Bei Schwellenländern ist Beharrlichkeit Trumpf
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Sara Moreno, Portfolio Managerin PGIM Jennison Emerging Markets Equity Fund
In der Regel wirken sich steigende Zinsen und ein starker US-Dollar negativ auf die Schwellenländer aus und führen zu erhöhtem Verkaufsdruck.
Da die Devisenmärkte als weitgehend effizient betrachtet werden können, ist es jedoch extrem schwierig, ausgehend von den unterschiedlichen Aussichten für die einzelnen Währungen, Wertsteigerungen in Portfolios zu erzielen. Folglich lohnt es sich nach Unternehmen zu suchen, deren Marktanteil auf strukturelle Faktoren zurückgeht, da in diesem Zusammenhang kurzfristige Wechselkursbewegungen weniger Einfluss auf das langfristige Gewinnwachstum haben. Unternehmen, die darüber hinaus noch eine geringe Korrelation mit dem Gesamtmarkt aufweisen, können Investoren so eine einzigartige Diversifikation und langfristige Erträge bieten.
Chinesische Aktien und die mit ihnen verbundenen Risiken erfordern Selektion
Chinas Regierung will Technologieriesen strenger beaufsichtigen. Die chinesischen Regulierer waren einmal stolz auf ihre Technologieunternehmen und schufen günstige Bedingungen für sie, um ihr Wachstum zu fördern. Als die Regierung kürzlich den Börsengang von Ant Financial kurz vor dem geplanten Termin aufgrund von wettbewerbsschädlichen Praktiken stoppte, markierte dies eine deutliche Kursänderung. Nun sind die Märkte und die Anleger besorgt, dass Investitionen in kleinere chinesische Technologiefirmen die Aufmerksamkeit der Regulierer erregen und das zukünftige Wachstum behindern könnten. Trotz dieser Problematik gibt es aktuell immer noch langfristige Opportunitäten in Bereichen wie E-Commerce, mobiles Bezahlen, Internet-Plattformen sowie bei innovativen Gesundheitsunternehmen. China will seine Gesundheitsindustrie in den nächsten zehn Jahren umbauen und ist dabei, ein ähnlich günstiges Regulierungsumfeld zu schaffen wie vor fünf oder zehn Jahren für die Technologieriesen des Landes.
Schwellenländer eigenen sich nur bedingt für passive Anlagestrategien
Die jüngste Schwäche bei wachstumsstarken Unternehmen aus den Schwellenländern stellt eine interessante Kaufgelegenheit für Anleger dar, die die positive Entwicklung im letzten Jahr verpasst haben und nun Aktien von innovativen Wachstumsunternehmen zu günstigen Kursen kaufen wollen. Es bleibt jedoch zu beachten, dass die Schwellenländermärkte von Natur aus sehr volatil sind und heftig auf plötzliche Zinsänderungen und Bewegungen des US-Dollars reagieren. In den ersten Phasen eines neuen Konjunkturzyklus entwickeln sie sich gewöhnlich gut, da sie sehr stark auf zyklische Sektoren wie die Finanz- und Energiebranche sowie Grundstoffe ausgerichtet sind. Dennoch sollten Anleger gerade bei passiven Anlagen in den Schwellenländern vorsichtig sein, da diese in der Regel über weniger strukturelle Wachstumstreiber verfügen. Trotz positiver Erträge in der Anfangsphase sind passive Anleger nicht selten von der langfristigen Performance der Schwellenländer enttäuscht, wenn innovativere Unternehmen ihre Stärke gegenüber zyklischen Sektoren ausspielen. Angesichts der grossen Bevölkerung und der steigenden Einkommen der Mittelschicht in den Schwellenländern muss der Fokus gezielt auf strukturelle Wachstumstreiber, die permanent Innovationen voranbringen, gelegt werden. Frühzeitig in diese Bereiche zu investieren, wird entscheidend sein, um von der Dynamik in den Schwellenländern zu profitieren.
Die demografische Entwicklung ist ein Hauptargument für Schwellenländer
Die Volkswirtschaften in den Schwellenländern entwickeln sich im weltweiten Vergleich am schnellsten. Es ist davon auszugehen, dass sie durch den rasanten Anstieg des Inlandskonsums sowie neuartige Impulsgeber im Inland einen immer grösseren Beitrag zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) leisten werden. Allein die prognostizierte demografischen Entwicklung spricht für ein Engagement in Schwellenländern. Der Aufstieg der Millennials in aller Welt ist ebenfalls ein Faktor, weil diese Generation ihren Anteil am weltweiten Konsum vergrössern wird. In Asien leben über 1 Milliarde Millennials, in Lateinamerika noch einmal mehr als 150 Millionen. Diese Generation der „Digital Natives“, die mit digitalen Technologien aufwachsen, hat wechselnde Vorlieben in einer Zeit des gewaltigen technologischen Umbruchs. Die Schwellenländer bilden den Nährboden für viele hochmoderne Technologien, die den Konsum in aller Welt revolutionieren könnten. Chinas E-Commerce-Ökosystem zum Beispiel hat gegenüber den USA einen Vorsprung von rund drei Jahren, und die Verbreitung des E-Commerce liegt in China bei 25%, in den USA dagegen nur bei 14,5%.