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Yen: Die Bullen sind am Zug

22.01.2025 4 Min.
  • Christian Ingerl
    Redaktor

Die japanische Notenbank könnte am Freitag ihren nächsten Zinsschritt nach oben vornehmen. Eine daraus abzuleitende Yen-Stärke lockt zur Spekulation.

Der Gewinner an den G10-Währungsmärkten war im vergangenen Jahr ganz klar der US-Dollar. Der Greenback profitierte von der Stärke der US-Wirtschaft, die sich besonders an den Arbeitsmärkten robuster präsentierte als erwartet. Hinzu kam die Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA. Die Aussicht auf eine inflationäre Politik unter dem neuen Mann im Weissen Haus sorgte dafür, dass der von der Federal Reserve kürzlich begonnene Zinssenkungszyklus schon bald wieder zum Erliegen kommen könnte. Dies wiederum schlägt sich in einer Aufwertung der Währung nieder. Besonders deutlich zeigte sich diese gegenüber dem Yen, der im vergangenen Jahr 11% einbüsste.

Zinsdivergenzen

Schwaches Wachstum, Inflation, verhaltene Konsumenten sowie eine schleppende Nachfrage aus dem Ausland machten den Yen immer günstiger. Mitte 2024 rutschte die Währung gegenüber dem Dollar sogar auf den tiefsten Stand seit 1986. Die Zinspolitik der Notenbanken spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Während die Leitsätze in den USA mit 4.25% bis 4.50% trotz Senkungen immer noch relativ hoch sind, haben die japanischen Währungshüter die Zinsen nur ein einziges Mal in 17 Jahren erhöht – und das im Juli 2024. Dieser gestartete Aufwärtszyklus beendete dann nicht nur den Abwertungssog des Yen, auch könnte sich die Zinsspirale weiter nach oben drehen. 

Mutmasslicher Abwärtsschritt

Kurz vor der ersten Sitzung in 2025 ging der Yen zum Greenback auf Erholungskurs. Von knapp JPY 159 Mitte Januar wertete die Devise auf YPF 155 Yen pro USD auf. Das dürfte verschiedene Gründe haben: In Hinblick auf das am Freitag anstehende Treffen der Bank of Japan (BoJ) preisen die Terminmärkte aktuell eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf 0.50% ein. Dass durchaus noch Spielraum nach oben besteht, zeigten jüngste Äusserungen von Gouverneur Kazuo Ueda. Dieser hat kürzlich darauf hingewiesen, dass die zu erwartenden Lohnerhöhungen im Frühjahr dafür sorgen sollten, dass die jahrelange Deflation endgültig ad acta gelegt werden kann. Auf der letzten Sitzung 2024 Mitte Dezember hatte die BoJ ihre Zinssätze noch unverändert gelassen und damit hervorgehoben, dass die Währungshüter mehr Zeit damit verbringen möchten, zu prüfen, ob die Lohnerhöhungen auf breiterer Basis erfolgen und die Inflation dauerhaft um das 2%-Ziel herum gehalten werden kann.

Rückenwind

«Die Bank of Japan hat zwar in den vergangenen beiden Jahren die Märkte oft überrascht, Ueda hat sich aber zuletzt so klar hinsichtlich eines bevorstehenden Zinsschrittes geäussert, dass eine ausbleibende Erhöhung der Leitzinsen dem Yen unerwünscht starken Gegenwind liefern dürfte», erklärt Chefanlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Von Gegenwind ist aktuell aber nichts zu spüren, die Prise beim Yen kommt vielmehr von hinten. Für die jüngste Wende sorgten auch sinkende Renditen bei den US-Staatsbonds. Da gleichzeitig die Zinsen der japanischen Pendants anzogen, reduzierte sich die Differenz zwischen den beiden Obligationen. Zweijährige japanische Titel rentierten mit 0.7 Prozent so hoch wie zuletzt im Jahr 2008. 

In die Entscheidung am Ende Woche werden die Notenbanker auch die am selben Tag angekündigten Inflationsdaten für Dezember berücksichtigen. Für die jährliche Gesamtinflation wird ein Anstieg von 2.9% auf 3.4% erwartet, die Kernrate soll derweil von 2.7% auf 3.0% zulegen. «Bestätigen sich die Prognosen, würde dies eine weitere schrittweise Normalisierung der Geldpolitik untermauern und in den kommenden Monaten eine Verringerung der Renditedifferenz zwischen japanischen und US-amerikanischen Staatsanleihen unterstützen, von denen der Yen profitieren könnte», konstatiert Experte Stephan.

Anlagelösungen

Der jahrelange Abwertungsdruck beim Yen könnte also allmählich ein Ende finden. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2024 wurde dem langfristigen Aufwärtstrend von USD/JPY die Flügel gestutzt. Es folgte eine Konsolidierung im Bereich von JPY 160. Hier verfügt der Greenback zwar über eine solide Unterstützung, doch könnte diese bei einer erneuten Zinssenkung seitens der BoJ zu Bruch gehen. Das nächste Ziel würde dann bei JPY 150 und anschliessend bei JYP 140 liegen.  

Mit dem Mini Future Short B0IS0U der UBS lässt sich auf dieses Szenario setzen. Das Produkt ist mit einem Hebel von 17.5 ausgestattet, der Knock-Out befindet sich bei JPY 162.7255 und damit 4.5% vom aktuellen Niveau entfernt. Etwas weniger aggressiv ist das Hebel-Papier MUSADV von der Bank Vontobel. Dieser lässt dem FX-Duo auf der Oberseite knapp 8% Platz, bevor der Schein ausgestoppt wird und es zu einem Totalverlust kommen würde. Der Multiplikator beträgt trotzdem achtenswerte 12.

Kommt es auf der BoJ-Sitzung am 24. Januar dagegen zu einer Enttäuschung, könnte das Devisengespann schnell einen Richtungswechsel vornehmen. Um aus einer Dollar-Stärke Profit zu schlagen, würde sich der Mini Future long ZPDABP von BNP Paribas eignen. Der Hebel beträgt knapp 10, das Stop-Loss-Level befindet sich 8.3% unter dem derzeitigen Wechselkurs.

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