Wikinger-Attacke im Datenmeer

• Martin Raab
  

SPI-Aktien nach attraktivsten Kurs-Gewinn-Verhältnissen sortieren? «No data, no chance». Von Kursanzeigen in Echtzeit ganz zu schweigen. Die globalen Titanen im Daten-Business sind Bloomberg (rund 340’000 User) und Refinitv (190’000 User). Dann gibt es noch FactSet, Morningstar und einige kleine Akteure. Das Geschäftsmodel ist simpel, aber der ökonomische Burggraben breit: Dateneinkauf von allen Marktplätzen der Welt, Bündelung und Bereitstellung im eigenen System. Über die Zugbrücke ins «Data Castle» kommt nur, wer bezahlt. Bei Bloomberg rund 2’000 Dollar im Monat. Und da kommt einiges zusammen! Der jährliche Umsatz der Bloomberger alleine kratzt beispielsweise bei USD 8 Milliarden. Diese potenzielle Beute ist verlockend. Vor allem dann, wenn man ein Datenprovider mit Kampfpreisen ist und damit neue Kunden lockt. So fegte jüngst starker Wind aus Europas Norden im Datenmeer: Infront, börsenkotierter Angreifer aus Oslo, übernimmt mit einem Paukenschlag vwd, den teutonischen Finanzdaten-Leader und Software-Monopolist. Die Teutonen waren ein Pfand im angelsächsischen Private Equity Reich von Carlyle. Für die Gabe von EUR 130 Millionen sind ab sofort die Wikinger der Anführer und betreuen mit 90’000 Nutzern doppelt so viele wie vor der Transaktion. Wenn es die Horde der Skandinavier nun versteht, auch das teutonische Antikwerk namens «vwd portfolio manager» ins 21. Jahrhundert zu bringen und mit smarten Features zu bereichern, wird der Feldzug ein Erfolg. Der Druck auf überteuerte Datenburgen steigt, offenkundig ist der Markt für Finanzdaten jetzt im M&A-Fieber. Und manch Private-Equitiy-Ritter reibt sich schon jetzt die Hände. Die Stammesbrüder von Carlyle haben vwd für mehr als das Doppelte an die Daten-Wikinger verhökert – die Benchmark für künftige Deals ist gesetzt. Der Nutzer kann vom Wettbewerb (fast) nur profitieren.