

«Ziel ist, ein relevanter Player im digitalen Anlagegeschäft zu werden.»
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Martin Raab
Daniel Mewes, Leiter Investment Solutions, PostFinance, über das künftige Produktangebot, Wikifolios, Digitalisierung und seine persönliche Anlagephilosophie.
Herr Mewes, bei PostFinance hat sich in letzter Zeit viel im Anlage- und Trading-Bereich getan. Können Sie den Bereich Investment Solutions kurz skizzieren?
Sehr gerne! Dieser neu gegründete Bereich fokussiert auf bestehende und neue – primär digitale – Anlagelösungen. Wir möchten unseren Kundinnen und Kunden eine möglichst breite und einfache Palette an Anlagemöglichkeiten bieten. Flankierend passt dazu unser Ziel, ein relevanter Player im digitalen Anlagegeschäft zu werden und gegen Ende 2019 in die digitale Vermögensverwaltung und in die omnikanalfähige Anlageberatung einzusteigen.
Das tönt nach klarer Fintech-Strategie. Daher auch die Beteiligung der Post-Finance an wikifolio?
Dieses Angebot passt in der Tat in unsere Strategie. So planen wir künftig, die in Schweizer Franken handelbaren Zertifikate von wikifolio prominent über unsere E-Trading-Plattform anbieten zu können. Im Trading-Bereich entwickeln wir unsere E-Trading-Plattform laufend weiter – vor Kurzem haben wir einen neue, höchst attraktive Courtagenstufe eingeführt.
Was passiert im Anlagebereich?
Im Anlage-Bereich haben wir Ende letzten Jahres unseren neuen PostFinance Fonds High Dividend lanciert. Dieses Jahr werden wir unsere Palette an PostFinance Fonds mit einen Small Caps Switzerland Fonds ergänzen. Interessierte Anleger finden dazu auf unserer Website alle Details.
Neuerdings gibt es auch Strukturierte Produkte von PostFinance. Wie ist die Resonanz bis dato?
Unsere ersten Erfahrungen zeigen, dass auf dem Schweizer Markt eine Nachfrage nach Strukturierten Produkten mit PostFinance als Garantin besteht. Entsprechend werten wir diese Erkenntnisse aktuell vertieft aus, um zu entscheiden, wie sich PostFinance im Bereich Strukturierte Produkte langfristig positionieren will. Unterdessen haben wir im Rahmen der befristeten Zusammenarbeit mit Leonteq rund 100 Produkte emittiert.
…planen Sie bei den Strukis spezifisch weitere Basiswerte ins Angebot aufzunehmen?
Wir schauen uns laufend neue Basiswerte und Basiswertkombinationen an. Wir orientieren uns dabei am Aktien- und ETF-Angebot unserer E-Trading Plattform.
«Unsere Erfahrungen zeigen, dass Nachfrage nach Strukturierten Produkten mit PostFinance als Garantin besteht.»
Im Bereich E-Trading hat ihr Haus stark aufgerüstet. So kann man bei ihnen ab CHF 15.– für Orders bis CHF 1‘000 traden – ist da eher ein Marketing-Gedanke dahinter oder stossen Sie in dieser Flughöhe auf Nachfrage?
Aufgrund von regelmässigen Rückmeldungen bei unseren durchgeführten Kundenumfragen haben wir festgestellt, dass es ein zentrales Bedürfnis ist, eine neue Courtagenstufe für Kleinstaufträge anzubieten. Für mich war dieses Kundenbedürfnis ausschlaggebend. Wenn ich schaue wie viele Trades wir bislang in dieser Courtagestufe hatten, dann kann ich klar sagen, da gab es eine Menge Trades auch wenn der Beweggrund für einen Trade in dieser Courtagestufe sehr unterschiedlich sein mag.
…was ist das Argument, bei Post-Finance zu traden?
Der Kunde profitiert von einem attraktiven online und mobilen Trading-Gesamtpaket. Das Besondere dabei: Alles ist integriert in unser umfassendes und einfaches Privatkundenangebot. Unsere neue, moderne Plattform lässt sich fast grenzenlos auf die persönlichen Bedürfnisse einstellen. Wir bieten den Tradern mit E-Trading eine moderne, erstklassige Handelsplattform an. Es ist klar, dass der Unterhalt einer solchen Trading-Plattform auch etwas kostet. Mit dem E-Trading bekommt der Kunde jedoch die Jahresgebühr von 90 Franken automatisch 1:1 in Form von Trading Credits gutgeschrieben. Damit sind jährlich die ersten Trades gleich schon bezahlt. Eine klassische Depotgebühr gibt es bei uns nämlich nicht.
Können Sie diese Trading Credits genauer erklären?
