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Globale Assetallokation: Unser Ausblick für August

27.08.2021 4 Min.
  • Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions

Lesen Sie, was an den globalen Märkten heute wichtig ist

1. Marktausblick

Das Wachstum der Weltwirtschaft bleibt stark, variiert aber von Region zu Region. Dem Impffortschritt stehen Rückschläge durch die steigende Zahl von Infektionen mit der Delta-Variante gegenüber.

Auch wenn die globale Geldpolitik die Märkte weiter stützt, dürfte sich der Trend hin zu einer Zinsstraffung fortsetzen, da die Zentralbanken zwischen dem moderateren Wachstum und den größeren Corona-Risiken einerseits und der beständigeren Inflation andererseits abwägen.

Die globalen fiskalpolitischen Impulse schwächen sich im Vergleich zu den Krisenhochs zwar immer weiter ab, doch der Wiederaufbaufonds der Europäischen Union (EU), die potenziellen US-Infrastrukturausgaben und Chinas Bemühungen um eine Stabilisierung des Wachstums könnten dies ausgleichen.

Die langfristigen Zinssätze könnten angesichts der Wachstums- und Inflationsaussichten höher tendieren. Allerdings könnte das Aufwärtspotenzial begrenzt sein, denn sowohl das Wachstum als auch die Inflation haben den Höhepunkt bereits überschritten. Die kurzfristigen Zinssätze könnten nach und nach eine restriktivere Zentralbankpolitik einpreisen, was zu einer Abflachung der Renditekurven führen würde.

Zu den Hauptrisiken für die globalen Märkte zählen der weitere Verlauf der Corona-Pandemie, eine erhöhte Inflation, potenzielle Fehlentscheidungen der Zentralbanken, Steuererhöhungen, eine restriktiveres Regulierungsumfeld sowie zunehmende geopolitische Sorgen.

2. Positionierung des Portfolios

  • Wir sind weiterhin in Aktien etwas weniger stark investiert als in Anleihen und Barmitteln. Aktien bieten unseres Erachtens ein weniger attraktives Risiko-Rendite-Profil und reagieren potenziell stärker auf eine nachlassende politische Unterstützung, höhere Zinsen, eine hohe Inflation und potenzielle Steuererhöhungen.
  • Im Aktienbereich favorisieren wir nach wie vor globale Substanzwerte, US-Small-Caps sowie Schwellenländeraktien, gestützt auf die Erwartung, dass zyklische Unternehmen weiterhin vom starken Wachstum und der weltweiten Wiedereröffnung der Wirtschaft profitieren.
  • An den Festzinsmärkten konzentrieren wir uns auf Papiere mit einer geringeren Duration sowie auf höher verzinsliche Segmente. Folglich sind wir in Hochzinsanleihen, Schwellenländeranleihen sowie Barmitteln übergewichtet.

3. Marktthemen

Balanceakt

Zur gleichen Zeit, als China mit Maßnahmen wie der Senkung des Mindestreservesatzes und der Zusage stärkerer fiskalpolitischer Impulse versuchte, die nachlassende Konjunktur zu stützen, wurde die Politik auch auf sozialpolitischer Ebene aktiv, und zwar mit weiteren, strengeren Vorschriften. Die neuesten dieser Vorschriften haben die Märkte in Aufruhr versetzt. Diese neuen Regelungen haben mit bestimmten Prioritäten zu tun, bei denen es um den Schutz der Datensicherheit, ein höherwertiges, nachhaltigeres Wirtschaftswachstum, den Abbau des Wohlstandsgefälles und den Schutz der Umwelt geht. Einige der Maßnahmen, mit denen die neuen Vorschriften durchgesetzt werden sollen, etwa dass Unternehmen im Bildungssektor in die Gemeinnützigkeit gezwungen werden, wurden als schwerwiegend angesehen. Dies weckte die Sorge, dass auch anderen Branchen ähnlich strenge Maßnahmen drohen könnten. Die jüngsten Äußerungen von Regierungsvertretern scheinen zwar anzudeuten, dass dies unwahrscheinlich ist. Dennoch haben sie die Anleger verunsichert. In nächster Zeit könnte sich Chinas zweigleisige Politik, sowohl die Wirtschaft zu stabilisieren als auch die soziale Agenda voranzutreiben, als schwieriger Balanceakt herausstellen.

Zweifache Trendumkehr

Nachdem sie sich 15 Jahre lang schwächer entwickelt hatten als Growth-Aktien, konnten Value-Aktien im letzten Herbst die Growth-Titel endlich wieder übertreffen. Dies lag an der Erwartung, dass sich das Wirtschaftswachstum kräftig erholen, die Inflation steigen und der Nachfragestau durch die Lockerung der Beschränkungen auflösen würden. Genau das passierte auch – bis Ende März, als sich die Entwicklung an den Märkten plötzlich umkehrte und die Zinsen sanken. Die Auslöser dafür waren Spekulationen, dass das Wachstum und die Inflation ihren Höhepunkt überschritten haben könnten. Zudem führten die Sorge über eine potenzielle Drosselung durch die US-Notenbank und die wegen der Delta-Variante höheren Infektionszahlen zu mehr Zurückhaltung unter den Anlegern. Trotzdem könnte noch einiges für Value-Titel sprechen. Denn durch die jüngste Underperformance sind auch die relativen Bewertungen attraktiver geworden, das weltweite Wachstum liegt noch immer über dem Trendniveau und das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage sorgt weiter für eine beharrlich hohe Inflation. Da die Delta-Variante hoffentlich eingedämmt werden kann und der regulatorische Druck auf Growth-Aktien wächst, könnten die Anleger allmählich wieder mehr auf Value-Titel setzen und eine erneute Trendwende in diesem Zyklus einläuten.

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