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Kraft Heinz und die Lehren für den Bondmarkt

21.02.2020 3 Min.
  • Rory Sandilands, Fixed Income Investment Manager

Kurz nach Abschluss der Fusion von Kraft Heinz im Jahr 2015 gab das Unternehmen auf den Kreditmärkten rund 12 Milliarden Dollar neue Schulden aus, um die Transaktion zu finanzieren.

Damals erklärte das Management gegenüber potentiellen Kreditinvestoren sehr deutlich, dass die Beibehaltung eines Investment-Grade-Ratings nicht nur wünschenswert, sondern angesichts der Höhe der Verschuldung des Unternehmens im Verhältnis zur Grösse des Hochzinsmarkts auch notwendig sei. 

Abstufung auf High Yield Niveau

Am vergangenen Freitag verloren nun aber sowohl S&P als auch Fitch Ratings nach erneut mittelmässigen Geschäftszahlen und dem Ausbleiben von Korrekturmassnahmen, wie der Kürzung der Dividende, schliesslich die Geduld und stuften das Unternehmen auf das Niveau einer Hochzinsanleihe herab. Mit rund 28 Milliarden Dollar ausstehender Verbindlichkeiten war die Marktreaktion relativ heftig, wobei der Kurs von langfristigen Dollar-Anleihen sogar nur um 10 Prozent niedriger war. Ein solcher Schritt bestätigt, dass «Kraft» in der Tat eine substanzielle Pille ist, die der Markt für Hochzinsanleihen schlucken kann, insbesondere angesichts der etwa 10 Milliarden Dollar Schulden mit einer Laufzeit von über 10 Jahren. Die Bereitschaft, risikoreichere Unternehmen für solch lange Zeiträume zu beleihen, ist geringer.

Das Szenario zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur die Glaubwürdigkeit der Strategie eines Unternehmens zu bewerten, sondern auch das Engagement und die Anreize des Managements und der Interessengruppen zu verstehen. Niedrigere Zinssätze und komprimierte Kreditspreads bedeuten, dass für das Unternehmen die zusätzlichen Kosten für die Bewertung im High Yield Bereich – und nicht als Unternehmen mit Investment-Grade-Rating – niedriger sind als in 2015. Diese Verdichtung der Spreads (zwischen dem Hochzins- und dem Investment-Grade-Markt) hat die Prioritäten des Managements eindeutig verändert. Die anhaltenden Schwierigkeiten des Unternehmens, bei der Anpassung seines Angebots auf die sich stets ändernden Konsumentenbedürfnisse, werden natürlich eine fortwährende Herausforderung für das Management darstellen. Wenngleich auch die Bedenken hinsichtlich der strategischen Ausrichtung des Unternehmens in einigen Ecken des Aktienmarktes zweifellos durch die Bereitschaft des Vorstands, eine grosszügige Dividende zu zahlen, gemildert werden.

Lehren für den Anleihenmarkt

Was sind also die Lehren für den Anleihenmarkt aus dieser Episode? Was im Jahr 2015 eine effiziente Bilanz ausmachte, ist für einige Treasurer in 2020 eindeutig nicht dasselbe. Die sich verändernde Marktdynamik und wie sie das Verhalten der Unternehmen beeinflussen kann stets im Blick zu behalten, ist ein wesentlicher Bestandteil der ESG-Analyse und des gesamten Investitionsprozesses bei Kames Capital. Es ist einer der Hauptgründe dafür, dass wir keine der ausgegeben Anleihen von Kraft Heinz gekauft haben.

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