Trading Credits sind nichts anderes als ein separates Cash-Guthaben, das während eines Kalenderjahres automatisch bei jeder Wertschriftentransaktion eingesetzt wird bis das Guthaben aufgebraucht ist. Danach werden die anfallenden Courtagen wieder dem ordentlichen Trading-Konto belastet. Zudem profitieren Kunden, die mehr als 10 Trades im Kalenderjahr tätigen von einem Bonusprogramm. Halbjährlich vergüten wir den Kunden so bis zu 20% der bezahlten Courtagen wieder zurück. Es lohnt sich also mehrfach, bei PostFinance zu traden.
Wie viele aktive Trader hat Post-Finance derzeit und welche Wertschriften (Aktien, Fonds, Strukis) werden am häufigsten gehandelt?
Wir haben rund 60‘000 Kundinnen und Kunden, die ein E-Trading-Depot besitzen. Wir stellen erfreut fest, dass die Handelstätigkeit seit der Einführung der komplett überarbeiteten E-Trading-Plattform vor gut zwei Jahren stark zugenommen hat. In Sachen Wertschriften sind natürlich die bekannten grossen Schweizer SMI-Titel sehr beliebt und in vielen Depots vorhanden, doch auch Fonds, ETF und Derivate werden rege gehandelt.
…wie steht man bei PostFinance zum Thema Crypto-Währungen?
Wir beobachten die Entwicklung von Crypto-Währungen und die Nachfrage bei unseren Kunden genau. Bis auf Weiteres planen wir keine eigenen Produkte in diesem Bereich. Selbstverständlich können unsere Kundinnen und Kunden aber über E-Trading unzählige Zertifikate von bekannten Emittenten auf Crypto-Währungen handeln. Da wir aber festgestellt haben, dass das Wissen zu Crypto-Währungen sehr unterschiedlich ist, haben wir auf unserer neu erstellten Content-Plattform «Anlegen einfach erklärt» auch einige Beiträge zum Thema Crypto-Währungen publiziert. Diese Artikel sind sehr beliebt und wurden bereits viele Male angeklickt und gelesen.
«Die Handelstätigkeit hat seit der Einführung der komplett überarbeiteten E-Trading-Plattform stark zugenommen.»
Welche Projekte und Innovationen befinden sich bei Ihnen in der Pipeline?
Wir haben eine Vielzahl von Vorhaben im Entwicklungsstadium. Das Spannendste ist für mich sicherlich die digitale Vermögensverwaltung, die wir gegen Ende nächsten Jahres im Schweizer Markt lancieren möchten. Ich erwarte mir viel davon, da wir uns als PostFinance von den unzähligen interessanten Lösungen der Fintechs inspirieren lassen können. Dank E-Trading wissen wir bereits, wie wir eine rein digitale Lösung erfolgreich vermarkten müssen.
Welche Anlagephilosophie haben Sie persönlich?
Ich achte auf drei zentrale Elemente: Erstens glaube ich an die langfristige Entschädigung für zusätzlich eingegangenes Marktrisiko. So investiere ich zu 100% breit diversifiziert in Aktien. Bei meiner Vorsorge 3a muss ich mich aktuell noch mit dem PostFinance Pension 75 begnügen – allenfalls könnte hier bald auch ein Vorsorgefonds mit noch höherem Aktienanteil lanciert werden. Zweitens sind Disziplin und Regelmässigkeit für mich wichtig. Das übersetzt sich in diverse Fondssparpläne für meine Familie. Drittens: Etwas Gambling muss natürlich auch sein – mit überschaubaren Beträgen. Diese Wetten gehen ehrlicherweise nicht immer auf, aber wenn doch ist die Freude über die hohe Rendite natürlich sehr gross.
Herzlichen Dank!
VITA
Daniel Mewes ist Leiter Investment Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung von PostFinance in Bern. Diese Position umfasst die Zuständigkeit für das gesamte Kundenanlage- und Kundendepotgeschäft und deren Ausbau und Weiterentwicklung. Zuvor war er lange Jahre als Leiter Produktmanagement Finanzdienstleistungen ebenfalls bei PostFinance für vielfältige Angebote rund um Anlegen, Vorsorgen und Finanzieren für Privat- und Geschäftskunden federführend zuständig. Seine Karriere begann Daniel Mewes im Jahr 2000 bei der Zürich Versicherung als Spezialist Finanzberatung. Sein akademisches Profil umfasst ein Executive MBA der Hochschule für Wirtschaft Zürich / Darden School of Business, University of Virgina sowie den Abschluss an der Universität Bern (lic. rer. pol.) mit Fokus auf Finanzmanagement. Seine Lizentiatsarbeit verfasste er über Strukturierte Produkte. Daniel Mewes ist Diplomierter Finanz- und Anlageexperte sowie dipl. Fondsberater IAF.