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payoff Interviews

Warum der ETF Future of Defence in Zeiten globaler Unsicherheit relevant ist

05.12.2024 6 Min.
  • Serge Nussbaumer
    Chefredaktor

Was war die Motivation für die Auflegung des HANetf Future of Defence ETF?

Der Future of Defence UCITS ETF wurde aufgelegt, um Anlegern ein Engagement in Sektoren zu ermöglichen, die für die nationale Sicherheit in einer zunehmend instabilen Welt von entscheidender Bedeutung sind. Angesichts wachsender geopolitischer Spannungen, steigender Verteidigungsbudgets in den NATO-Mitgliedsstaaten und immer raffinierterer Cyber-Bedrohungen besteht ein wachsender Bedarf an Innovationen in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit. Der ETF zielt darauf ab, diese Trends aufzugreifen und bietet Zugang zu Unternehmen, die in den Bereichen Verteidigung und Cybersicherheit führend sind.

Welche Rolle spielen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen für die Verteidigung der Zukunft?

KI und ML verändern die Verteidigungsfähigkeiten, indem sie die Entscheidungsfindung und die Erkennung von Bedrohungen verbessern. KI wird bereits eingesetzt, um Strategien auf dem Schlachtfeld zu optimieren und Erkenntnisse in Echtzeit zu gewinnen. Diese Technologien sind keine Spekulation mehr – sie werden bereits in moderne Verteidigungssysteme integriert. In Zukunft werden wir wahrscheinlich auch sehen, wie KI autonome Drohnen antreibt. 

Welche neuen Technologien könnten die Kriegsführung in den nächsten 10 Jahren revolutionieren?

Mehrere neue Technologien werden die Kriegsführung im nächsten Jahrzehnt verändern. Dazu gehören Hyperschallraketen, die aufgrund ihrer Geschwindigkeit herkömmlichen Abwehrsystemen entgehen, Energiewaffen wie Laser, die Bedrohungen mit bisher unerreichter Präzision neutralisieren können, und Schwarmrobotik, bei der koordinierte Drohnen in grosser Zahl operieren, um den Gegner zu überwältigen. Diese Neuerungen sind nicht nur theoretischer Natur. Sie sind bereits in der Entwicklung und – im Falle der Schwarmrobotik – bereits im Einsatz.

Welche Rolle spielt die technologische Souveränität in einem zunehmend multipolaren geopolitischen Umfeld?

Um die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu verringern und kritische Infrastrukturen zu schützen, konzentrieren sich die Staaten auf die Entwicklung nationaler Fähigkeiten in den Bereichen Verteidigung und Cybersicherheit. Um die Abhängigkeit von ausländischen Anbietern zu verringern und kritische Infrastrukturen zu schützen, setzen die Staaten vorrangig auf die Entwicklung nationaler Fähigkeiten in den Bereichen Verteidigung und Cybersicherheit. Länder wie die USA, Grossbritannien und die EU sind bestrebt, ihre eigene Rüstungsindustrie zu stärken und in hochmoderne Technologien zu investieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Nach welchen Kriterien werden die Unternehmen ausgewählt, die in den ETF aufgenommen werden?

Der ETF umfasst Unternehmen, die erhebliche Einnahmen aus traditionellen Verteidigungsaktivitäten wie Luft- und Raumfahrt und Waffenherstellung erzielen, sowie Cybersicherheitsunternehmen, die Verträge mit NATO-Verbündeten haben. Entscheidend ist, dass alle im Portfolio enthaltenen Aktien ihren Sitz in einem NATO-Mitgliedstaat haben müssen.

Wie ist das Portfolio zwischen traditionellen Verteidigungsunternehmen und Cybersicherheitsunternehmen aufgeteilt?

Der ETF strebt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen traditionellen Verteidigungsunterneh-
men und auf Cybersicherheit spezialisierten Unternehmen an. Während traditionelle Verteidigungsunternehmen aufgrund ihrer etablierten Rolle in der globalen Sicherheit nach wie vor einen grossen Teil des Portfolios ausmachen, sorgt die wachsende Bedeutung von Cyberverteidigung und neuen Technologien dafür, dass diese Bereiche stärker vertreten sind. Durch diese Mischung kann der ETF die Entwicklung der Verteidigung im 21. Jahrhundert widerspiegeln. Derzeit entfallen rund 55% des Portfolios auf die traditionelle Verteidigung und 45% auf die Cybersicherheit.

Welche Rolle spielen geopolitische Entwicklungen bei der Zusammensetzung des ETFs?

