VW: Schallmauer geknackt
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Christian Ingerl
Die Aktie des deutschen Autoherstellers kennt derzeit nur einen Weg: Norden. Auch operativ drückt der Konzern mächtig aufs Gaspedal.
Im März 2015, also vor exakt sechs Jahren, notierte die VW-Aktie zuletzt im EUR 200er-Bereich. Gestern gelang es dem DAX-Titel nun, diese Schallmauer wieder zu knacken. Angetrieben von positiven Geschäftszahlen sowie ehrgeizigen Elektromobilitätsplänen durfte sich der Bluechip über einen Tagesgewinn von 6.7% freuen, seit Jahresbeginn steht gar ein Zuwachs von mehr als einem Drittel zu Buche.
Elektrifizierungsstrategie
Gleich zwei Tage in Folge veröffentlichte der Volkswagen-Konzern gewichtige Neuigkeiten. Zum Wochenstart verkündeten die Wolfsburger auf dem virtuellen «Power Day», gross ins Batteriezellen-Geschäft einsteigen zu wollen. Dazu kündigte der Autokonzern an, bis 2030 in Europa sechs Gigafabriken zu bauen. Auch wenn das erstmal Milliarden verschlingen wird, erntet VW dafür Applaus. UBS-Analyst Patrick Hummel hält es beispielsweise aufgrund der voraussichtlich weltweit grossen Nachfrage nach Batterien für den «richtigen strategischen Schritt». Am Dienstag bei der Präsentation seiner Bilanz für das vergangene Jahr legte 2020 Konzernchef Herbert Diess dann noch mal nach: «Wir bündeln die Kräfte unserer Marken und können Zukunftstechnologien so noch schneller skalieren und für möglichst viele Menschen verfügbar machen.» Dazu sollen Fahrzeuge und Dienste aller Marken in Zukunft auf weitgehend einheitlichen technischen Grundlagen aufgebaut werden.
Der neueste Plan sieht für, dass bis 2030 der Anteil reiner E-Autos am Absatz in Europa auf mehr als 70% steigt. Auf den beiden grössten Märkten, USA und China, möchten die Deutschen bis dahin sogar einen E-Anteil von mehr als die Hälfte erreichen. Darüber hinaus ist VW gerade dabei, sich zusätzliche Einnahmequellen wie beispielsweise Lade- und Energiedienstleistungen zu erschliessen. So möchte der Konzern mit seinen Partnern die Zahl der öffentlichen Schnell-Ladestationen europaweit bis 2025 auf 18’000 verfünffachen. «Volkswagen ist bei der Elektromobilität weiter als die meisten Mitbewerber», sagt Nord LB-Analyst Frank Schwope.
Höhere Gewinne…
Die Wachstumsprognose überzeugt ebenfalls: In 2021 peilt VW eine operative Rendite am oberen Ende der erwarteten Spanne zwischen 5% und 6.5% an. In den Folgejahren soll «schnellstmöglich» wieder eine Marge zwischen 7% und 8% erreicht werden. Rückenwind bekommt der Konzern derzeit zudem von einer starken zweiten Hälfte im Corona-Jahr 2020. Dank seines florierenden China-Geschäfts fuhr VW einen operativen Gewinn von EUR 10.6 Mrd. Euro ein. Das ist zwar ein Rückgang um 45%, aber deutlich mehr als der Konsens auf der Rechnung hatte.
…moderate Bewertung
Angesichts des erwarteten Gewinnwachstums, 50 Prozent in diesem Jahr und weitere 21 Prozent in 2022, erscheint die Bewertung moderat. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt im einstelligen Bereich und der Börsenwert beträgt nur einen Bruchteil von Überflieger Tesla. So kommt der zweitgrösste Automobilhersteller derzeit auf einen Wert von USD 238 Mrd., die Kalifornier bringen dagegen rund USD 680 Mrd. auf die Waage – und das bei deutlich geringeren Verkaufszahlen.
Anlagelösungen
Mit dem Long Faktor-Zertifikat VO4LSG der Société Générale lässt sich gehebelt auf eine weitere Aufwärtsfahrt der VW-Aktie setzten. Das Produkt verfügt über einen konstanten Hebel von 4 und besitzt eine Endloslaufzeit. Wer dagegen eine Korrektur für überfällig hält, zieht das Short-Pendant VO4SSG in Betracht. Ein geringeres Chance/Risiko-Profil weist der Barrier Reverse Convertible FAORJB auf. Das Produkt stellt eine Seitwärtsrendite von 6.4% in Aussicht. Die Barriere befindet sich bei EUR 97.22 und damit 53% vom aktuellen Niveau entfernt. Die Laufzeit endet am 28. April 2022.