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payoff Trading Desk

Zalando: Highflyer mit ein paar Bügelfalten

23.02.2021 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Neben der geplanten Aktienplatzierung eines Grossinvestors hat die Aussicht auf das Lockdown-Ende der Rallye des Onlinemodehändlers ein jähes Ende bereitet. Spätestens nach dem anstehenden Kapitalmarkttag könnten die Investoren Zalando wieder «schick» finden.

So schnell kann es gehen: Noch vor einer Woche schien die Zalando-Aktien den Sprung über den Widerstand bei EUR 100 zu packen. Der Onlinemodehändler markierte bei EUR 103.25 ein Allzeithoch. Doch kurz danach drehte der deutsche Mid Cap dynamisch nach unten. Allein am gestrigen Dienstag tauchte er um bis zu 8.2% ab. Zum Tiefst notierte Zalando rund ein Fünftel unter dem historischen Top. An Gründen für die heftige Korrektur mangelt es nicht. Die Aussicht auf das vielerorts nahende Ende der Corona-Einschränkungen lastete auch auf anderen «Stay-at-Home»-Profiteuren. Ausserdem machten die Investoren aus Sorge vor einer Rückkehr des Inflationsgespenstes und dem damit einhergehenden Zinsanstieg generell Kasse.

Zu guter Letzt dürfte eine Meldung aus Schweden am Rücksetzer von Zalando nicht ganz unbeteiligt gewesen sein. Der Investor Kinnevik möchte die zuletzt 21% betragende Beteiligung an dem Berliner-Internetunternehmen an seine eigenen Aktionäre ausschütten. Vorausgesetzt, diese stimmen an der Generalversammlung zu, würden der Geldgeber aus Skandinavien und Europas grösster Onlinemodehändler nach mehr als 10 Jahren getrennte Wege gehen.

Disruption im Kleiderschrank

Weder der drohende Aktienüberhang noch die erfreuliche Aussicht auf eine Wiedereröffnung von Boutiquen und Schuhgeschäften ändert etwas an den langfristig positiven Perspektiven für Zalando. In einer Präsentation taxieren die Berliner den europäischen Markt für Mode und Lifestyle auf rund EUR 450 Mrd. Obwohl das Internetgeschäft rasant wächst, beträgt der Online-Anteil nur etwa 15%. Die verstärkte Penetration könnte dafür sorgen, dass die E-Commerce-Quote bis 2023 auf 20% steigt. Zalando möchte seinen Marktanteil bis dahin von aktuell 1.8% auf 5% ausdehnen. Die Realisierung dieser Prognose hätte markante Folgen auf den Umschlag in den Shops des europäischen Branchenkrösus: Bis 2023/24 könnte sich der dort generierte Bruttowarenwert gegenüber dem für das vergangene Jahr erwarteten Niveau annähernd verdoppeln.

Während dieses Szenario Zukunftsmusik ist, liefert Zalando am 16. März die Fakten zum Coronajahr 2020. Die beiden Unternehmensgründer sowie heutigen Co-CEOs, Robert Gentz und David Schneider, haben die Prognose mehrmals nach oben geschraubt. Zuletzt gingen sie von einem Umsatzwachstum zwischen 20% und 22% aus. Gleichzeitig sollte das operative Ergebnis zwischen EUR 375 Mio. und EUR 425 Mio. erreichen. 2019 verdiente das Unternehmen auf dieser Stufe EUR 224.9 Mio. Am Tag der Zahlenvorlage richtet der E-Commerce-Konzern auch den diesjährigen Capital Markets Day aus. Neben den Resultaten für das vergangene und einem Ausblick auf das laufende Jahr dürfte das Management-Duo auch ein Update zur mittelfristigen Zielsetzung geben.

Anlagekonklusion:

Aus charttechnischer Sicht ist die im Zuge der jüngsten Verkaufswelle die Unterstützungszone im Bereich von EUR 90 ins Wanken geraten. Den hier verlaufenden Aufwärstrend hat Zalando aktuell gerissen. Dagegen überbot der Mid Cap mit dem gestrigen Schlusskurs sowohl einen benachbarten horizontalen Support als auch die 100-Tage-Linie. Sollte dieses «Bollwerk» auch heute Bestand haben, könnte es schon bald zu einem neuen Anlauf in Richtung EUR 100 kommen. Mit Mini-Future SGPVDU können sich Trader gehebelt auf der Long-Seite positionieren. Die Société Générale handelt dieses Produkt auf Swiss DOTS sowie an der BX Swiss. Eine defensivere Vorgehensweise ermöglicht die UBS mit dem Anfang Februar emittierten Barrier Reverse Convertible KHYHDU. Solange Zalando nicht auf oder unter die Schutzschwelle bei EUR 58.69 fällt, läuft dieses Investment in in gut 11 Monaten mit der Maximalrendite von 10.2% aus.

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