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Volatiles Marktumfeld fordert nun Selektion

30.04.2019 4 Min.
  • Max Holzer, Leiter Relative Return, Union Investment

Entspannung im ersten Quartal 2019: Handelsstreit und Zentralbanken rückten wieder etwas in den Hintergrund. Im spätzyklischen Umfeld sind Schwankungen aber häufiger und der aktiven Selektion kommt nun eine Schlüsselrolle zu.

Der vergangene Dezember ist noch vielen in den Knochen: Das war Ernüchterung pur. Bedingt durch die wachsende Unsicherheit im Zusammenhang mit dem globalen Handelskonflikt, der Haushaltssperre in den USA und den Turbulenzen um den Brexit kam es zu einem deutlichen Abverkauf, was letztlich zum schlechtesten Börsen-Dezember seit den 1930er Jahren führte. Den deutlichen Verlusten im Dezember folgten kräftige Kursgewinne im Januar. In Zeiten abrupter Trendwechsel kommt aktiver Selektion eine Schlüsselrolle zu.

2019: Wachstumsschwäche, keine Rezession

Soviel ist klar: Auch 2019 wird für Konjunktur und Kapitalmärkte kein leichtes Jahr. Die Wachstumsabschwächung reicht aber noch nicht aus, um die Weltwirtschaft in eine Rezession zu führen. Diese Einsicht der Investoren wurde im ersten Quartal auch von geopolitischer Seite untermauert. Zum einen entspannte sich die Lage im Handelsstreit zwischen den USA und China merklich, zum anderen machten die moderateren Stimmen aus den Zentralbanken Hoffnung. Richtungsweisend war in diesem Zusammenhang die März-Sitzung der US-Notenbank: Die Währungshüter setzten mit Blick auf die konjunkturelle Schwäche ihre geldpolitische Straffung aus. Die Leitzinsen blieben unverändert bei 2,25 bis 2,50 Prozent und man betonte, die Geldpolitik stärker an den Wirtschaftsdaten ausrichten zu wollen. Auch die Europäische Zentralbank erteilte Fantasien um eine Zinsanhebungen für dieses Jahr eine Absage. Die Unterstützung von Seiten der Zentralbank verfehlte ihre Wirkung nicht. Obwohl wichtige politische Fragen wie der Brexit nach wie vor nicht geklärt sind und auch die Wachstumsprognosen nach unten revidiert wurden, verzeichneten die Aktienmärkte bis Ende März den höchsten Kursanstieg im ersten Quartal seit 1987.

Zünglein an der Waage: Konjunkturdynamik

Der abrupte Trendwechsel an den Kapitalmärkten hat verdeutlicht, wie schwankungsanfällig und sensibel die Börsen im spätzyklischen Umfeld sind. Daher wird es angesichts geopolitischer Entspannung und weniger restriktiver Geldpolitik im weiteren Jahresverlauf insbesondere darauf ankommen, dass sich auch die Weltwirtschaft nachhaltig erholt. Denn die Investoren haben eine Stabilisierung der Konjunkturdynamik bereits im ersten Quartal teilweise vorweggenommen – umso wichtiger, dass die Wirtschaftsdaten nun nachziehen. Beachtlich ist in diesem Zusammenhang die nach wie vor starke Diskrepanz der Frühindikatoren aus dem Verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zu Nachrichten aus dem Dienstleistungssektor: Während die Industrie schwächelt, ist der Servicebereich noch überraschend stabil. Darüber hinaus ist in räumlicher Hinsicht die Spreizung sehr stark. Besonders betroffen scheint Europa, und hier vor allem das exportorientierte Deutschland. Allerdings lassen einzelne Datenpunkte wie zuletzt der ifo-Geschäftsklimaindex auf eine Bodenbildung schließen. Auch die jüngsten PMIs aus China geben Hoffnung für eine weltweite Konjunkturaufhellung. Eine durchgreifende Verbesserung auf breiter Front zeigen die Daten allerdings nicht.

Aktiver Selektion kommt Schlüsselrolle zu

In dieser Situation gilt es für Anleger mehr denn je, schnell und flexibel auf die teils schwer kalkulierbaren Risiken und ihre makroökonomischen Auswirkungen zu reagieren. Aktiver Selektion kommt demnach eine Schlüsselrolle zu. Grundsätzlich erscheinen derzeit insbesondere Aktien aus den Industrieländern als chancenreich, da diese von der gewachsenen geldpolitischen Unterstützung profitieren. Für die eher zyklischen Aktienmärkte der Eurozone kommt es vor allem auf eine Verbesserung der Wirtschaftsindikatoren an, während die Steuersenkung und die Inlandsnachfrage den US-Konzerne nach wie vor Aufwind verleihen dürfte. Für die Rentenmärkte gilt: Staatsanleihen aus den Kernländern der Eurozone sind wegen ihrer niedrigen Renditen wenig attraktiv, dienen in der Vermögensstruktur in diesem Umfeld aber als wichtiger und guter Risikopuffer. Wir befinden uns nun mal in einer reifen Phase des Konjunkturzyklus, in der sich die Investoren darauf einrichten müssen, dass die wirtschaftliche Dynamik in den wichtigsten Marktwirtschaften tendenziell nachlässt.

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