Zurück
payoff Opinion Leaders

Gefragt sind nun konjunkturunabhängige Unternehmen

22.01.2024 5 Min.
  • Strategie-Team
    DJE Kapital AG

Das Börsenjahr 2023 ist voller Euphorie zu Ende gegangen. Wegen der abkühlenden Wirtschaft wird das neue Jahr aber anspruchsvoll.

Die meisten wichtigen Börsenindizes wie der S&P 500, der Nasdaq, der Stoxx Europe 600 und der japanische TOPIX haben 2023 mit einem deutlichen Plus beendet. Das hätten die wenigsten Marktteilnehmer zu Beginn des Jahres erwartet. 2023 war damit ein besseres Börsenjahr als die angekündigte scharfe Bremspolitk der US-Zentralbank am Jahresanfang vermuten hätte lassen.

Abkühlende Wirtschaft

Das positive Momentum könnte auch noch zu Jahresbeginn 2024 anhalten. Aber wir sehen den hohen Optimismus der Märkte und den scheinbar unerschütterlichen Glauben an eine “weiche Landung” der Wirtschaft in den USA dennoch kritisch. Wir gehen zwar nicht von einem massiven Einbruch an den Märkten aus, stellen uns aber auf eine Abkühlung der Wirtschaft ein.

Ein Grund hierfür ist, dass die Auswirkungen der hohen Zinsen auf die Wirtschaft noch bevorstehen: Höhere Finanzierungskosten und eine vermutlich schwächere Kundennachfrage könnten die Unternehmensgewinne belasten. Vorsicht ist besonders bei Aktien, die stark am deutschen bzw. europäischen Binnenkonsum hängen, geboten. Auch das Risiko einer Rezession in den USA ist noch nicht ausgestanden. In der Vergangenheit haben die Aktienmärkte in den USA, aber auch weltweit auf Zinsrückgänge nur dann positiv reagiert, wenn es nicht zu einer Rezession kam. Die deutsche Wirtschaft dürfte 2024 unter Druck bleiben; der deutsche Aktienmarkt könnte sich aber auch in Zukunft besser schlagen als die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Aus dem Blickwinkel der Gewinnverzinsung der DAX-Unternehmen relativ zur Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihen ist der DAX nicht überbewertet. 

Inflation unter Kontrolle

In den USA und Europa hat die Inflation ihren Hochpunkt überschritten. Aufgrund der massivsten und schnellsten Zinserhöhungen in der Geschichte haben die Fed und die EZB die Inflation unter Kontrolle bekommen. Die Kernraten bei kurzfristiger Betrachtungsweise in Europa sind nur noch bei 2% und in den USA bei 3%. Was allerdings noch nicht abgeschlossen ist, ist das Thema rund um die inflationsbedingten Kaufkraftverluste der Konsumenten (Zweitrundeneffekte durch hohe Lohnforderungen). Diese Effekte werden noch einige Zeit bestehen bleiben.

2024 steht eine Vielzahl von Wahlen, insbesondere die Präsidentschaftswahl in den USA, an und es ist daher auch aus diesem Blickwinkel mit Unsicherheiten an den Märkten zu rechnen. Historisch gesehen tendieren Wahljahre bis Mai seitwärts.

Visibilität über Gewinnwachstum

Wir fokussieren uns daher insbesondere auf Unternehmen, deren Geschäftsmodell bei hohen Margen weitgehend konjunkturunabhängig ist und die im Idealfall zusätzlich ein gewisses Kostensenkungspotenzial haben. Auf Sektorenebene ist beispielsweise der (Rück-)Versicherungssektor weiter interessant. Hier hat man eine relativ gute Visibilität hinsichtlich des Gewinnwachstums und diese Unternehmen profitieren vom im Vergleich zu den letzten Jahren erhöhten Zinsniveau. In der Vergangenheit haben ferner in Zinssenkungsphasen Pharma-/Healthcare-Titel, Consumer Staples (nicht zyklischer Basiskonsum) und Versorger mit am besten abgeschnitten.

