Ökonomen der UBS. Allerdings halten sie die Ankündigung eines kühnen Schrittes nicht für all zu wahrscheinlich. Vielmehr dürfte Powell der Grossbank zufolge auf das Management von Risiken eingehen.
Anlagekonklusion:
Neben den Aktienmärkten könnte der Auftritt des Top-Notenbankers vor allem beim US-Dollar für Bewegung sorgen. Gegenüber dem Schweizer Franken bewegt sich die US-Valuta in einem kurzfristigen Abwärtstrend. Nachdem der Greenback vor gut einer Woche auf das tiefste Niveau seit September 2018 gefallen war, konnte er etwas Boden gut machen. Ein Ausbruch nach oben scheint beim FX-Gespann USD/CHF aber nicht sehr wahrscheinlich. Dazu müsste Powell die Märkte schon schwer enttäuschen und keinerlei Anstalten in Richtung weitere Lockerung machen. Auffällig hohe Umsätze verzeichnete an den vergangenen Tagen der Put-Warrant WUSBAV. Möglicherweise positionieren sich Trader mit diesem Vontobel-Papier im Vorfeld der Konferenz auf der Short-Seite. An fallenden Dollarkursen partizipiert der weit aus dem Geld notierenden Schein mit einem stattlichen Hebel von knapp 94.