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Die Renaissance der Long-Short-Equity-Strategien in 2019

05.02.2019 5 Min.
  • Hagen-Holger Apel, Senior Client Portfolio Manager

Anlagefonds, die sich möglichst unabhängig vom Marktgeschehen bewegen, sind vor allem in den aktuellen volatilen Marktphasen gefragt. Und doch scheinen 2018 die Erwartungen der Anleger an diese Aktienstrategie nicht erfüllt worden zu sein. DNB beispielsweise arbeitet aufgrund der folgenden vier Erfolgsfaktoren mit einer langfristig erfolgreichen marktneutralen Aktienstrategie.

Laut einer aktuellen Analyse weisen acht von zehn marktneutralen Aktienfonds im vergangenen Jahr eine negative Performance auf. Die längste Aufschwungphase des US-Blue-Chip-Index S&P 500 in der Börsengeschichte, machte es für Long-Short-Fondsmanager extrem schwierig, auf der Shortseite Geld zu verdienen, zusätzlich reduzierte sich die Volatilität bis zum Spätsommer 2018 auf immer niedrigere Niveaus.  Es ist also nicht erstaunlich, dass viele Long-Short-Aktienfonds in diesem Marktumfeld negativ performten. Aus diesem aktuellen Anlass ist es interessant, sich die Erfolgsfaktoren marktneutraler Aktienstrategien anzusehen.

Erfolgsfaktor 1: Auf wenige Sektoren setzen

Viele Kapitalanlagegesellschaften setzen auf ein breites Anlageuniversum. Es zeigt sich aber, dass sich ein Fokus auf einzelne Sektoren auszahlen kann. Wir haben uns mit den Sektoren Technologie, Medien und Telekommunikation, kurz TMT, nur auf einen einzigen Bereich konzentriert. Die im Vergleich zu anderen Sektoren  höheren Volatilitäten vor allem im  Technologiesektor ermöglichen zusätzliche  Renditechancen.  Eine sorgfältige bottom-up Aktienanalyse in Verbindung mit  stärkeren Schwankungen in diesen Sektoren ermöglichen es, Überrenditen gegenüber der Benchmark (Alpha) zu erwirtschaften.

Die  Strategie unseres DNB Funds – TMT Absolute Return basiert nicht auf Pair Trades innerhalb einer Branche. Viel wesentlicher ist es, die relative Bewertung einzelner Sektoren sowie den Einzeltitel zueinander zu berücksichtigen. Aktuell scheint es, dass „high growth/high valuation“ nach Jahren der Outperformance von vielen Marktteilnehmern skeptisch betrachtet wird, während „value“ nach langer Underperformance wieder auf den Radar der Investoren kommt.  Aber unabhängig davon bieten sich innerhalb des Anlageuniversums viele Chancen auf Basis der relativen Bewertungen. Daher waren unsere Portfolio Manager in 2018 auf der Shortseite vergleichsweise früh bei Titeln aus dem Halbleitersegment aktiv, die sie für deutlich überbewertet analysierten. Daneben hielten sie Long-Positionen in Ericsson und Lenovo, die einen deutlichen Beitrag zur positiven Jahresperformance lieferten.

Erfolgsfaktor 2: Die richtige Titelselektion

Neben der Volatilität trägt die richtige Titelselektion dazu bei, Überrenditen zu erzielen. Mittels Bottom-up Stockpicker werden die Unternehmen auf Mikro-Ebene betrachtet und darüber hinaus Value-Komponenten berücksichtigt. Man sollte daher nicht bereit sein, hohe Ertragsmultiples zu bezahlen oder sich auf blosse Versprechungen zu verlassen. Dabei ist es wichtig, auf den Erfolgsnachweis des Managements zu achten und darauf, ob die Firmen tatsächlich Gewinne erwirtschaften. 

Erfolgsfaktor 3: Abseits des Mainstreams handeln

Die Kernkompetenz eines Portfolio Managers sollte unter anderem darin bestehen, genau dorthin zu schauen, wo viele andere nicht hinschauen und nicht so zu handeln, wie der Mainstream es tut. So wurde der Grafikkarten-Hersteller Nvidia im Sommer 2018 mit dem Ergebnis analysiert, dass die Aktie überbewertet war. Daraufhin wurde dieser Wert in Shortpositionen aufgenommen.  Der massive Kursrückgang der Aktie, um mehr als 50%, hat sich sehr für das Portfolio ausgezahlt. Zum Eingehen von High-Conviction-Positionen, egal ob auf der Long- oder Short-Seite des Portfolios, gehört allerdings auch immer ein passendes restliches Portfolio. Das Hauptanliegen unserer Portfoliomanager ist dabei die strikte Kontrolle des Risikobudgets und der Portfoliovolatililtät.

Erfolgsfaktor 4: Short-Potenzial bei überbewerteten Titeln

Sich gegen den Markt zu stellen, kann indes auch bedeuten, bisweilen zu früh positioniert zu sein. Ericsson etwa gehörte zu den am wenigsten gemochten Aktien des Universums und verlor nach der Portfolio-Aufnahme zunächst noch etwas an Wert. Trotz einiger Kritik der Anleger hielten die Portfolio Manager an dem Titel fest. Zwischenzeitlich zählte Ericsson jedoch zu den renditestärksten Positionen  in den Fonds. Man darf sich des Weiteren nicht in Aktienpositionen verlieben. Wenn sich das Unternehmen nicht erwartungsgemäss entwickelt, sollte man sich schnell von der Position trennen. Die Kernaufgabe bleibt nach wie vor, das Vermeiden zu grosser Verluste, daher ist ein striktes Positionsmanagement erforderlich.

Noch stärkere Performance von Long-Short-Strategie in 2019 möglich

Mit Blick auf das aktuelle Jahr dürfte die wohl anhaltend hohe Volatilität die beschriebene Strategie begünstigen.  Insbesondere da bei einigen überbewerteten Titeln genügend Potenzial für Short-Engagements zu sehen ist. Gleichzeitig sind Technologieaktien mittel- bis langfristig als vielversprechend einzustufen – mit höheren Gewinnprognosen  und besseren Margen als zahlreiche andere Sektoren wie etwa Industrieaktien, Banken oder Nicht-Basiskonsumgüter. Zu den grössten Long-Positionen in unserem Fonds zählt derzeit neben der Google-Muttergesellschaft Alphabet und Oracle auch die japanische Nintendo. Zudem bleibt Lenovo im Portfolio. Bleibt die Frage, welche Auswahlkriterien Anleger auf der Suche nach den richtigen marktneutralen Aktienfonds besonders beachten sollten. Neben der Volatilität, die zwischen fünf und zehn Prozent liegen sollte, ist das Brutto-Exposure besonders wichtig. Es misst die Summe der Long- und Short-Engagements und sollte zwischen 160 bis 190 Prozent liegen. Denn je höher das Brutto-Exposure, desto volatiler und teurer könnte eine mögliche Schieflage werden.

 

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