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Zur Rose: Für den «Game Changer» beginnt eine neue Zeitrechnung

19.03.2020 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Geht es nach Europas grösster Online-Apotheke, dann wird Covid-19 der Digitalisierung des Medikamentenvertriebs einen Schub verpassen. Dementsprechend gefragt ist Zur Rose gerade an der Börse.

Seit 2005 steht Walter Oberhänsli an der Spitze von Zur Rose. Der Jurist hat das von ihm zusammen mit mehreren Ärzten bereits 1993 gegründete Unternehmen von einer Ostschweizer Grossistin zum international agierenden E-Commerce-Gesundheitsdienstleister gewandelt. Heute ist Zur Rose die grösste Online-Apotheke in Europa und bezeichnet sich bei der Digitalisierung des Gesundheitsmarktes als ein «Game Changer». Ausgelöst durch das Coronavirus könnte dieser Anspruch zum 15. Dienstjubiläum des CEOs verstärkt Realität werden. In der gestern publizierten Medienmitteilung zum Jahresabschluss 2019 bringt das Management die veränderten Rahmenbedingungen auf den Punkt: «Die Zur Rose-Gruppe erwartet durch die aktuelle globale Covid-19-Krise eine deutlich schnellere Marktakzeptanz für den Medikamentenversand und digitale Gesundheitsdienstleistungen.»

Deutschland als Wachstumsmotor

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass der Small Cap inmitten des allgemeinen Börsenausverkaufs Fahrt aufgenommen hat. Am Donnerstag erreichte Zur Rose zum ersten Mal seit August 2017 die Marke von CHF 140. Mit den Resultaten für 2019 hat der Konzern seine eigene Prognose erfüllt. Wie bereits in einer Vorabmeldung Ende Januar publiziert, verbuchte Zur Rose ein Umsatzwachstum von 30% auf CHF 1’568.7 Mio. Im grössten Einzelmarkt, Deutschland, steigerte das Unternehmen die Erlöse überproportional um 45.4%. Im laufenden Jahr möchte Zur Rose ein neues Distributionszentrum im niederländischen Heerlen in Betrieb nehmen. Dadurch sollen die Versandaktivitäten in Deutschland deutlich effizienter werden. Grosse Hoffnungen setzt das Management auf die Einführung des elektronischen Rezepts. In den kommenden Jahren erwarten die Verantwortlichen dadurch in Deutschland «eine deutliche Steigerung des Versandmarktanteils verschreibungspflichtiger Medikamente.» Momentan liegt die entsprechende Quote bei gerade einmal 1%.

Für das Gesamtunternehmen prognostiziert Walter Oberhänsli für 2020 ein Umsatzwachstum von rund einem Zehntel. Gleichzeitig möchte er – bereinigt um Aufwendungen für zusätzliche Wachstumsinitiativen – beim operativen Ergebnis (Stufe EBITDA) die Nulllinie erreichen. Im vergangenen Jahr schrieb Zur Rose mit einer Marge von -1.00% hier noch rote Zahlen. Unterm Strich dehnte sich der Verlust von CHF 39.1 Mio. auf CHF 52.4 Mio. aus. Der Gesundheitsdienstleister führt den höheren Verlust auf bei zugekauften Unternehmen getätigte Abschreibungen zurück. Mittelfristig soll das Geschäft bei Umsätzen von mehr als CHF 3 Mrd. eine EBITDA-Marge von rund 8% abwerfen. «Durch die Implementierung des Gesundheitsökosystems besteht langfristig ein weiteres relevantes EBITDA-Potenzial», erklärt Zur Rose. Gleichzeitig betont das Unternehmen, dass die Auswirkungen des Coronavirus auf das Geschäft im Ausblick nicht berücksichtigt sind. Insofern könnte die Pandemie dafür sorgen, dass Oberhänsli die Zielsetzung im Laufe des Jahres nach oben schraubt.

Anlagekonklusion:

Der an dieser Stelle mehrmals vorgestellte Long Mini Future GBYLTQ wurde von Leonteq vor wenigen Tagen zurückbezahlt. Da der Coronacrash die Zur Rose-Aktie zunächst nicht verschont hat, war der Schein noch Ende Februar durch unseren Stoppkurs gefallen. Ungeachtet dessen bleibt für Trader die Eröffnung einer Long-Position auf Zur Rose interessant. Julius Bär hat eine Reihe von Produkten auf die Online-Apotheke lanciert. Dazu zählt der im September fällige Call-Warrant ROSCJB. Mit einem Strike von CHF 130 notiert das Hebelpapier knapp im Geld. Ebenfalls aus der Feder der Privatbank stammt der Barriere Reverse Convertible SABUJB. Hier gilt es für Zur Rose, bis Anfang Februar 2021 nicht auf oder unter die Barriere bei CHF 91.65 zu fallen. Geht diese Rechnung auf, ist die Seitwärtstrendite von 9.14% p.a. fix. Sollte es dagegen zu einer Schwellenverletzung kommen, muss der Basiswert die Laufzeit auf oder über dem Strike von CHF 122.20 beenden – andernfalls liefert die Emittentin den Basiswert mitsamt dem vollen Verlustrisiko.

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