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payoff Opinion Leaders

Langfristiges Wachstum finden, vergängliche Trends meiden

09.06.2021 5 Min.
  • Mark Baribeau, Head of Global Equity bei Jennison Associates und Portfolio Manager des PGIM Jennison Global Equity Opportunity Fund

Ein Jahr nachdem die Covid-19-Pandemie die Aktienmärkte und die Weltwirtschaft erschütterte, notieren die internationalen Aktienmärkte unweit ihrer Allzeithochs.

Zunächst lagen Wachstumsunternehmen, die von der sozialen Distanzierung und den Abstandsregelungen profitierten, während der Erholung vorn. Angesichts der Fortschritte bei der Impfstoffverteilung und der steigenden Zinsen legen die Anleger den Fokus jetzt auf bislang verschmähte Substanzwerte, während Wachstumstitel nun weniger attraktiv erscheinen.

Diese Rotation wird wahrscheinlich nicht von Dauer sein. Wenn die Zinsen, wie allgemein erwartet, wieder auf niedrige Niveaus sinken, dürften rentable Wachstumsunternehmen, die disruptive Produkte entwickeln, wieder die Spitzenreiter an den Märkten sein. Doch selbst wenn sie sich auf etwas höheren Niveaus einpendeln, werden sich die Märkte nach und nach auf das neue Zinsumfeld einstellen und gleichzeitig die Fundamentaldaten wieder die Marktrenditen bestimmen.

Das Spiel ist eröffnet für risikoreiche Anlagen

Der Jahresbeginn ist für die globalen Aktienmärkte positiv verlaufen, und Sektoren, die zuvor zu den Nachzüglern zählten, darunter der Energie- und der Finanzsektor, haben zulegen können. Ende Februar verlief die US-Renditekurve steiler, und Anleger verkauften chinesische Aktien aus Sorge über eine mögliche Überhitzung an den Immobilienmärkten und drohende Finanzmarktblasen in China. Aktien aus Schwellenändern gerieten dadurch unter Druck. Bis Mitte März waren die Märkte für US-amerikanische, Schwellenländer- und globale Aktien um jeweils rund 5% gestiegen. In jüngster Zeit ist die Entwicklung aber etwas holpriger, da die Anleger neue gesamtwirtschaftliche Meldungen und Datenpunkte verdauen müssen. Die Lage an den chinesischen Märkten hat sich beruhigt. Der Immobiliensektor erholt sich, doch die wachsenden Bedenken rund um das Infektionsgeschehen in Europa sorgen weiter für Nervosität an den Märkten. Das Auf und Ab von Wachstums- und Substanzwerten verwirrt die Anleger weiterhin, die versuchen zu erahnen, welcher Stil die Märkte wohl anführen wird. Viele zyklische Aktien nähern sich den Niveaus aus der Zeit vor der Pandemie, und die Anleger halten gespannt Ausschau nach Faktoren, die die nächsten Impulsgeber für die Märkte sein könnten.

Wie rasant die Renditen der 10-jährigen US-Treasuries jüngst gestiegen sind, hat die Märkte zwar überrascht, zu kurzfristiger Volatilität geführt und Druck auf hoch bewertete Wachstumswerte ausgeübt. Doch das ändert unseres Erachtens wenig an unserer Anlagebeurteilung. Die seit der globalen Finanzkrise niedrigen Zinsen sind Wachstumsaktien ohne Zweifel zugutegekommen. Doch auch in früheren Phasen, in denen die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries über 2% lag, haben sie gute Erträge erbracht. Diese Marke von 2% betrachten einige Experten übrigens als einen negativen Kipppunkt für Wachstumsaktien.

Immerhin sind die Gewinne der Treiber schlechthin für die Aktienkursentwicklung und zudem der Grund, warum Wachstumsaktien besser abgeschnitten haben als andere Anlageklassen und -stile. Die Welt ist im Wandel, und Covid-19 beschleunigt diesen Wandel sogar noch. Dadurch sind Unternehmen mit langfristigem Wachstum, die unser tägliches Leben grundlegend verändern, gefragter. Unternehmen und Verbraucher ändern ihr Verhalten und halten aktiv nach innovativen Produkten und Dienstleistungen Ausschau, die produktiver, günstiger, schneller, praktischer und bequemer sind – und dem Wachstum derjenigen Unternehmen Impulse geben, die ihre sich verändernden Bedürfnisse erfüllen können. Falls diese Unternehmen ihren Jahresumsatz und -gewinn weiter um hohe zweistellige (oder dreistellige) Raten steigern können, wird die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries – ob sie nun 0,5% oder 3,0% beträgt – für die Berechnung der Renditen recht bedeutungslos. Neben wachstumsstarken Unternehmen halten wir die Augen auch nach Branchenführern offen, die rentabel sind oder einen guten Kurs verfolgen, um Rentabilität zu erreichen. Wir sind davon überzeugt, dass diese Unternehmen mit schnellen Zinsänderungen besser umgehen können als unrentable oder spekulative Wachstumsunternehmen.

Wir befinden uns eindeutig in einer V-förmigen Erholung, und die Wachstumserwartungen für 2021 sind gut. Nach dem ersten Ausschlag nach oben dürfte das globale Wachstum etwas nachgeben, da die Welt vor den gleichen Herausforderungen steht wie vor der Pandemie, die sich angesichts der massiven fiskalpolitischen Impulse und Konjunkturpakete verstärken könnten. Die Märkte rechnen in den kommenden Monaten mit vorübergehenden deutlichen Anstiegen der Zinsen, der Inflation und des Wirtschaftswachstums. Wir gehen von einem hohen Nachfragestau in Bereichen wie der Reise- und Freizeitbranche aus. Die Ausgaben dürften steigen und die Wirtschaftsaktivität wieder hochgefahren werden. Doch langfristig werden strukturelle deflatorische Kräfte – unter anderem Technologie, die Globalisierung und die demografische Entwicklung – weiterhin schwerer wiegen als der Anstieg der Geldmenge und die angespannte Lage in den Lieferketten, die wir beobachten. Wenn wir alle makroökonomischen Aspekte zusammen betrachten, erkennen wir ein konstruktives Umfeld für risikoreiche Anlagen – mit einer Reflation, aber ohne eine galoppierende Inflation. In Verbindung mit dem weiter anhaltenden Umfeld der „für längere Zeit niedrigeren“ Zinsen dürften sich diese Bedingungen für Wachstumsaktien auf längere Sicht positiv auswirken.

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