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payoff Opinion Leaders

Kein Wandel ohne Gerechtigkeit

09.09.2022 5 Min.
  • Coline Pavot, Leiterin des Research-Teams für verantwortliche Investments

Auch nach dem Sommer bleibt es brenzlig! Dies trifft zum einen auf das Klima zu, denn nach diesem von Hitzewellen geprägten Sommer steht ein Winter vor der Tür, in dem wir womöglich ohne russisches Gas auskommen müssen. Zum anderen wächst die soziale Unzufriedenheit angesichts der Inflation und des Rückgangs der Kaufkraft.

Zwar scheinen diese beiden Themen auf den ersten Blick nicht zusammenzuhängen, doch wie im zweiten Band des IPCC-Berichts hervorgehoben wird, spielt die soziale Gerechtigkeit bei der Anpassung an den Klimawandel eine Schlüsselrolle. Darin ist von einem „gerechten Übergang“ die Rede.

Nicht alle sitzen im selben Boot

Schon Giraudoux schrieb, dass das Privileg der Grossen darin besteht, die Katastrophen von einer Terrasse verfolgen zu können. In der Tat sitzen wir angesichts der Folgen des Klimawandels nicht alle im selben Boot. Während die reichsten 10 % der Weltbevölkerung für 52 % der kumulierten CO2-Emissionen der vergangenen Jahre verantwortlich sind1, zahlen gerade die verwundbarsten Bevölkerungsgruppen den höchsten Preis für die klimatischen Veränderungen und die Abnahme der biologischen Vielfalt. Den Schätzungen des IPCC zufolge leben 3,3 bis 3,6 Milliarden Personen in einem Umfeld, das sehr anfällig für die Folgen des Klimawandels ist. Inwiefern? Arme Bevölkerungsgruppen leben doppelt so häufig in minderwertigen, schlecht isolierten Wohnungen, arbeiten in den am stärksten exponierten Sektoren wie der Landwirtschaft und profitieren weniger von der familiären und öffentlichen Unterstützung, die wohlhabendere Bevölkerungsgruppen geniessen. Nach der Dürre in Äthiopien in den 1980er-Jahren brauchten die mittellosen Landwirte beispielsweise ein ganzes Jahrzehnt, um wieder unter vergleichbaren Bedingungen arbeiten und leben zu können. Davon war eine ganze Generation von Kindern betroffen2. Diese Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel, nicht nur auf Seiten der armen Bevölkerung, wird durch die klimabedingten Migrationsbewegungen erschreckend deutlich zum Ausdruck gebracht.

Der Übergang muss gerecht sein

Der Erfolg der Übergangspolitik der einzelnen Länder wird durch klimatische Ungleichheiten gefährdet. Damit die einzudämmenden Phänomene sich nicht verstärken, ist es erforderlich, auf eine breite soziale Akzeptanz der umweltpolitischen Übergangsmassnahmen hinzuarbeiten. Um dem Teufelskreis einer möglichen Verstärkung zu entkommen, müssen die politischen Entscheidungsträger ökologische und soziale Herausforderungen gleichermassen berücksichtigen, sodass ehrgeizige Klimaschutzmassnahmen zum Wohl der Allgemeinheit auf globaler Ebene durchgesetzt werden können. Hierfür ist es erforderlich, die Folgen von Klimakatastrophen genauer zu erfassen, um sich ein genaues Bild von der Verwundbarkeit der Ärmsten machen und effizientere Massnahmen erarbeiten zu können. Aus dieser Perspektive betrachtet belaufen sich die durchschnittlichen Kosten von Katastrophen statt auf 300 Milliarden US-Dollar schätzungsweise auf 500 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Das ist eine Differenz von über 60 %. Ein gerechter Übergang geht über das Soziale als reine Begleiterscheinung hinaus; er ist als Strategie für den Übergang der Gesellschaft in all ihren Dimensionen anzusehen.

Der gerechte Übergang auf Unternehmensebene

Natürlich wirkt sich diese transformative Dynamik auch auf die Unternehmen aus. Insbesondere im Hinblick auf den Arbeitsmarkt und den Wandel, der sich in zahlreichen Sektoren bemerkbar macht, besteht Anlass zur Sorge. Beispielsweise werden für die Produktion eines Elektroautos schätzungsweise 40 % weniger Arbeitskräfte benötigt als für ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.3 Wie können wir mit diesem Verlust von Arbeitsplätzen umgehen? Wie kann lässt sich der Übergang so gestalten, dass neue Berufe entstehen, damit die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter gewährleistet bleibt? Nach erfolgter Produktion wird besagtes Auto zu einem höheren Preis verkauft als ein gleichwertiges Auto mit Verbrennungsmotor. Die Unternehmen müssen daher auch in Bezug auf die Verringerung von Ungleichheiten beim Zugang zu umweltfreundlichen Gütern und Dienstleistungen Verantwortung übernehmen. Dass die Arbeitnehmer und Verbraucher beim gerechten Übergang an erster Stelle stehen, stellt die Unternehmen vor eine vielschichtige Herausforderung, die sie schnell und proaktiv in ihre Geschäftsmodelle integrieren müssen.

Unsere Managementteams achten seit langem darauf, dass ökologischer Übergang und soziale Gerechtigkeit parallel erfolgen können, statt sich gegenseitig ausschliessen. So haben wir bei Auflegung unseres Impact-Fonds „Echiquier Climate & Biodiversity Impact Europe“4 eine Säule in unsere interne Methodik integriert, die sich dem gerechten Übergang widmet. Um gemeinsam über diese Herausforderung und die Antworten darauf nachzudenken, wird das Hauptaugenmerk bei unserer nächsten Konferenz zu Klimaschutz und Biodiversität auf dem Thema „gerechter Übergang“ liegen.

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1Stockholm Environment Institute
2Weltbank
3PSA
4Anleger werden darauf hingewiesen, dass ihre Anlage im Fonds sich nicht unmittelbar auf Umwelt und Gesellschaft auswirkt, sondern dass angestrebt wird, in Unternehmen zu investieren, die konkrete, in der Vermögensverwaltungsstrategie festgelegte Kriterien erfüllen. Um weitere Informationen zu den Merkmalen, Risiken und Kosten des Fonds zu erhalten, sollten Sie die gesetzlich vorgeschriebenen Dokumente lesen, die auf www.lfde.com. abgerufen werden können. Der Vertrieb des Fonds ist nur an professionelle Anleger gestattet.

 

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