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payoff Opinion Leaders

Gewinnmaschine US-Unternehmen

20.08.2018 4 Min.
  • Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien

Die Wall Street war in diesem Jahr bisher ein Hort der Stabilität. Dies dank einer stärkeren Konjunktur im Vergleich zu den anderen Industrienationen. Welche US-Aktien aktuell attraktiv sind.

Geschüttelt und gerührt – so fühlten sich die Aktienmärkte über weite Strecken des ersten Halbjahres 2018 an. Nach einem verheissungsvollen Start erlebten die Börsen weltweit eine belebte Berg-und-Talfahrt – nicht selten angeschoben durch die Twitter-Nachrichten des US-Präsidenten Donald Trump. Aber: Dieses Muster traf nicht auf alle Handelsplätze gleichermassen zu. Die Unterschiede waren gravierend. Und das dürfte auch für die zweite Jahreshälfte so bleiben.

In diesem Umfeld spricht besonders viel für US-Aktien – für manche mehr, für andere weniger. Bereits in den vergangenen Monaten war die Wall Street ein Hort der Stabilität. Denn während zum Beispiel in Europa die Konjunktur an Fahrt verlor, bestach die US-Wirtschaft durch beneidenswerte Laufruhe. Auch aktuell steigt die Beschäftigung, der Konsum floriert und die Industrieproduktion wächst. Vor allem aber ist die Stimmung gut, wie der zuletzt auf 60,2 Punkte gestiegene ISM-Einkaufsmanagerindex belegt. Und auch daran ist Trumps Politik nicht ganz unschuldig. Denn: Die Anfang 2018 in Kraft getretene Steuerreform entlastet Unternehmen und Privathaushalte und stimuliert so die heimische Nachfrage. Das birgt mittelfristig zwar Überhitzungsgefahren, läuft die US-Konjunktur doch bereits auf allen Zylindern. Mit Blick auf die kommenden zwei Jahre aber fällt mit dem Trump’schen Steuerpaket ein warmer Regen auf die US-Konjunktur.

Heimatmarkt als grösste Spielwiese
Hinzu kommt, dass die US-Volkswirtschaft eine relativ geringe internationale Verflechtung aufweist. Gemessen an anderen Regionen – etwa Europa oder den Emerging Markets – macht der Aussenhandel nur einen geringen Anteil an der nationalen Wertschöpfung aus. Die USA sind sich weitgehend selbst genug. Kein Wunder bei einer Bevölkerung von knapp 330 Millionen Menschen und einem Anteil von mehr als 15 Prozent am globalen Brutto-Inlandsprodukt (BIP). Die US-Firmen verfügen also mit ihrem Heimatmarkt über die grösste Spielwiese, die man direkt vor der Haustür haben kann. Und geniessen damit einen strategischen Vorteil gegenüber internationalen Wettbewerbern.

Dieser Vorteil kommt immer dann zum Tragen, wenn das Wachstum im Welthandel abflacht oder die konjunkturelle Divergenz zwischen den Erdteilen zu Gunsten der USA zunimmt. Genau diese Situation liegt derzeit vor und beide Entwicklungen sind miteinander verknüpft. Der internationale Güteraustausch wächst nämlich nicht mehr so stark wie noch vor wenigen Jahren, unter anderem bedingt durch eine weltweite Zunahme interventionistischer Massnahmen. Protektionismus ist also beileibe keine Erfindung der Trump-Administration, auch wenn der aktuelle Kurs in der US-Handelspolitik besonders schwerwiegende Folgen haben dürfte. Der entscheidende Punkt dabei: Der Wachstumstreiber Globalisierung schwächt sich ab, und dieser Effekt trifft stark verflochtene Volkswirtschaften heftiger als solche mit grossem Binnenmarkt – wie die USA. Hinzu kommt die skizzierte Sonderkonjunktur durch den Fiskalimpuls. Im Ergebnis dürfte der BIP-Zuwachs 2018 bei 2,6 Prozent liegen, für das Folgejahr bei 2,3 Prozent. Damit nimmt die Wachstumsdiskrepanz zu den Industrienationen in Übersee zu.

20 Prozent Gewinnwachstum
Dieses Auseinanderlaufen zeigt sich auch am Aktienmarkt. US-Papiere haben bereits zuletzt deutlich besser abgeschnitten als beispielsweise europäische – und dieser Trend dürfte anhalten. Für 2018 geht die Mehrheit der Analysten von einem Gewinnwachstum von mehr als 20 Prozent am breiten US-Aktienmarkt aus. Zum Vergleich: In Europa liegt der Wert im einstelligen Bereich, in Japan sogar nur bei rund zwei Prozent. Corporate America bleibt also eine Gewinnmaschine.

Besonders interessant für Anleger: Konzernen mit operativem Schwerpunkt auf dem US-Markt einerseits, Nebenwerte andererseits. Oftmals überschneiden sich beide Gruppen. Wer also seine Umsätze in Ohio und Oregon erwirtschaftet, dem spielt das Umfeld voll in die Karten. Aus Investorensicht lassen sich diese Trends nutzen. Die Attraktivitätsunterschiede sind zwischen den USA und den übrigen Industrienationen, aber auch zwischen Sektoren, Stilen und Unternehmen erheblich. Der US-Aktienmarkt ist damit vielversprechend, aber auch gross und unübersichtlich. Sachverstand, Fleiss und analytische Sorgfalt sind daher geboten, um die Chancen nutzen zu können.

 

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