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payoff Interviews

«Wir schreiben an der Erfolgsstory für Strukturierte Produkte mit»

17.02.2016 6 Min.

André Buck, Head Sales SIX Swiss Exchange/SIX Structured Products Exchange, über den Erfolg der Derivatindustrie, börsliche Vorteile, agile Prozesse und Innovationskraft made in Switzerland.

Herr Buck, sieben Jahre nach der globalen Finanzkrise erfreut sich die Derivatindustrie wieder guter Gesundheit. Auch Strukturierte Produkte sind nach wie vor bei Anlegern sehr beliebt…

 

Der Charakter von Strukturierten Produkten ist grundsätzlich attraktiv, sie eröffnen eine unvergleichliche Fülle an Möglichkeiten, Risiken und Chancen aktiv und zielgerichtet im Portefeuille anzugehen. Gerade diese Diversität macht Strukturierte Produkte bei den Anlegern und Vermögensverwaltern beliebt. Im Gegensatz zu anderen Anlageklassen lässt sich mit Strukturierten Produkten je nach Typ und Ausgestaltung nicht nur jede Marktmeinung, sondern auch jedes Risikoprofil rasch und kosteneffizient abbilden.

 

Der Handel mit Strukturierten Produkten ist über verschiedene Kanäle möglich. Was spricht für den börslichen Handel über SIX Structured Products?

 

Der Handel mit Strukturierten Produkten über die Börse hat viele namhafte Vorteile. Die Börse bietet volle Vor- und Nachhandelstransparenz – was die Vergleichbarkeit der angebotenen Produkte fördert – sowie verbindliche Kurse. Zudem prüft eine proaktive Marktüberwachung sämtliche Handelsabschlüsse in Real-time auf ihre Marktkonformität.

 

Der OTC-Handel (over the counter) rühmt sich dabei grosser Flexibilität…

 

Das würde ich so nicht unterschreiben. Die Schweizer Börse hat den 15. Januar letzten Jahres, als die Nationalbank die Euro-Untergrenze aufgehoben hat, mit Bravour bestanden. Es wurden gegen eine Million Abschlüsse abgewickelt und mit 27,7 Milliarden Franken ein Umsatzrekord aufgestellt – und dies alles unter strikter Anwendung derselben Sorgfalt und Garantie der Marktintegrität, die SIX an einem normalen Handelstag pflegt. Manche OTC-Plattformen bekundeten Mühe, ihren Service in gewohnter Manier aufrecht zu erhalten, mit zum Teil nachteiligen Folgen für die Anleger. Diesen Sachverhalt sollte sich jeder Anleger vor dem Abschluss eines Geschäftes vor Augen führen, um sich der Risiken und Chancen bewusst zu sein.  

 

Wie steht es um die Transaktionskosten beim Börsenhandel?

 

Im Gegensatz zu OTC-Geschäften können über SIX Structured Products auch kleinere Transaktionen kostengünstig abgewickelt werden. Gerade im letzten Jahr konnten wir bei den Hebelprodukten deutlich über 10% mehr Abschlüsse verzeichnen. Die Durchschnittsgrössen der Abschlüsse wurden kleiner. Dies interpretieren wir als ein klares Zeichen dafür, dass die Privatanleger vermehrt über die Börse handeln und die Transparenz und Vergleichsmöglichkeiten sehr schätzen.

 

Gibt es Neuigkeiten zu XBTR?

 

Wir stehen mit fünf Teilnehmern am Start, was uns riesig freut. Die Handelsplattform richtet sich an professionelle Marktteilnehmer aus dem Interbanken-Geschäft – also ein Deal zwischen institutionellen Profis – und basiert auf der bestehenden Infrastruktur der Schweizer Börse, der Swiss Value Chain. XBTR bietet den Teilnehmerbanken die Möglichkeit, den durch manuelle Interventionen charakterisierten Interbanken-OTC-Handel über die automatisierte Infrastruktur der Börse zu betreiben und abzuwickeln. Die Etablierung einer neuen Plattform ist grundsätzlich ein anspruchsvolles und zeitaufwendiges Unterfangen. Von daher stimmt uns der Fortschritt sehr positiv.

 

Das klingt folglich nach einem wichtigen Projekt für 2016…

 

Absolut. Die Handelsaufnahme von XBTR steht ganz klar im Fokus unserer Aktivitäten. Gleichzeitig wollen wir aber die technischen Weiterentwicklungen im Börsenumfeld umsetzen, die jedoch eher von den professionellen Teilnehmern wahrgenommen werden. Ich denke da zum Beispiel an die automatisierte Vergabe von Symbolen für Listings, die in Kürze eingeführt wird.

 

Gerade professionelle Anleger waren vor ein paar Jahren sensibel beim Thema Gegenparteienrisiko. Welche Wahrnehmung haben Sie?

 

Mit COSI und TCM by SIX haben wir zwei hauseigene Besicherungsmechanismen erfolgreich im Markt eingeführt. Bei beiden fordert SIX als vertrauenswürdige, neutrale Instanz ein Pfand im Gegenwert des ausgegebenen Strukturierten Produktes vom Emittenten resp. einem ernannten Sicherungsgeber ein. Eine allfällige Wertdifferenz zwischen Pfand und Produkt wird täglich ausgeglichen. Bei Ausfall des Emittenten wird das Pfand verwertet und anteilig an die Anleger ausgeschüttet. Die Nachfrage nach COSI-besicherten Produkten ist momentan eher rückläufig. Das anspruchsvolle Marktumfeld, im Speziellen die negativen Zinsen, sind nicht förderlich bei der Konstruktion eines attraktiven COSI-Anlageproduktes. Wir denken, dass die COSI-Besicherung unter Anlegern weiterhin einen sehr guten Ruf geniesst.

 

Structuring-Plattformen und Multi-Issuer-Lösungen dominieren im Primärmarkt zurzeit thematisch. Wie steht SIX dazu?

 

Wir finden den technologischen Fortschritt im Geschäft mit Strukturierten Produkten beeindruckend und schreiben an dieser Erfolgsstory mit. Gerade im Bereich der massgeschneiderten Anlageideen werden wir über das Jahr 2016 hin mit Sicherheit viel Innovatives am Markt sehen – einige Emittenten kündigten ja bereits einen fortgesetzten Ausbau ihrer Plattformen an. Dank der Automatisierung unserer Wertschöpfungskette kann ein heute auf einer Emittentenplattform kreiertes Produkt schon morgen an der Börse gehandelt werden. Wir sehen uns als vitaler Teil der Schweizer Fintech-Szene, in der strukturierte Anlagelösungen ihren festen Platz haben.

 

VITA

André Buck ist seit September 2014 als Head Sales verantwortlich für den Vertrieb sämtlicher Anlageklassen innerhalb SIX Swiss Exchange. Bei der Börse übernahm er im August 2009 die Position als Head Sales & Marketing bei SIX Structured Products Exchange (damals Scoach Schweiz). Nach 14 Jahren Erfahrung im Bereich Trading bei der UBS in Zürich und London wechselte André Buck im Jahre 2000 zur Zürcher Kantonalbank, wo er mitunter den Aufbau des Sales und Trading Teams für Strukturierte Produkte leitete. Während seiner Zeit bei der ZKB gehörte er dem Gründungskomitee an, welches die Bildung des Schweizerischen Verbandes für Strukturierte Produkte SVSP hervorbrachte. Vor seinem Wechsel zu SIX leitete André Buck zwei Jahre lang das Sales Team für Strukturierte Produkte der Bank Vontobel in Zürich. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

 

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