2023 wurde der Aktienmarkt insgesamt stark positiv vom Trend der Künstlichen Intelligenz (KI) beeinflusst und wir sehen auch weiterhin Rückenwind für Unternehmen in diesem Bereich. Top-Technologieunternehmen werden weiter massiv in KI investieren. Weniger optimistisch sind wir für konjunkturabhängige Sektoren wie zum Beispiel die Automobilindustrie. 

Chancen und Risiken in Asien 

Der chinesische Aktienmarkt blickt auf ein schwieriges Jahr zurück und es ist auch vorerst keine allzu grosse wirtschaftliche Belebung zu erwarten. China steht vor einem grossen Strukturwandel und fällt damit als Konjunkturlokomotive für die Weltwirtschaft aus. Auch die Immobilienpreise bleiben voraussichtlich 2024 unter Druck. In manchen Branchen, z.B. Elektromobilität, Halbleiter und Finanzdienstleistungen, gibt es allerdings interessante Unternehmen, so dass es in dieser Region vor allem auf gutes Stock-Picking ankommen wird.

Die wirtschaftlichen Aussichten für Japan sind weiterhin gut. Die Unternehmen profitieren vom niedrigem Zinsniveau und vom relativ schwachen Yen. Ausserdem werden japanische Unternehmen generell effizienter und transparenter. Auch das sogenannte “Friendshoring” begünstigt Japan als Produktionsstandort. Wenn der Yen in den nächsten Monaten steigen würde, wäre das für einige Unternehmen, insbesondere im Finanzbereich, positiv. 

Ein starker Profiteur der Verschiebung der globalen Lieferketten bzw. von US-Friendshoring ist ferner Mexiko. Hier steigen die Investitionen weiter stark an und auch 2024 ist mit einer positiven Entwicklung der mexikanischen Wirtschaft zu rechnen. 

2024 könnte ein Jahr für Anleihen werden

Nach mehr als 10 Zinsschritten der wichtigsten Zentralbanken scheint das Zinshoch erreicht uns somit könnte 2024 ein interessantes Jahr für Anleihen werden. Viele Marktteilnehmer erwarten bereits im ersten Halbjahr Zinssenkungen, denn die Inflation ist sowohl in Europa als auch in den USA spürbar zurückgegangen. Angesichts einer nach wie vor relativ guten Konjunkturentwicklung in den USA halten wir die Erwartungen von bis zu 6 Zinssenkungsschritten in den USA in 2024 für zu hoch. Kurzfristig könnte das Kurspotenzial am Anleihemarkt etwas ausgereizt sein, mittelfristig bleibt das Chance-Risikoverhältnis für Bonds aber aussichtsreich. Anleihen haben in der Vergangenheit generell von sinkenden Zinsen profitiert und sind derzeit insbesondere anhand des Vergleichs der Gewinnverzinsung des US-Aktienmarkts relativ zur Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen attraktiv bewertet. 

Wir bevorzugen hier Investment Grade-Anleihen von Emittenten mit guter Bonität. Auch länger laufende Staatsanleihen stufen wir als attraktiv ein. Im High Yield-Bereich sind wir aufgrund der zu erwartenden Abkühlung der Wirtschaft vorsichtig.

Glänzende Aussichten für Gold?

Auch der Goldpreis bleibt ein spannendes Thema. Anfang Dezember erreichte der Goldpreis ein neues Allzeithoch von deutlich über 2000 US-Dollar pro Feinunze. Die Erwartung, dass die Leitzinsen im Laufe des nächsten Jahres wieder gesenkt werden, unterstützt den Goldpreis. Historisch gesehen ist der Goldpreis oft nach US-Zinspausen gestiegen. Positiv ist aus markttechnischer Sicht, dass die weltweiten Gold-ETF-Bestände 2023 stärker gefallen sind, was dafürspricht, dass viele Investoren in Gold derzeit nicht überinvestiert sind. 

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken