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payoff Learning Curve

Von der Idee zum Produkt: BRCs richtig strukturieren

27.03.2013 4 Min.

Der beliebteste Produkttyp der Schweizer Anlagekunden kann als idealer Renditelieferant genutzt werden – dafür sollte das jeweilige Produkt aber richtig strukturiert worden sein. Die Tücken aus Praxissicht.

Gut und Böse nah beieinander

Bei der Strukturierung gilt es aber, einige Faktoren miteinzubeziehen, damit die erwartete Rendite nicht im Fiasko endet. Wie bei jedem Investment steht am Anfang die Erwartung des Anlegers sowie seine Risikofähigkeit. Oftmals wird das Kursrisiko des betreffenden Basiswerts vom Anleger selbst unterschätzt, vom Berater kleingeredet, und am Ende steht nur der vermeintlich hohe Coupon im Vordergrund. Kursbarrieren von 80% werden oftmals als «schon noch recht sicher» interpretiert. Das ist fragwürdig, denn im Klartext würde ein Wertverlust des Basiswerts von 20% oder mehr während der Laufzeit bzw. per Laufzeitende dem Anleger eine Aktienlieferung bescheren – statt sein Geld cash zu 100% zurückzuerstatten. Barrieren von 65%-70% können im Zweifel der bessere Mittelweg sein, auf der Suche zwischen Risiko und Return. Welche Risikoparameter im Detail das Produkt beeinflussen, beschreiben wir weiter unten im Artikel.

Produktanatomie im Detai

Ein BRC besteht aus einer Geldmarktanlage bzw. Zero-Bond sowie einer verkauften Put-Option (short-Position). Die Geldmarktanlage, die der Emittent tätigt, wirft einen Zins auf die Laufzeit des Produktes ab. Dieser Zins kann je nach Emittent grösser oder kleiner sein, da das Ausfallrisiko des Emittenten von dessen Bonität abhängt. Derzeit sind die Zinserträge relativ gering, da das Leitzinsniveau allgemein auf historischen Tiefständen verharrt. Zudem hat sich mit dem Einfluss der Notenbanken die Verunsicherung gegenüber Banken verringert, sodass die Risikoaufschläge ebenfalls nicht mehr gross ins Gewicht fallen. Dies hat aber auch Vorteile. Je tiefer der Zinsanteil ist, desto tiefer ist die steuerliche Belastung für den Anleger, da er bei BRCs nur den Zins der Geldmarktanlage versteuern muss.

Ein Hauch Exotik bei der Option

Neben der Geldmarktanlage wird für das Produkt ein Put verkauft. Aufgrund der Barriere handelt es sich nicht um einen «plain-vanilla» Put, sondern um eine exotische Option mit einer lock-in-Funktion. Die Barriere bewirkt, dass der Put erst aktiv wird, sobald die Barriere berührt oder unterschritten wird. Solange dies nicht eintrifft, ist der short-Put nicht aktiv, daher auch die Bezeichnung «down and in». Findet nie ein solcher Event statt, verfällt die Put-Option wertlos, dann wird dem Anleger seine Geldmarktanlage zurückbezahlt. Und da er dafür die gleiche Summe bezahlt hat, spricht man von Kapitalschutz. Doch dieser Schutz ist nur bedingt und hängt eben von der Entwicklung des Basiswertes ab.

Relevante Einflussfaktoren

In Zeiten von hoher Volatilität, welche bekanntlich den Put teurer macht bzw. es ermöglicht, mehr Prämie beim Verkauf zu erlösen, favorisieren Anleger sog. «Single-Barriers», Produkte auf nur einen Basiswert. Um tiefe Volas auszugleichen und den Coupon zu erhöhen, sind aber «Multis» wesentlich begehrter. Multi BRCs haben mehrere Basiswerte, in der Regel drei, es sind aber auch Strukturen mit vier bis sechs Basiswerten auf dem Markt. Multis sind aber mit Vorsicht zu geniessen, denn diese erhöhen auch das Risiko. Nun ist nicht mehr nur eine Performance massgebend, sondern die aller Basiswerte. Oftmals werden Multis so strukturiert, dass zwei Basiswerte aus demselben Sektor oder vom gleichen Charakter stammen und der Dritte davon abweicht. Doch wieso? Dies hat mit der Korrelation zu tun. Die Korrelation misst die Abhängigkeit der Basiswerte untereinander, sprich die Rendite. Finanzwerte rentieren unterschiedlich zu Pharmawerten und weisen auch höhere Volatilitäten auf. Grundsätzlich gilt: Je tiefer die Abhängigkeit der Basiswerte untereinander (= tiefe Korrelation), desto höher der Coupon und vor allem desto höher das Risiko. Die wichtigsten Einflussfaktoren sind:

Risikobewusstein des Anlegers

Da der BRC nicht zwingend die Rückzahlung des Kapitals samt Coupon garantiert, bedarf es einer genauen Analyse der Risikofähigkeit jedes Investors. Dies ist zum einen die Geldmarktanlage, die bei einer Bank getätigt wird. Um Klumpenrisiken zu vermeiden, sollten die Anlagen verteilt werden. Wie uns der Lehman-Kollaps gelehrt hat, treten auch manchmal unwahrscheinliche Ereignisse ein. Der zweite Teil ist die Erwartung an den Basiswert. Bei der Risikobeurteilung gilt es das „worst-case-Szenario“ einzubeziehen, beim BRC ist dies die Aktivierung des Puts resp. die Lieferung des Basiswerts. Bereits bestehende Positionen im Basiswert oder Sektorgewichtungen müssen zwingend einbezogen werden. Ansonsten passiert das, was 2008-2009 sehr viele Anleger überrascht hat; sie haben das Depot voll mit ABB, UBS, Clariant, Credit Suisse etc., und dies notabene zu sehr teuren Einstandspreisen. Doch BRCs können auch ganz gezielt eingesetzt werden. Wenn ein Anleger bewusst eine Position in einem Basiswert aufbauen will, sind short-Puts mehr als ideal. Mit der Verbriefung in (Barrier) Reverse Convertibles kann die Rendite noch aufgepeppt werden.

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