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Droht ein langweiliges Aktienjahr?

04.02.2020 3 Min.
  • Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien

Wenn die Gewinne der Unternehmen steigen, dann steigen auch die Aktienkurse. Für diese Erkenntnis muss man kein Marktexperte sein. Denn in der Notierung an der Börse spiegeln sich nicht zuletzt Unternehmenswert und künftige Gewinnerwartung wider. Anders herum: Stagnieren die Gewinne, dann geht es auch bei den Kursen nicht so recht weiter

Soweit so simpel. Blickt man auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen, dann müsste 2020 ein tendenziell unspektakuläres, wenn nicht gar langweiliges Aktienjahr werden. Glaubt man der Analystengemeinde, so dürften die Profite der Unternehmen im Durchschnitt um drei Prozent steigen – im gesamten Jahr wohlgemerkt. Das ist angesichts der konjunkturellen Abflachung der vergangenen Monate weder eine besonders überraschende noch eine besonders negative Nachricht für Marktbeobachter. Entmutigen lassen sollte man sich als Anleger nicht: 2019 war ein hervorragendes Aktienjahr – bei allenfalls leichten Gewinnsteigerungen.

Aktienjahr 2020 könnte spannend werden

Als Aktieninvestor ist man schlecht beraten, den Kopf in den Sand zu stecken. Denn keine Sorge: Es wird auch 2020 nicht langweilig. Es könnte sogar sehr spannend werden. Denn erstens: In dieser Rechnung fehlen einige Variablen, die die Märkte 2020 am Laufen halten werden – allen voran die Bewertung, die auch in Zeiten stagnierender Gewinne ein sehr guter Gradmesser dafür ist, wohin die Reise geht. Vereinfacht ausgedrückt: Ist eine Aktie günstig, lohnt sich der Einstieg. Ist sie teuer, eher nicht. Eine zentrale Kennziffer, die dafür zu Rate gezogen wird, ist das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), in Anlehnung an das englische Begriffspaar Price/Earnings auch oft als P/E bezeichnet. Das ist mit Blick auf das Heute interessant, aber mit Blick auf die Zukunft eine hochrelevante Ziffer.

Optimal positionieren

Denn eine attraktive Bewertung hilft in mauen Zeiten, sich optimal zu positionieren für die Zeit, wenn die Gewinne wieder anziehen. Das werden sie eher früher als später. Bereits jetzt sind immer häufiger gute Nachrichten mit Blick auf die globale Konjunktur zu vernehmen. 2020 könnte ein Übergangsjahr werden, bevor 2021 die Wirtschaftsdynamik wieder Fahrt aufnimmt. Auch die erste Einigung im Handelsstreit könnte der Ertragslage der Unternehmen dienen. Daher sollte man sich als Anleger bereits jetzt Gedanken machen, welche Adressen davon am meisten profitieren. Das werden mutmasslich diejenigen sein, die ein starkes Geschäftsmodell kombinieren mit einem erstklassigen Management und einer starke Produktpalette. Diese Adressen sind selten zu einem Schnäppchenpreis zu haben, werden aber in Zeiten stagnierender Gewinne oft mit einem Abschlag gehandelt. Dann sollte man als langfristig orientierter Investoren allerdings auch zugreifen.

Schnäppchen finden

Mindestens ebenso wichtig: Dass die Gewinne in Summe stagnieren, kann zwar auf Ebene eines breiten Aktienindex für maue Stimmung sorgen. Allerdings gibt es in jeder Marktphase Unternehmen, die in der Lage sind, ihre Marktposition auszubauen, die Gewinne zu steigern und noch besser aufgestellt zu sein für die Phase, in der der breite Markt nachzieht. Anders ausgedrückt: In Jahren, in denen fast alle Unternehmen in einer komfortablen Gewinnsituation sind, können Anleger möglicherweise einfacher Geld verdienen.

Doch die wirklichen Schnäppchen macht man in der Phase, in der die Gewinne stagnieren, die Bewertungen nicht mehr überbordend hoch sind und die besten Unternehmen sich bereits für den nächsten Aufschwung rüsten. Die fundierte Analyse, der direkte Zugang zum Management und die vertiefte Kenntnis von Branchen und Märkten gewinnt deshalb in einer Zeit an Relevanz, in der die Investoren stärker differenzieren und der Herdentrieb bei der Geldanlage an Bedeutung abnimmt. Der Anlageerfolg hängt also nicht zuletzt sehr stark an dieser Expertise. Die Titel mit den besten Ausgangsbedingungen lassen sich freilich nicht über passive Anlagestrategien finden. Aber wer sich aktiv und mutig im Markt bewegt, der wird auch in Phasen der vermeintlichen Langeweile etliche gute Anlageziele identifizieren können.

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