Der ETF ist ein passiver, regelbasierter Fonds. Das heisst, wir verwalten das Portfolio nicht aktiv, um aktuellen Ereignissen Rechnung zu tragen. Wir haben jedoch mehrere Schritte unternommen, um wichtige langfristige Trends zu berücksichtigen. Erstens begrenzen wir das Engagement in einzelnen Ländern auf 60%, um das Engagement in den USA zu reduzieren. Dies führt zu einer Übergewichtung europäischer Namen, da wir glauben, dass die Aufrüstungsbemühungen Europas ein wichtiger Teil der Verteidigungsthematik sind. Ausserdem wird verlangt, dass die Unternehmen ihren Sitz in den NATO-Staaten haben, um das Wachstum der NATO-Verteidigungsausgaben besser abbilden zu
können. Die Anforderung, dass die Unternehmen ihren Sitz innerhalb der NATO haben
müssen, stellt auch sicher, dass wir uns nicht in geopolitisch feindlichen Ländern engagieren.

Wodurch unterscheidet sich dieser ETF von anderen ETFs für Verteidigung oder Cybersicherheit auf dem Markt?

Der ETF unterscheidet sich durch seinen doppelten Fokus auf traditionelle Verteidigung und Cybersicherheit, KI und autonome Systeme. Während sich einige ETFs ausschliesslich auf Luft- und Raumfahrt oder Cybersicherheit konzentrieren, bietet dieser Fonds eine ganzheitlichere Sicht auf den Verteidigungssektor und deckt das gesamte Spektrum moderner Sicherheitsanforderungen ab.

Wie oft wird der ETF neu gewichtet oder an die aktuellen Marktbedingungen angepasst?

Der ETF wird quartalsweise neu gewichtet. So können wir die US-Gewichtung wieder auf 60% bringen, wenn sie nach oben ausgebrochen ist. Ausserdem können wir so jede Position wieder auf die 5%-Grenze für Einzeltitel zurückführen, um sicherzustellen, dass der ETF diversifiziert ist und kein zu grosses Klumpenrisiko eingeht. Durch die Neugewichtung können wir auch neu notierte Unternehmen aufnehmen.

Wie reagiert der ETF auf Veränderungen in den Verteidigungsbudgets der NATO-Staaten?

Der ETF ist nicht aktiv, und wir ändern seine Zusammensetzung auch nicht aktiv, um neue Ausgabenzusagen einzelner Länder zu berücksichtigen. Wir sind zuversichtlich, dass wir im Falle einer drastischen Erhöhung der Ausgaben eines NATO-Mitgliedsstaates über unser bestehendes Portfolio ein Engagement in diesem Bereich haben werden. Die Zusammensetzung des ETFs soll den langfristigen Trend der Umstrukturierung der NATO-Verteidigung widerspiegeln, mit einem Engagement in Unternehmen, die voraussichtlich von höheren Militärbudgets oder neuen Beschaffungsinitiativen profitieren werden. 

Mit welchen Vorurteilen oder Kritiken werden Sie in Bezug auf diese ETFs konfrontiert? ESG-Bedenken gehören wahrscheinlich dazu.

Insbesondere der Verteidigungssektor kann aus ESG-Perspektive kritisiert werden, da er mit militärischen Aktivitäten in Verbindung gebracht wird. Wir begegnen dem, indem wir die Rolle der Verteidigung bei der Aufrechterhaltung von Frieden, Sicherheit und Stabilität betonen. Gleichzeitig müssen Unternehmen, die für den Index in Frage kommen, ihren Hauptsitz in NATO+-Ländern haben. Im Grunde geht es bei ESG um «Risikominderung». Es ist ein Instrument, um nicht-finanzielle Indikatoren einzubeziehen, die ein Risiko für Aktien darstellen können, wie z.B. hohe Kohlenstoffemissionen oder Lieferkettenmanagement. Im Bereich Verteidigung versäumen es traditionelle ESG-Screens, den wichtigsten «nicht finanziellen Indikator» – das geopolitische Engagement bzw. Risiko – zu berücksichtigen. Das grösste Risiko besteht darin, in Unternehmen investiert zu sein, die Waffen für potenzielle Rivalen produzieren, mit denen wir eines Tages in Feindseligkeiten geraten könnten, oder die geopolitisch aggressiv agieren. Wir glauben, dass wir dies erreichen, indem wir nur Unternehmen zulassen, die ihren Sitz in NATO-Verbündetenstaaten haben.

Warum sollte ich den ETF für mein Depot ins Auge fassen?

Die bequemen Gewissheiten aus der Zeit nach dem Kalten Krieg sind verschwunden und mit ihnen die naive Hoffnung, dass man mit sanfter Macht und Diplomatie an die Stelle von harter militärischer Gewalt treten könnte. In der Folge steigen die Verteidigungsausgaben weltweit stark an. Der neue Fokus auf die Verteidigung hat für die Rüstungsunternehmen eine mehrjährige Investitionsmöglichkeit geschaffen. Die weltweite Aufrüstung wird eines der bestimmenden Themen dieses Jahrzehnts sein.

Vielen Dank!

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Andre Voinea ist Head of European Sales bei HANetf. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche mit Schwerpunkt auf ETFs und indexbasierten Investments. Vor seiner Anstellung bei
HANetf war er in unterschiedlichen
Rollen bei FTSE Russel, ETF Securities
und Nomura tätig.

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