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payoff Interviews

«Westliche Anleger verpassen Renditechancen»

28.03.2018 3 Min.
  • Martin Raab

Dhiraj Bajaj, Head Asia Fixed Income bei Lombard Odier Investment Managers, über die starke Untergewichtung westlicher Anleger in asiatischen Bonds, China, Volatilitäten und seine Lieblingsemittenten.

Herr Bajaj, bei der Renditesuche empfehlen Sie derzeit Corporate Bonds aus Asien. Wie muss man sich denn die Marktstruktur konkret vorstellen?
In Asien, Japan mal aussen vorgelassen, wurden letztes Jahr Bonds im Wert von rund USD 300 Milliarden emittiert. Rund 65% der Emittenten kamen aus China. Dort machte insbesondere die Postal Savings Bank of China Schlagzeilen, welche USD 7.25 Milliarden ein einer Additional-Tier-One Emission bei Anlegern einsammelte. Eine der meist überzeichneten Emissionen war Alibaba, der Online-Gigant, welcher eigentlich nur Bonds für USD 7 Milliarden offeriert hatte, jedoch Zeichnungen für USD 46 Milliarden erhielt. Parallel sind indische Bond-Issuer stark im Kommen.

Wie sieht die Investorenbasis aus?
Die Investorenbasis sind überwiegend lokale Anleger, wobei beispielsweise chinesische Anleger gerne auch USD-Tranchen von China-Emittenten rein zur Währungsdiversifikation kaufen. Westliche Anleger ignorieren den Markt leider immer noch zu häufig – und verpassen so Renditechancen.

Was können Sie uns zu chinesischen Bondmarkt sagen?
In China findet gerade ein Shift von Onshore Renmimbi Bonds hin zu Offshore USD Bonds statt. Zusätzlich hat nach dem letztjährigen Volkskongress die Chinese National Development and Reform Commission signalisiert, den Genehmigungsprozess für Offshore USD Bonds zu vereinfachen. Viele Emittenten trauen aber dem regulatorischen Tauwetter nicht und beeilen sich nun Emissionen in US-Dollar zu platzieren. Das verbreitert das Angebot schönerweise zusätzlich.

Stichwort Angebot. In welcher Kreditqualität sind asiatische Corporate Bonds überwiegend angesiedelt – alles eher Hochzinsanleihen mit erheblichen Risikioprämien?
Nicht im Geringsten! Von USD 293 Milliarden sind rund 192 Milliarden, also 65%, im eher gut gerateten Investment Grade-Bereich. Klar, tönen in westlichen Anleger-Ohren asiatische Bonds immer noch erst einmal nach  High Yield oder sogar Junk Bonds. Die gibt es zwar auch, aber die Mehrheit sind extrem stabile, cashflow-starke Schuldner. Die Ratingqualitäten verbessern sich dieses Jahr weiter.

Was macht die Default-Rate im asiatischen Bond-Bereich?
Es gab 0.9% Ausfälle im High Yield Bereich. Das waren Global A&T Electronics, Reliance Communications und MIE Holdings. Wenn man Noble Group dazuzählt, kommt man auf 2.3%.

Nennen Sie uns doch bitte ein paar Beispiele Ihrer Anlage-Favoriten.
Bei den chinesischen Emittenten sind dies Evergrande und Sunac. Beides sind grosskapitalisierte Immobilienentwickler, welche ein umfangreiches Deleveraging-Programm gestartet haben. Ansonsten sind CIFI Holdings, Yuzhou Properties und Logan Property als Schuldner interessant. Ebenfalls als Anlageziel überlegenswert ist der Finanzsektor in Australien und der Bereich Erneuerbare Energien in Indien.

Abschliessend: In welcher Performanceliga spielt ihr LO Funds Asia Value Bond?
Auf 1-Jahres-Sicht haben wir in US-Dollar 7.80% verdient, auf 3-Jahres-Sicht 21.12%.

Vielen Dank für das Gespräch!

VITA

Dhiraj Bajaj ist Head of Asia Fixed Income bei Lombard Odier Investment Managers. Er kam 2012 zu Unternehmen und ist verantwortlich für das Fixed-Income-Team in Asien mit Schwerpunkt auf den asiatisch-pazifischen Anleihenmärkten. Bevor er zu Lombard Odier kam, war er Cairn Capital in London, JP Morgan . Dort verwaltete er Investment-Grade- und High Yield-Portfolios und handelte Kredite sowohl in Long-only- als auch in Long/Short-Portfolios. Dhiraj sammelte auch Erfahrungen bei JP Morgan & Chase Singapore Airlines tätig. Dhiraj Bajaj hat einen Abschluss in Maschinenbau und Wirtschaft von der National University of Singapore und einen Masters of Business Administration von der University of Cambridge.

 

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