Dividendenindizes bekunden Mühe
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Dieter Haas
Lange Zeit erzielten Indizes auf dividendenstarke Titel wie VHYL Mehrwerte gegenüber klassischen, kapitalisierungsgewichteten Benchmarks. Zuletzt zeigten diese Konzepte aber unerwartete Schwächen.
Wer in den letzten Jahren auf Qualitätsaktien mit hoher Dividenden gesetzt hat, der ist in aller Regel gut gefahren. Sie galten als Hort der Sicherheit. Auf der Suche nach Rendite wagten sich selbst eingefleischte, risikoarme Investoren in Ermangelung vernünftiger Coupons in den Obligationenmärkten in dieses Segment. Allmählich scheint die Thematik ausgelutscht. Wie bereits USDV, ein an der SIX kotierter ETF auf den S&P High Yield Dividend U.S. Aristocrat Index (siehe Product News im Magazin 02/2016), konnte auch VHYL zuletzt nicht mit klassischen Indizes Schritt halten. Die Hochblüte der Dividendenindizes scheint der Vergangenheit anzugehören. Der FTSE All-World High Dividend Yield Index, der Basiswert von VHYL, hinkte in den letzten fünf Jahren performancemässig dem FTSE All-World hinterher. Zwischen 2011 und 2015 lag der Gesamtertrag rund 8% und zwischen 2013 und 2015 sogar knapp 11% unter dem Weltaktienindex von FTSE.
Methodik des Basiswertes
Der FTSE All-World High Dividend Index selektiert aus dem Anlageuniversum des FTSE All-World diejenigen Unternehmen mit der höchsten prognostizierten Dividendenrendite auf einen Zeithorizont von zwölf Monaten des IBES (Institutional Brokers‘ Estimate System). Die Zusammensetzung wird halbjährlich jeweils im März und September gemäss den Schlusskursen Ende Februar bzw. Ende September überprüft. Per 31. März 2016 umfasste der Basiswert 1’191 Unternehmen. Im Vergleich dazu enthielt der FTSE All World 3’070 Aktien. Ländermässig dominierten zu diesem Zeitpunkt die USA (40,4%), Grossbritannien (10,7%) und die Schweiz (5,6%). Im Vergleich zum Gesamtuniversum waren die Branchen Banken, Öl & Gas, Versorgung und Telekommunikation mit 6,5%, 3,5%, 3,1% bzw. 2,8% übergewichtet. Geringere Anteile als der FTSE All-World wiesen die Branchen Technologie (-3,6%), Gesundheit (-2,7%), Detailhandel (-3,1%) und Immobilien (-2,1%) auf. Das höchste Einzelgewicht besass Microsoft (2,5%). Zu den Top-10 zählt mit Nestlé auch ein Schweizer Titel.
Ausblick
Selbst der Fehlstart im neuen Jahr brachte, zumindest relativ betrachtet, keinen neuen Schwung. Das lässt die Befürchtung aufkommen, dass die Fähigkeit, die Dividende zu steigern, tendenziell abnimmt. Der Markt rechnet offenbar zunehmend mit Enttäuschungen, was die zukünftig zu erwartenden Ausschüttungen anbelangt. Anleger auf der Suche nach Mehrwerten zu klassischen Marktindizes sollten sich daher nach anderen Smart-Beta-Konstrukten umsehen. Wer den Dividendenkonzepten weiterhin die Stange hält, der sollte sein Engagement zumindest hedgen. Der USD, die Handelswährung von VHYL, ist mittelfristig akut abwertungsgefährdet. Nachdem inzwischen fast alle Wechselkurse zum CHF Einbussen erlitten, dürften über kurz oder lang auch die Tage des «Last Man Standing» des USD gezählt sein. Mit einer Währungsabsicherung könnte es in den kommenden Monaten gelingen, die Performance des ungesicherten FTSE All-World zu übertreffen.